Neustadt an der Waldnaab
08.10.2018 - 12:32 Uhr

Offenes Haus statt Beamten-Trutzburg

Das Landratsamt ermöglicht erste Blicke hinter die Kulissen des Erweiterungsbaus am Lobkowitzerschloss.

Nur wenige Bürger wagen beim ersten öffentlichen Rundgang einen Blick auf die vieldiskutierte Baustelle des Landratsamts. Der Gedanke des offenen Gebäudes, das viele Blicke freigibt, kommt indes an. Kreisbaumeister Werner Kraus (rechts) und die Berliner Architektin Regina Maria Münstermann stellen Einzelheiten vor. Bild: Hartl
Nur wenige Bürger wagen beim ersten öffentlichen Rundgang einen Blick auf die vieldiskutierte Baustelle des Landratsamts. Der Gedanke des offenen Gebäudes, das viele Blicke freigibt, kommt indes an. Kreisbaumeister Werner Kraus (rechts) und die Berliner Architektin Regina Maria Münstermann stellen Einzelheiten vor.

Vielleicht war das Wetter am Freitagnachmittag einfach zu prächtig. Das Bürgerinteresse an einem ersten Rundgang durch den neuen Anbau am Landratsamt in Neustadt hielt sich sehr in Grenzen. Beim stichprobenartigen Stimmenfang hinterher fällt das Fazit jedoch kurz, aber eindeutig aus - wahlweise "schön" oder "sehr schön".

Mag die Sonne auch einige ins Freie statt ins Gebäude gelockt haben, den Bau selbst rückte sie in ein vorteilhaftes Licht. Das gilt zunächst für die Arbeitsplätze mit bodentiefen Fenstern. Geplant sind Zweierbüros mit 22 Quadratmetern und Einzelbüros für Sach- oder Abteilungsleiter mit 14 Quadratmetern.

Alle öffnen sich zum Innenhof mit seiner amphitheaterhaften Treppe und geben den Blick auf die Schlossfassade frei, die einst Antonio della Porta im 18. Jahrhundert konzipiert hat. Dabei dominieren die Werkstoffe Holz und Sichtbeton. Der Boden wird mit Hirnholzparkett verlegt. Darunter versteht man Holz, das entgegen der Baumfaser geschnitten wurde. "Sehr strapazierfähig, pflegeleicht und nicht zu teuer", sagt Kreisbaumeister Werner Kraus dazu.

Durch diese Materialien entsteht ein Kalt-Warm-Kontrast, der dem Gebäude Lebendigkeit verleiht, erklärt Architektin Regina Maria Münstermann vom Berliner Büro Bruno-Fioretti-Marquez, das im Januar 2016 den Wettbewerb für den Erweiterungsbau gewonnen hat. Die Bürotüren sollen einen Weißton erhalten, für die Außenfenster ist robuste Eiche vorgesehen. Auch lasierte Lärche kommt häufig zum Einsatz.

Behördenbesucher werden durch den barrierefreien Haupteingang am Hohlweg zunächst die Halle betreten, wo die Sozialverwaltung sitzt und Menschen betreut, die Grundsicherung beziehen. Dort befindet sich eine Infotheke und dahinter die Poststelle, die vom Alten Schloss aus herüberzieht. Dahinter hat das Sachgebiet 13 sein Domizil: die EDV. Sie muss aber einen Raum für den Treppenübergang zum Neuen Schloss opfern. Apropos Datenverarbeitung: "Allein dafür sind 40 bis 45 Kilometer Kabel verlegt", betont Kraus. Ein weiterer EDV-Raum ist unter der Kaskadentreppe versteckt.

Vielfach befürchtet: Der Gebäudekörper verdeckt die historische Fassade des Neuen Schlosses. Dass die nicht verschluckt wird, zeigt sich beim Blick von der Knorrstraße aus. "Die Traufe des Baus geht bis zur Simskante des Neuen Schlosses, um es möglichst wenig zu tangieren", erläutert Regina Münstermann.

Das Architekturbüro hat auch an anderer Stelle die Historie geschont und sogar neu inszeniert. "Die Außenfassade nimmt die Weiterführung der alten Neustädter Wehrmauer auf", sagt Münstermann. Die Fassade besteht aus 60 Zentimeter dickem Beton aus Blähtongranulat, der keine zusätzliche Dämmung braucht. Unklar ist noch, wie sie von außen endgültig aussehen soll. Zurzeit laufen die Probeanstriche. Laut Kraus soll es eine Art Sandsteinton werden.

Der Bau schließt sich wie eine Spange um die Nordseite des Schlosses, schirmt die Kreisbehörde aber nicht gegen die Stadt ab. Im Gegenteil: Von der Knorrstraße soll ein gepflasterter Weg aus Flossenbürger Granit an der Schlossfassade über den Innenhof zum Barockgarten führen. "Auch von außen ist der Blick zum Schloss frei", betont Münstermann. Das machen große Fensterfronten, etwa Richtung Stadthallen-Parkplatz, möglich. Beamte haben eben nichts zu verbergen.

Der Zeitplan:

Wahrscheinlich im Februar steht der Umzug der Sachgebiete, die zurzeit über mehrere Gebäude in Neustadt verteilt sind, in den Neubau an. Irgendwann im ersten Quartal 2019 nach dem Umzug soll auch Einweihung gefeiert werden, erklärt Kreisbaumeister Werner Kraus. Dann ist auch ein Tag der offenen Tür geplant. In den Wintermonaten müssen aber erst einmal 2000 Quadratmeter Fußböden verlegt sowie alle Türen eingebaut werden. (phs)

Der helle Innenhof wird im Sommer wahrscheinlich ein begehrter Platz für den Pausenplausch der Landratsamtsmitarbeiter sein. Die Fassade des Anbaus ringsum wird dmoniert von Glas und Lärchenholz. Bild: Hartl
Der helle Innenhof wird im Sommer wahrscheinlich ein begehrter Platz für den Pausenplausch der Landratsamtsmitarbeiter sein. Die Fassade des Anbaus ringsum wird dmoniert von Glas und Lärchenholz.
 
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