Neustadt an der Waldnaab
22.02.2022 - 17:30 Uhr

Trauer um Dr. Reinhard Trottmann

Die Kreisstadt Neustadt/WN ist um eine Persönlichkeit ärmer. Dr. Reinhard Trottmann, der für viele mehr war als der Hausarzt, den am Patienten vor allem die Krankheit interessiert, lebt nicht mehr.

Daumen hoch für ein abwechslungsreiches Leben. Dr. Reinhard Trottmann liebte Afrika und seine Landschaft. Bild: Birgit Trottmann/exb
Daumen hoch für ein abwechslungsreiches Leben. Dr. Reinhard Trottmann liebte Afrika und seine Landschaft.

Im Jahr 1983 beantwortete Reinhard Trottmann die Frage vieler Neustädter, ob es mit der Ärztetradition seiner Familie weitergeht, nachdem etliche Jahre zuvor sein Vater gestorben war. Der Sohn, Ältester von sieben Geschwistern, eröffnete die eigene Allgemeinarztpraxis in der Naabstraße. Er machte aus Sprech- und Wartezimmer eine Institution. Nicht nur wegen der Heilkunde, sondern weil der Herr Doktor auch gut mit den Leuten konnte. Am Montag ist er mit 71 Jahren gestorben.

Vielen Patienten bleiben die Bilder des begeisterten Hobbyfotografen, die die Praxis schmückten, in Erinnerung. Jedes Jahr wurden sie gewechselt, nachdem Trottmann von einer neuen Fernreise zurückgekehrt war. Auch das war eine Leidenschaft des gebürtigen Neustädters, der im Kloster Ettal aufs Gymnasium ging, später am Augustinus in Weiden Abitur machte und anschließend in Erlangen studierte.

"Mein Mann hat immer sehr viel gearbeitet, aber er musste auch wissen, warum er das tut, und das waren eben die Reisen", erzählt Ehefrau Birgit. Angefixt dazu hat die Trottmanns ein Kollege, der Manteler Arzt Dr. Jürgen Trammer. Er lernte Reinhard Trottmann 1983 auf einer Fortbildung kennen und überredete ihn zu einer Besteigung des Kilimandscharo. Die wurde 1984 auch zur Hochzeitsreise der Trottmanns. Es sollten viele gemeinsame Exkursionen der beiden Ehepaare und einiger Freunde in aller Herren Länder folgen. "Schon beim Rückflug hat mein Mann fünf Vorschläge gemacht, wo es nächstes Jahr hingehen könnte. Dann wurde noch am Flughafen abgestimmt und geplant", sagt Birgit Trottmann.

Das Afrika-Fieber ließ Reinhard nie richtig los. Vor allem Namibia hatte es ihm angetan. Auch als sie nicht mehr ganz jung waren, zogen die Trottmanns mit dem Zelt los und haben sich in Afrika oder Südamerika selbst versorgt.

Diese Abenteuerlust trat beim Ehemann auch in anderer Form in Erscheinung, bei Urlauben mit der Honda "Gold Wing" und später mit mehreren Harley-Modellen. Eine der letzten dieser Touren führte auf der Route 66 von Las Vegas nach Kalifornien, bis runter nach San Diego.

Dazwischen waren die Tage beim Vater zweier Töchter mit viel Arbeit in der Praxis, beim Ehrenamt im Roten Kreuz und als Notarzt ausgefüllt. Nur in die Politik hat es ihn nie gezogen. Dort hatte es Trottmann senior bis zum stellvertretenden Landrat gebracht. Mutter Maria saß für die CSU im Stadtrat und im Kreistag.

Die letzten Jahre ließ die Gesundheit Reinhard Trottmanns zunehmend nach. Da war es tröstlich, dass die Nachfolge in der Praxis als Familienbetrieb gesichert ist. Schwiegersohn Dr. Frederic Schneider hat am 1. Januar offiziell den Kassensitz für die Naabstraße übernommen. Seine Frau, Dr. Katharina Trottmann, steigt als Chirurgin und angehende Allgemeinmedizinerin ein. Den beiden steht Reinhards Cousine Dr. Andrea Zahner-Trottmann als erfahrene Niedergelassene zur Seite. Und Katharinas Schwester Barbara, ausgebildete Schauspielerin, hilft als Arzthelferin, die Praxis im Sinne des verstorbenen Vaters in Schuss zu halten.

"Mein Mann hat immer sehr viel gearbeitet, aber er musste auch wissen, warum er das tut, und das waren eben die Reisen."

Birgit Trottmann

 
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