"Die Berater könnten noch viel mehr Objekte vermitteln, wenn sie zur Verfügung stünden", betont Immobilienspezialistin Manuela Spaur. Sie und ihre Kollegen vermittelten 2018 genau 43 Wohnungen und Häuser im Wert von 7,5 Millionen Euro. Das ist ein Plus von 35 Prozent. Der Boom setzt sich auch in den ersten Monaten 2019 mit einem Plus von 14 Prozent fort.
Ein Durchschnittspreis ist dabei kaum zu nennen. Je nach Zustand, Lage und Infrastruktur kosten neue Doppel- und Reihenhäuser im Landkreis Neustadt zwischen 270 000 und 330 000 Euro, neue Eigentumswohnungen zwischen 2200 und 2750 Euro pro Quadratmeter. Gebrauchte Häuser sind zwischen 160 000 und 220 000 Euro zu haben, gebrauchte Wohnungen zwischen 1100 und 1650 Euro je Quadratmeter. Das sind je nach Lage und Objekt 20 bis 60 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren.
Zum Trost: Im Bayernschnitt stiegen die Preise für Häuser aus zweiter oder dritter Hand im Zehnjahresvergleich sogar um 79 Prozent. Das ergibt für so eine Immobilie 324 500 Euro. Das gilt zumindest für die Häuser, welche die Sparkassen und die LBS im Freistaat vermittelt haben, erläuterte Erwin Bumberger, Chef der LBS Bayern, der zum Immobilienmarktgespräch extra aus München nach Neustadt angereist war.
Tendenz zum Pendeln
Spaur beobachtet, dass vor allem zwei Zielgruppen Eigentum anstreben: junge Familien und Senioren. Bei ersteren wirke auch die Rückkehrer-Kampagne, die der Landkreis fährt, indem er damit wirbt, was man sich in der Nordoberpfalz im Gegensatz zu Nürnberg und München alles leisten kann. Das zieht vor allem in der Phase der Familiengründung nach Studium und Ausbildung. Spaur: "Eine halbe Stunde Autofahrt zum Arbeitsplatz nehmen die Leute heuer viel eher in Kauf als noch vor 10 Jahren." Nicht zuletzt, weil auch die Gehälter in der Region deutlich gestiegen seien, ergänzt Sparkassen-Vorstand Gerhard Hösl.
Daneben zieht es Pensionäre und Rentner aufs Land, beobachtet Spaur. "Da sind Leute dabei, die ein Leben lang in München verbracht haben, denen aber jetzt der Wohnraum zu teuer wird. Wir haben auch Anfragen aus dem Raum Stuttgart." Diese Menschen hätten oft gar keine Verbindung in die Region, sondern suchten eine gute Gebrauchtimmobilie, Ruhe und Freizeitwert.
Die Preise werden so bald nicht purzeln, wagt Sparkassenchef Josef Pflaum einen Blick in die Zukunft. "Aber Bausparen macht immer noch Sinn. Und noch nie war es so günstig, an Baugeld zu kommen." Das bestätigt Bumberger. Bei 25-jähriger Laufzeit eines Kredits sei der Zins mit 1,51 Prozent fest. Zudem seien zwischen 2006 und 2016 die Löhne und Gehälter im Freistaat um 25 Prozent gestiegen. Rechne man den öffentlichen Dienst dazu, käme man sogar auf 30 Prozent. "Das macht die höhere Finanzierung wieder möglich", versichert Bumberger. Als Faustregel gelte, dass der Käufer 20 Prozent Eigenkapital mitbringen sollte. Im Bayernschnitt wären das zuletzt satte 94 000 Euro, fast das Doppelte von 2009.
Forderung: Prämien rauf
Im Landkreis gehe aber doch vieles einfacher, ließ Gerhard Hösl durchblicken: "Wir haben auch viele Vollfinanzierungen. Da schauen wir uns halt die Familiensituation sehr genau an." Auch der Bund habe mit dem neuen Baukindergeld schon Einiges getan. Insgesamt seien bis 40 000 Euro staatliche Förderung drin, erklärte Bumberger.
Er ist gespannt, ob die Bundesregierung im Herbst ein Kapitel ihres Koalitionsvertrags abarbeitet und die Wohnungsbauprämien bei Bausparern anpasst. Die liegen bei 25 600 Euro für Alleinstehende und 51 200 Euro Jahreseinkommen für Verheiratete. Wer mehr verdient, hat keinen Anspruch. Bumberger: "Das ist seit 25 Jahren nicht mehr angehoben worden. Da kommt heute schon eine Krankenschwester drüber, die gerade ausgelernt hat."
Neue Baugebiete sind im Kreis Neustadt eigentlich überall bald voll. Im Geschäftsbereich der Vereinigten Sparkassen ist vor allem Auerbach wegen der Nähe zu Nürnberg und Amberg eine Boomtown. Aber auch alle Orte rund um den Truppenübungsplatz seien begehrt. Vohenstrauß sei attraktiv wegen der Autobahn, sagt Gerhard Hösl. „Und vor ein paar Jahren wollten Weidener nicht unbedingt nach Neustadt, das hat sich gründlich geändert“, weiß Manuela Spaur. Sie hat 500 Kunden vorgemerkt, die auf ein geeignetes Objekt warten und bereits finanzierungsgeprüft sind. Der Neubau kann nirgendwo in Bayern den Bedarf decken, bedauert LBS-Chef Erwin Bumberger. Nötig wären 70 000 Wohneinheiten pro Jahr. In den letzten beiden Jahren wurden aber jeweils nur rund 60 000 Häuser und Apartments gebaut. (phs)
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