Peter Reiser von den Freien Wählern und Thomas Spörl von der CSU freuten sich über den guten Besuch und begrüßten den Referenten des Abends: Professor Michael Hauer. Der Neustädter referierte zunächst zu dem Thema: „Ein neutraler Blick auf die Altersvorsorge – Probleme, Lösungen und Strategien“. Danach stand er für Fragen und Diskussion zur Verfügung.
„Berufstätige müssen beim Renteneintritt mit 40 Prozent weniger Geld auskommen. Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung.“ Der OTH-Professor mahnte zur Vorsorge: "Die Deutschen werden immer älter und bereiten sich kaum darauf vor. 1911 wurde eine Frau gerade einmal 57,5 Jahre alt. 2014 erreichten Frauen bereits ein Durchschnittsalter von 83 Jahren, und Männer wurden 78 Jahre. Die Altersvorsorge wird deshalb immer wichtiger“.
Das Geldvermögen der Bürger sei seit 2008 um 31 Prozent auf 5,9 Billionen Euro angewachsen. „Es liegt sehr viel Geld umher“, meinte er. Gerade in dieser Phase sollte man für das Alter und für den Ruhestand vorsorgen. „Während der Arbeitszeit hat man Zeit, Geld zurückzulegen. Eine Absicherung ist ungemein wichtig“, appellierte der Referent. Das „Geld-ist-weg-und-ich-bin-noch-da-Risiko“ soll vermieden werden. Die errechnete Versorgungslücke beträgt mit Eintritt in die Rente im Schnitt 40 Prozent. Bei Krankheit oder Pflegebedürftigkeit werde es noch teurer. Die gesetzlichen Renten seien nur bis zum Jahr 2025 mit 48 Prozent garantiert. Dann komme die „Babyboomergeneration“ ins Rentenalter. „Früher hatten die Eltern viele Kinder, heute haben die Kinder viele Eltern.“ Das sei das Problem. Die Babyboomer hätten nicht genug Kinder bekommen.
Politiker müssten ehrlich zugeben, dass sich die Leute privat absichern müssen, um die Versorgungslücke auszugleichen. Auch Beamte sind nicht zu 100 Prozent versorgt. „Man kann auf Konsum verzichten und Geld auf die Seite legen.“ Die Lebensstandardlücke gelte lebenslänglich, und wir leben länger als wir glauben. „Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben.“ Der Professor zeigte das Drei-Schichten-System mit privater Vorsorge, Riester-Rente und Basisrente auf. Nachfolgend beleuchtete Hauer das Marktumfeld. Der Sockel der Versorgung sollte immer eine Leibrente sein. Hauers Rat: „So früh wie möglich mit der persönlichen Altersversorgung anfangen.“
Vor allem Frauen sollten an die ausreichende Altersversorgung denken, denn Frauen sind meistens unterversichert. „Altersvorsorge ist weiblich.“ Noch dazu würden Frauen älter, gab der OTH-Professor zu bedenken. „Man muss was tun, da beißt die Maus keinen Faden ab.“ Abschließend zeigte Hauer anhand von Konsumausgaben auf, „dass es uns gut geht. Nur das glaubt mir keiner“. 800 Millionen Euro stecken die Deutschen jährlich in Schönheitsoperationen, 3,5 Milliarden Euro in Bekleidung und Schuhe, 14,3 Milliarden Euro geben sie für Weihnachtsgeschenke aus, 15 Milliarden Euro für das Rotlichtmilieu, 23 Milliarden Euro für Alkohol und 25,9 Milliarden Euro für Tabak. Das Glücksspiel lassen sich die Deutschen 32,5 Milliarden Euro im Jahr kosten, der Betrieb des Autos schlägt mit 90 Milliarden Euro zu Buche und Urlaub mit 120 Milliarden Euro. Die Summe dieser Ausgaben ergibt 320 Milliarden Euro und ist damit größer als der Bundeshaushalt des vergangenen Jahres. Dagegen flossen an Beiträgen in alle Renten und Lebensversicherungen 2017 nur 90 Milliarden Euro. „Da ist eine gewisse Unwucht da.“
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