Niedermurach
07.01.2024 - 13:21 Uhr

Niedermuracher Hinterglasbilder erstrahlen in neuem Glanz

Nach ihrer Restaurierung hat die Pfarrei Niedermurach 15 Votivbilder wieder zurückerhalten. Künftig sollen die Hinterglasbilder im Pfarrheim ausgestellt werden. Möglich gemacht hat das das ILE-Regionalbudget.

„Wir sind es jedem echten Künstler, der Bleibendes geschaffen hat, schuldig, sein Werk vor dem Vergessenwerden zu bewahren.“ Dieses Ansinnen von Paul Schibler hat sich die Kirchenverwaltung Niedermurach zu eigen gemacht und die im Besitz der Pfarrei befindlichen 15 Hinterglasbilder restaurieren lassen.

Ursprünglich gehörten die Bilder zur Niedermuracher „Wieskapelle zum gegeißelten Heiland“, die aber Pfarrer Hans Kraus Anfang der 1970er Jahre wegen der zunehmenden Einbrüche in Kirchen und Kapellen im Pfarrhaus in Sicherheit brachte. Unbeachtet und unsachgemäß lagerten dort die Hinterglasbilder, bis Kirchenpfleger Hans Kirchhammer und Kreisheimatpfleger Hubert Teplitzky im Jahr 2007 eine schriftliche Bestandsaufnahme mit fotografischer Dokumentation erstellten. Danach schlummerten die Kunstwerke weiter im unbewohnten Pfarrhaus, bis dieses für die Renovierung 2019 geräumt werden musste. Kirchenpfleger Jakob Kiener verwahrte sie daraufhin.

Finanzielle Belastung zu hoch

Die Kirchenverwaltung mit Pfarrer Herbert Rösl an der Spitze wollte die Hinterglasbilder nicht sich selbst überlassen. Vielmehr sollten sie restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ein Angebot der Firma Kallinger, Kirchenrestaurierung belief sich auf 14 541 Euro. Angesichts der angespannten Finanzlage der Kirchenstiftung nach dem Errichten des Pfarr- und Jugendheims erschien den Kirchenräten die Belastung zu hoch.

Nach Einholen von Informationen über Fördermöglichkeiten bei der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) Brückenland Bayern-Böhmen gab Regionalmanager Christian Karl den Hinweis, dass mit eine Förderung von 9776 Euro aus dem Regionalbudget gerechnet werden könnte. Damit rückte die Restaurierung in den Bereich des Machbaren. Die Kirchenverwaltung sprach sich dafür aus, die Chance zu nutzen und stellte 2021 die erforderliche „Förderanfrage für Kleinprojekte“, wurde aber im Jahr 2022 nicht berücksichtigt. Ein erneuter Anlauf für 2023 brachte den gewünschten Erfolg.

Bei den Hinterglasmalereien des Niedermuracher Bestandes handelt es sich durchwegs um Votivbilder. Mit diesen Weihegaben brachten die Menschen ihren tief empfundenen Dank gegenüber Gott oder einem Heiligen nach Errettung aus Unheil, Not, Gefahr und Krankheit oder der erfüllten Bitte eines Wunsches zum Ausdruck. Mehr als die Hälfte der restaurierten Votivgaben hatten wohl Bauernfamilien in Auftrag gegeben, denn darauf wird die Viehseuche Rotlauf thematisiert.

Rotlauf war eine gefürchtete Infektionskrankheit, die vornehmlich Schweine, aber auch alle anderen Tiere eines Hofes befallen, ziemlich schnell zum Tod der Tiere führen und so ganze Familien in Not und Elend, in den Ruin treiben konnte. Bei verschiedenen Motiven ist auch deutlich ein Bezug zur „Wieskapelle zum gegeißelten Heiland“ und der dortigen Schwarzen Madonna zu erkennen, von wo offensichtlich die Gebetserhörungen ausgingen.

Nach der Rückgabe der 15 Hinterglasbilder konnten sich Pfarrer Herbert Rösl mit den Kirchenverwaltungsmitgliedern, Bürgermeister Martin Prey und ILE-Regionalmanager Christian Karl von der gelungenen Restaurierung überzeugen. „In diesen Hinterglasmalereien kommen überzeugter Glaube und tiefe Dankbarkeit nach Hilfe in großer Not zum Ausdruck“, freute sich Pfarrer Herbert Rösl und betonte, „dass man in der Pfarrei schon ein bisschen stolz sein kann, solche Kleinode von hohem ideellen Wert zu besitzen“.

Bodenständige Volkskunst

Bürgermeister Martin Prey war begeistert von der Vielzahl der Objekte, der teilweisen stattlichen Größe und dem nun überaus positiven Aussehen der Kunstwerke. „Ich bin überrascht von den vielfältigen Motiven und der bemerkenswerten Qualität der Hinterglasmalereien. Es ist faszinierend, wie gut sich die Farben bei den teilweise über 200 Jahre alten Bildern erhalten haben.“

Für die Kirchenverwaltung bestanden Sinn und Zweck der Restaurierung darin, die Glaubenszeugnisse von historischer Bedeutung wieder für die Menschen sichtbar zu machen und mit diesen Kleinkunstwerken noch mehr an bodenständiger Volkskunst interessierte Menschen anzusprechen. Diese Sichtweise vertrat auch ILE-Regionalmanager Christian Karl, der in den restaurierten Bildern in vielerlei Hinsicht Ausstrahlung, Anziehung und regionale Bedeutung sah: „Es freut mich sehr, dass wir als ILE Brückenland Bayern-Böhmen im Rahmen unseres Regionalbudgets 2023 zur Sicherung und zum Erhalt dieses bedeutenden Kulturschatzes beitragen konnten.“ In absehbarer Zeit werden die restaurierten Hinterglasbilder im Pfarrheim einen würdigen Platz erhalten.

Info:

Votivgaben im Besitz der Pfarrei Niedermurach

  • Insgesamt: 26 gemalte Votivbilder im Besitz der Pfarrei
  • Hinterglasbilder: 15 Hinterglasbilder 2023 restauriert, eines 2006 restauriert, zwei mit Leihvertrag bei der Stadt Regensburg Museen
  • Andere Votivbilder: sechs Bilder auf Holz, ein Bild auf Blech, ein Bild auf Leinwand
  • Eckdaten: größtes Hinterglasbild 43 x 55 cm, kleinstes 18,5 x 23 cm, ältestes Hinterglasbild 1796, jüngstes 1894
  • Signatur: Mehrheit unsigniert, ein Bild mit Signatur "K. Ruff", drei mit "Ruff senior", eines mit "Ruff", eines mit "Roth"
 
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