In ausreichendem Abstand traf sich der Umweltausschuss des Kreistags am Mittwoch in der Mehrzweckhalle Floß. Jedes Mitglied freute sich über einen Krapfen auf seinem Platz. Die süße Spezialität hatte das Landratsamt für seine Mitarbeiter dem Lionsclub Neustadt-Lobkowitz zum Faschingsauftakt am 11.11. für einen guten Zweck abgekauft.
Danach wurde es bitterer. Wolfgang Scharnagl vom Sachgebiet Abfallwirtschaft erläuterte die Müllgebührenkalkulation 2021 bis 2023. Sämtliche Beiträge klettern nach oben – um etwa 25 Prozent für Nichtkompostierer und um rund 33 Prozent für Kompostierer. Die Gründe:
- Die Gebührenschwankungsrücklage, jahrelang eine Garantie für niedrige Kosten, ist aufgebraucht.
- Die Entsorgungskosten für Müll und Sperrmüll werden teurer.
- Die Erlöse aus der Papier- und Altpapierverwertung sinken.
- Die Biotonne wird gut angenommen, was aber die Finanzierung belastet.
Das dürfte sich mittelfristig auch nicht ändern, dämpft Scharnagl Hoffnungen. Als Beispiel nannte er den Fahrermangel bei den Entsorgungsfirmen. So etwas veranlasse Unternehmen dazu, bestehende Verträge zu kündigen, um sie zu teureren Bedingungen wieder vorzulegen, um das höhere Lohnniveau aufzufangen.
"Trotzdem liegen wir mit den neuen Sätzen unter den Gebühren von Anfang der 90er Jahre", betont stellvertretender Landrat Albert Nickl. Auch im bayernweiten Vergleich schneide Neustadt nicht schlecht ab, weil in der Kalkulation das Gesamtpaket enthalten sei. Manche Landkreise würde einzelne Leistungen separat abrechnen.
Der ablaufende Kalkulationszeitraum 2018 bis 2020 schließe mit einem Minus von 250000 Euro ab. Schon vor über einem Jahr hätten daher Entsorger in den Abfuhrbezirken Ost, Mitte und West ihre Verträge gekündigt. Die Neuvergabe ergab bei der Ausschreibung wesentlich höhere Sätze für den Kreiskämmerer. Nach zwei trockenen Jahren zogen ferner 2020 die Grüngutentsorgungskosten spürbar an. Die neuen Sätze sollen den Fehlbetrag ausgleichen und kostendeckend sein.
Wie kann man die Steigerung in Zukunft aufhalten, fragten mehrere Kreisräte? Kaum, lautet die Antwort. Udo Greim (SPD) verwies auf höhere Spritpreise, die von den Entsorgern umgelegt würden. Scharnagl erwähnte den boomenden Online-Handel. Das führe zu starkem Kartonagenaufkommen in den Containern. Zugleich sinke der Anteil an hochwertigerem Zeitungs- und Zeitschriftenpapier, das höhere Erlöse bringe.
Karl Meier (Freie Wähler) erkundigte sich, ob es etwas bringe, beim Grüngut Laub und Astschnitt zu trennen. Nein, erklärte Scharnagl. Beim Volumen sei bereits ein Anteil von durchschnittlich 76 Prozent Strauchschnitt und 24 Prozent Gras und Laub berücksichtigt. Meier brachte daraufhin das Aufstellen von Holzcontainern ins Spiel. Die stünden bereits dort, wo es sinnvoll ist, nämlich auf überwachten Wertstoffinseln, erläuterte Experte Scharnagl.
Klaus Bergmanns Frage, ob Mineralwollabfälle irgendwo verwertet werden könne, konnte keiner beantworten. Der Grüne empfahl Bauherren trotzdem, bei Kauf von Dämm-Material auch an Hanf- oder Holzfasern zu denken. Die seien vielleicht etwas teurer, aber in Sachen Entsorgung möglicherweise günstiger.
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