Die Anwohner sprechen sich mehrheitlich gegen die Errichtung eines 5G-Sendemasts in Neustadt aus. In einer Infoveranstaltung der Stadt im Gasthaus "Zum weißen Rössl" sollte aufgeklärt werden. Im Vorfeld der Veranstaltung hat der Plan der Deutschen Telekom und der Genehmigungsbeschluss des Stadtrats bei den Anwohnern rund um den Kahrweg hohe Wellen geschlagen. "Wir wollen keinen Sendemast und wenn, dann im Abstand von mindestens 500 Metern zur Wohnsiedlung", lautet die Forderung einer Bürgerinitiative in Gründung. Mit 141 Unterschriften wurde ihr Widerstand untermauert. Der Stadtrat hatte sich daraufhin verständigt, den bereits gefassten Beschluss zu überdenken und sich und den Bürgern erst weitere Aufklärung in einer Infoveranstaltung mit einem neutralen, unabhängigen Fachmann zu holen.
Bürgermeister Sebastian Dippold freute sich über das rege Interesse und den Einsatz der Anwohner. "Die Stadt hat beim Bau von Mobilfunkmasten nur ein kleines Mitspracherecht", bedauerte er. Er sprach im aktuellen Fall von einem "Präzedenzfall", der in Zukunft noch öfter auf die Stadt zukommen werde.
In Diplomphysiker Dr. Thomas Kurz vom Bayerischen Landesamt für Umwelt in Hof hatte Dippold einen kompetenten Fachmann für die Veranstaltung gefunden. Kurz ist zuständig für die Fachbereiche "Lärmschutz im Verkehr und Elektromagnetische Felder". Kompetent und detailliert klärte er über die Wirkung elektromagnetischer Felder auf, referierte über die Anforderungen der Bundesnetzagentur an den Standort, wie sich ein Sicherheitsbereich errechnet oder den erforderlichen Immissionsschutz. "Mobilfunksendeanlagen hält jeder mit einem Handy in der Hand", stellte er zu Beginn fest. "Bei einer Masthöhe von rund 20 Meter liegt der Sicherheitsbereich bei vier bis fünf Metern". Festgelegte Grenzwerte, die internationalem Forschungsstand entsprächen, würden nur oben an der Antenne überschritten.
Was die Anwesenden brennend interessierte, war der Stand der Forschung aus medizinischer Sicht. "Es ist nicht so leicht zu sagen, Mobilfunk ist gefährlich oder nicht", äußerte Kurz. In der Wissenschaft gebe es kein Schwarz oder Weiß, sondern viele Grautöne dazwischen. "Die Forderung des Nullrisikos lässt sich allerdings nicht erfüllen", fasste er zusammen. Das Restrisiko unterhalb der Grenzwerte bei Basisstationen sei allerdings gering, habe die Weltgesundheitsorganisation bereits 2013 festgestellt.
Christian Blenk von der Deutschen Telekom, Kommunalbeauftragter Mobilfunk Bayern, erläuterte den Anwesenden die Forderungen der Politik über einen flächendeckenden Ausbau des Mobilfunknetzes, dessen erforderliche Struktur, die Standortsuche und die neue 5G-Technik. In Neustadt seien für diese Technik drei Standorte geplant, nämlich der an der A 93, ein Standort im Stadtzentrum; beim dritten Standort in der Nähe des Gymnasiums wolle man die Anlage von Anbieter Vodafone mitnutzen. Für die Antennenmasten suche man zunächst kommunale Flächen und dann erst Grundstücke in Privatbesitz. "Der Sendemast am Breiten Weg wird rund 30 Meter hoch", informierte er. Sollte das Vorhaben auf der kommunalen Fläche nicht umsetzbar sein, gehe die Telekom in die Privatakquise.
Bei der anschließenden Diskussion waren teilweise große Emotionen zu spüren. Josef Puckl vermutete, dass die 5G-Technik nicht für den normalen Handy-Nutzer, sondern für die Industrie, die Autobahn und für die Bundeswehr gedacht sei. Er warf den Referenten vor, Studien über die gesundheitlichen Auswirkungen bei 5G, die er kenne, zu ignorieren. Ein Anwohner hatte ein Problem mit der Optik des Mastes, andere wollen diesen einfach nicht. Auch einige Stadträte hatten Fragen zum geplanten Standort und zur zukünftigen Technik.
Die Infoveranstaltung endete nach zweieinhalb Stunden, die betroffenen Anwohner machten nicht den Anschein, versöhnt nach Hause zu gehen. Das Thema kommt nun in einer der nächsten Stadtratssitzungen erneut auf die Tagesordnung.
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