Niedermurach
17.10.2018 - 11:46 Uhr

Rendezvous mit einem Engel

Es ist eine Wanderung zum Innehalten: Die Kapellentour führt zu Orten gelebten Glaubens. Sie dient aber auch dazu, den Menschen heimatliches Kulturgut näher zu bringen oder einer Äbtissin zu begegnen.

Neben dem Altar mit der Darstellung der heiligen Walburga umrahmte der Kirchenchor Teunz die Betrachtungen zur Walburgiskapelle, die zur Pfarrei Niedermurach gehört. Bild: boj
Neben dem Altar mit der Darstellung der heiligen Walburga umrahmte der Kirchenchor Teunz die Betrachtungen zur Walburgiskapelle, die zur Pfarrei Niedermurach gehört.

Herrlichstes Spätsommerwetter mit blauem Himmel und Sonnenschein pur begleitete die erste Kapellenwanderung der Pfarreiengemeinschaft Teunz-Niedermurach-Pertolzhofen. Über 100 religiös, kulturell und historisch interessierte Teilnehmer, unter ihnen Pfarrer Herbert Rösl, Kaplan William Akkala und Ruhestandspfarrer Max Stigler, zogen vom Meiler aus zur Walburgiskapelle.

Dort erfuhren die Wanderer Geschichtliches zur Kapelle, die um 1718 in dieser Form erbaut wurde, also nun 300 Jahre alt ist. Es soll sich hier bereits eine Vorgängerkapelle in sehr verfallenem Zustand befunden haben. Die Sage berichtet, dass ein Bauer und seine Nachbarn beobachteten, wie eine Frau unermüdlich Steine und Erde aus der Ruine trug. Sie kamen zu der Auffassung, dass es die heilige Walburga selbst war. Der Wiederaufbau erfolgte hauptsächlich auf Kosten der damaligen Frau von Murach. Ihre Weihe erhielt die Kapelle am Namenstag von Walburga, am 25. Februar 1724.

Heilige Walburga

Nach der Beschreibung der Kapelle vermittelte Pfarrer Herbert Rösl einen tieferen Einblick in das Leben der Heiligen. Sie war Äbtissin des Doppelklosters Heidenheim und maßgeblich an der Verbreitung des christlichen Glaubens in der noch heidnischen Bevölkerung beteiligt. Gesanglich erweiterte der Kirchenchor Teunz die geistlichen Impulse des Seelsorgers, unter anderem auch mit dem Lied "Manchmal brauchst du einen Engel", durchaus als Anspielung zu verstehen, dass dieser Engel auch Walburga sein könnte. Auf dem Rückmarsch genossen die Teilnehmer den reizvollen Wanderweg mit herrlichem Blick auf die nahe Burg Haus Murach und das sich ausbreitende Murachtal mit Niedermurach. In der Wieskapelle "Zum gegeißelten Heiland" informierte Pfarrer Herbert Rösl ebenfalls über die Erbauung des Kirchleins um 1754 und dessen Ausstattung. Besonders beeindruckt dort ein prächtiger Rokoko-Altar. Die Wieskapelle mit Darstellung des leidenden Heilands an der Geißelsäule ist in Anlehnung an die Wieskirche in Steingaden entstanden. Der Heiland stehe für so viele Menschen, die von schwerer Krankheit geplagt oder als Christen verfolgt werden, so der Pfarrer.

Die Chorgemeinschaft "Venite" bereicherte hier gesanglich den Vortrag des Seelsorgers. Das Lied "Mutter Maria nimm mich an der Hand" war gleichermaßen Ehrerweisung und Bitte an die Muttergottes, die in der Wieskapelle besonders verehrt wird. Dass sich beide Kapellen in einem gepflegten Zustand befinden, ist Michael Salomon aus Dietersdorf für die Walburgiskapelle sowie Michael Schlagenhaufer sen. und Georg Lingl für die Wieskapelle zuzuschreiben. Pfarrer Rösl dankte ihnen für ihr unentgeltliches Bemühen um die beiden Gebetsstätten.

Für Leib und Seele

Beim anschließenden Ausklang mit Kaffee und Kuchen im Gasthaus Pröls zeigte sich die Niedermuracher Sprecherin des Pfarrgemeinderats, Irmgard Glaser, überzeugt, dass es bei der Kapellenwanderung sich viel Gelegenheiten gab, Sonnenstrahlen für Leib und Seele zu sammeln. Sie dankte den beiden Chören für die gesangliche Umrahmung der Vorträge sowie der Familie Pröls für die Benutzung ihrer Räume. Für die Teilnehmer war diese Kapellenwanderung ein guter Beitrag zum Kennenlernen der Vielfalt christlich-religiöser Kultur- und Gebetsstätten in der Pfarreiengemeinschaft.

Obwohl sich die Chorgemeinschaft „Venite“ zum Vortrag ihrer Lieder auf die Empore begab, fanden lange nicht alle Wanderer Platz in der Wieskapelle. Über Lautsprecher konnten die Außenstehenden das Geschehen trotzdem verfolgen. Bild: boj
Obwohl sich die Chorgemeinschaft „Venite“ zum Vortrag ihrer Lieder auf die Empore begab, fanden lange nicht alle Wanderer Platz in der Wieskapelle. Über Lautsprecher konnten die Außenstehenden das Geschehen trotzdem verfolgen.
Obwohl sich die Chorgemeinschaft „Venite“ zum Vortrag ihrer Lieder auf die Empore begab, fanden lange nicht alle Wanderer Platz in der Wieskapelle. Über Lautsprecher konnten die Außenstehenden das Geschehen trotzdem verfolgen. Bild: boj
Obwohl sich die Chorgemeinschaft „Venite“ zum Vortrag ihrer Lieder auf die Empore begab, fanden lange nicht alle Wanderer Platz in der Wieskapelle. Über Lautsprecher konnten die Außenstehenden das Geschehen trotzdem verfolgen.
Pfarrer Herbert Rösl informierte über die Entstehung und Ausstattung der Wieskapelle und gab Denkanstöße zur Darstellung des leidenden Heilands an der Geißelsäule. Bild: boj
Pfarrer Herbert Rösl informierte über die Entstehung und Ausstattung der Wieskapelle und gab Denkanstöße zur Darstellung des leidenden Heilands an der Geißelsäule.
Als außerordentlich gut ausgestattet präsentiert sich die Wieskapelle in Niedermurach. Sehr beeindruckend natürlich der reich verzierte Rokoko-Altar. Bild: boj
Als außerordentlich gut ausgestattet präsentiert sich die Wieskapelle in Niedermurach. Sehr beeindruckend natürlich der reich verzierte Rokoko-Altar.
 
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