Die Kreisstadt trauert um eine verdiente Persönlichkeit. Nur wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag erlag Hans Schreyegg am vergangenen Mittwoch im Klinikum Weiden einer schweren Erkrankung. Der Träger der Bürgermedaille und des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland hat sich nicht nur um Neustadt bleibende Verdienste erworben, sondern auch um die bayerische Kommunalverwaltung.
In Weiden geboren und aufgewachsen, zog Schreyegg mit den Eltern nach Regensburg. Seine Ausbildung in der Kommunalverwaltung absolvierte er in Nabburg. 1967 kam er ans Landratsamt Neustadt. Er heiratete die Geschäftsfrau Ursula Friedl, die ihm die Kinder Thomas und Susanne schenkte.
Schon bald engagierte sich der Beamte mit Leidenschaft im Neustädter CSU-Ortsverband und in der Kommunalpolitik. Er gehörte von 1978 bis 1996 dem Stadtrat an. Mit Weitsicht und großer Sachkenntnis führte der versierte Stratege und Analytiker eine Periode die CSU-Fraktion. An vielen wichtigen Entscheidungen über die Zukunft Neustadts war der Vordenker beteiligt.
So war der ehemalige Bürgermeisterkandidat auch ein Motor für den Bau der Neustädter Umgehung mit dem Mühlbergtunnel und als passionierter Camper auch für die Freizeitanlage in der Gramau. Die Kastanienallee zwischen Theisseiler Straße und St. Felix ist ebenfalls eine Idee von ihm. Die Auszeichnung für 60-jährige Treue zur CSU vor wenigen Tagen konnte das Ehrenmitglied nicht mehr entgegennehmen.
Schreyegg ist Geburtshelfer der Arbeitsgemeinschaft "Neustadt in Europa", des mit 37 Mitgliedern und über einer halben Million Bürger größten Städtepartnerschaftsverbunds in Europa. Das Bestreben des Ehrenvorsitzenden war das friedliche Zusammenwachsen dieser Städte und Gemeinden in Deutschland, Österreich, in den Niederlanden, Ungarn, Tschechien, der Slowakei und Polen. Seit 1979 trifft man sich jährlich in einem Neustadt. Überdies sind bereits viele regelmäßige Vereinskontakte und Freundschaften entstanden.
Ein wichtiges Kapitel im Leben Schreyeggs war die Verwaltungsgemeinschaft (VG) Neustadt/WN. Sie ging am 1. Juli 1973 aus der Gemeindegebietsreform in Bayern hervor und war die erste Ringverwaltung im Freistaat und die erste, die die Arbeit aufnahm. Der 28-jährige Regierungsoberinspektor wagte zahlreichen mahnenden Ratschlägen zum Trotz den Sprung ins kalte Wasser und übernahm die Leitung der Geschäftsstelle in der Freyung. Der damalige Landrat Christian Kreuzer sagte: „Herr Schreyegg, haben Sie sich das auch wirklich gut überlegt?“
Als Mann der ersten Stunde wurde er bayernweit zu einem geschätzten Ansprechpartner und Ratgeber in allen Fragen, was die Gründung und Entwicklung von VGs betraf. Delegationen aus ganz Bayern gaben sich die Klinke in die Hand, darunter auch die Innenminister Bruno Merk und Alfred Seidl sowie Staatssekretär Erich Kiesl. Alle wollten sehen, wie die VG arbeitet.
Regierung und Ministerium, Verwaltungsgerichte und Kommentatoren bedienten sich bei Stellungnahmen zu Verwaltungsgemeinschaften nicht selten aus
Veröffentlichungen, die Schreyegg geschrieben hatte. Als der Verwaltungsrat 2006 in Pension ging, konnte er sich auf die Fahnen schreiben, nicht nur Pionierarbeit geleistet zu haben, sondern auch am Erfolgsmodell der VGs in Bayern mitgewirkt zu haben. Zu erwähnen bleibt, dass Schreyegg bis 2020 noch zehn Jahre als ehrenamtlicher Kreisarchivar für die 38 Kommunen ein geschätzter Ratgeber war.
Der Trauergottesdienst für Schreyegg ist am Mittwoch, 29. Januar, um 14.30 Uhr in der Kapelle im Seniorenheim St. Martin. Die Urnenbeisetzung auf dem Friedhof schließt sich an.
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