Breitgefächerte Inhalte kennzeichnen die Jahreshauptversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Neustadt-Süd. Der steckt der heiße Sommer noch in den Knochen. Vorsitzender Bernhard Irlbacher freute sich über den Besuch von über 80 Mitgliedern im Postkellersaal.
Moritz Neumann, der zuständige Bereichsleiter am Landwirtschaftsamt, appellierte an die Waldbesitzer, Jäger auf die Einhaltung der Abschusspläne zu drängen und die vom Borkenkäfer bedrohten Fichten zu überwachen. Irlbacher erinnerte an Trockenschäden an Neupflanzungen und zusätzliche Belastungen wie Gewitterstürme, Windwurf und Käferbefall. Gleich zwei Stromtrassen querten das FBG-Gebiet. Eine Lehrfahrt führte zur Messe "Interforst" in München. Zuletzt zählte die Gemeinschaft 775 Mitglieder mit 6164 Hektar Fläche.
Geschäftsführer Michael Bock betonte, dass die Holzvermarktung seit den Schneebrüchen 2013 schlechter laufe. Immer weniger Waldbesitzer schlagen ihr Holz selbst. 85 Prozent der Vermarktung laufen über Rahmenverträge, der Rest geht an kleine Säger für Sondersortimente wie Lärche, Kiefer, Eiche und Pappel.
Bei wertvollen Holzbeständen beteiligt sich die FBG seit Jahren an der Submission, 2018 mit 50 Festmetern von 7 Waldbesitzern. Für die Sägewerke war es ein sehr gutes Jahr mit kontinuierlicher Rundholzversorgung. Für die Waldbesitzer wurde der Absatz durch die großen Holzmengen bei fallenden Preisen und schärferer Sortierung bei der Anlieferung zunehmend schwieriger: "Wir können froh sein, dass unser Holz verkauft wurde und die Holzpreise sehr lange im Jahr noch höher blieben", erklärte Irlbacher. Ab Ende August musste auch im Gebiet der FBG Borkenkäferholz geschnitten werden, mit etwa 2500 Festmetern die doppelte Menge im Vergleich zu 2017. Wegen des trockenen Sommers konnten auch die Kiefern dem vermehrt auftretenden Prachtkäfer, der zunehmend zum Problem wird, wenig entgegensetzen.
Tobias Schmauß' Kassenbericht fiel dennoch erfreulich aus. Der Haushaltsvoranschlag 2018/19 ist mit Einnahmen von 143 100 Euro und Ausgaben von 145 000 Euro kalkuliert. Zügig gingen die Neuwahlen vonstatten. Der bisherige stellvertretende Vorsitzende Reinhard Brunner stellte sich nicht mehr zur Verfügung, da "neue Leute am Haus FBG mitbauen sollten". Einstimmig für drei Jahre gewählt wurden Bernhard Irlbacher (Meisthof) als Vorsitzender sowie Axel Rast (Etzenricht) als Stellvertreter. Neuer Vize ist nun auch Tobias Schmauß (Theisseil).
Dr. Hans-Joachim Klemmt, der Leiter der Abteilung Boden und Klima an der Landesanstalt für Land- und Forstwirtschaft Freising, referierte über "Baumartenwahl im Zeichen des Klimawandels". Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 war 2018 der zweitwärmste Frühling und der zweitheißeste Sommer nach 2003 mit einer Durchschnittstemperatur von 19,3 Grad. Seit 1980 steigt die Temperatur kontinuierlich an. Der Füllstand des Bodenwasserspeichers, gemessen bis in einen Meter Tiefe, nahm wegen fehlender Niederschläge besonders in Nordbayern gravierend ab. Folgen bei den Waldbäumen sind verfrühter Laubabfall, besonders bei den Buchen, sowie die Einstellung des Durchmesserzuwachses und ein erhöhtes Absterben, begünstigt durch begleitende Faktoren wie Sturmwürfe und Schädlingsbefall.
Der nicht zu übersehende Klimawandel stellt eine große Herausforderung für die praktische Forstwirtschaft dar. Das Rückgrat für den klimagerechten Waldbau sollen erprobte Baumarten darstellen, bereichert mit einem Mischbestand von zwei bis vier seltenen heimischen oder fremdländischen Baumarten. Dabei müssen Klima, Boden und Baum zueinander passen. Hier stellte Klemmt mit Küsten-Tanne, Edelkastanie, Schwarzkiefer, Vogelkirsche und Zerr-, Flaum- und Rot-Eiche vielversprechende Baumarten vor. Je geringer aber der Kenntnisstand zu neuen Arten ist, desto vorsichtiger sollten sie Anwendung finden.
Gemeinsam mit Sigrid Künkler ehrte Bernhard Irlbacher Reinhard Brunner, der sich viele Jahre für die Gemeinschaft engagierte. Er wurde 1998 Geschäftsführer, stellte seine Fähigkeiten bei der Aufarbeitung großer Holzmengen nach den Winterstürmen Vivian und Wiebke 1990 unter Beweis und war maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Betriebsgemeinschaft PEFC-zertifiziert ist. Glücklicherweise bleibt Brunner der FBG als stellvertretender Obmann erhalten.
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