(prh) Es sind nicht die historischen Gebäude oder Denkmäler, die er in den Vordergrund rückt, sondern seine Gedanken, Gefühle und Visionen. "Farben und Formen, Licht und Schatten, Atmosphäre und Stimmung sind Ausdruck meiner Gefühle und Gedanken", erklärt er bei der Vernissage im Foyer des Rathauses. Ganz im Sinne seines Neustädter Lebens habe er sich erlaubt, die Realität zu verändern. Dabei hätten sein Bauchgefühl, seine Intuition und die Sichtweise auf gewisse Dinge eine wichtige Rolle gespielt. "Es ist nicht die plakative Darstellung, sondern das Hintergründige, Tiefschürfende das ich zum Ausdruck bringen will." Das ist ihm in seinen Acrylwerken beeindruckend gelungen. Die Exponate der Ausstellung durchschreiten mehrere Stilepochen, von den blauen Bildern der Romantik bis in die Zeit der Moderne. Teilweise sind sie an Meister wie Caspar David Friedrich oder Marc Chagall angelehnt. Das romantischte seiner romantischen Bilder zeigt im Caspar-David-Friedrich-Stil den historischen Stadtkern hoch über den Wolken.
Die breite Treppe im Vordergrund führt entweder in die Vergangenheit oder in eine ungewisse Zukunft, in Zeiten der digitalen Welt. Sehr beeindruckend auch der Schattenwurf des Kreuzes in der Kapelle im Caritas-Seniorenheim St. Martin im Werk "Wo Schatten ist, da ist auch Licht". Das Bild im warmen Chagall-Blau versucht Gefühle und Sinnlichkeit der Romantik zu vermitteln.
Persönliche Gefühle hat er in "Jenseits der Kälte" eingebracht. Eine eiskalte Ansicht seiner ersten Unterkunft in Neustadt. Dunkler Himmel, fahler Mond und die eisgraue Silhouette der Altstadt wird fokussiert vom warmen Licht aus dem Fenster in der Mitte des Bildes. "Dies symbolisiert den Zugang zu der schönen Zeit, die ich bisher hier erleben durfte", erklärt er den Vernissagegästen. Das Leben in der Stadt ist auf dem Bild "Zebrastreifen" dargestellt, stellt in "Glasperlenweg" dar, wie sich die ersten Sonnenstrahlen in den feuchten Blättern am Prälat-Kett-Weg brechen und dabei explosionsartig Spektralfarben entstehen und den Weg in ein glitzerndes Farbenmeer, in einen Kristall-Glasweg aus lauter kleinen Glasperlen verwandeln.
Er hebt aber auch seinen Zeigefinger und warnt vor einem Meer von Umweltsünden, in dem sein Lieblingsbaum, eine alte Weide, zu versinken droht. Beim Blick auf den ausgetrockneten Bürgerweiher kommt ihm der Gedanke, Fische vor und hinter roten, toten Bäumen darzustellen. Im Werk "Bypass", das er nach einer Herzoperation gemalt hat, finden sich Parallelen vom Bild zur Stadt. Die durchgehende Aorta gleicht der Durchgangsstraße, das Herz dem Stadtplatz, die verstopften, undurchlässigen Nebenadern den Seitenstraßen. Jeder Farbauftrag erzählt eine Geschichte, jede Unebenheit ist ein Stolperstein und jede Erhebung ein Glanzpunkt in seinem Leben. Menschen kommen und gehen, deshalb hat er sie übermalt. Bürgermeister Rupert Troppmann freute sich wie die vielen Vernissagebesucher über die Ausstellung und die sehr persönlichen Gefühle, die in Umanns Werken stecken.
Neustadt an der Waldnaab
02.07.2018 - 13:22 Uhr
Liebeserklärung an die Stadt
von Hans Prem

Seine ganz persönlichen Gefühle, Ansichten und Visionen hat der Neustädter Künstler Ernst Umann (Zweiter von rechts) in seine ausgestellten Bilder zum Thema "Meine Stadt" gelegt. Mit im Bild Ehefrau Elfiie, Bürgermeister Rupert Troppmann (rechts) und Dritter Bürgermeister Heribert Schubert (links).
prh
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