Viele Besucher hatten sich Zeit genommen und füllten den Saal des Pfarrheims St. Martin. In seiner Einleitung erinnerte Pfarrer Herbert Rösl an das Kruzifixurteil von Karlsruhe im Jahr 1995 sowie an den Kreuzerlass von Ministerpräsident Markus Söder und die damit einhergehenden Diskussionen, über die man nur den Kopf schütteln könne. "Wir sehen, dass man seit Jesu Kreuzigung bis in die heutige Zeit am Kreuz Anstoß nimmt", betonte der Seelsorger und verwies auf die Christenverfolgung in vielen Ländern.
Großzügige Spende
Dass in christlichen Einrichtungen wie dem Pfarrheim Kreuze hängen, sei selbstverständlich. Welchen Weg das Kreuz von der Idee zu seinem Platz im Pfarrsaal nahm, erzählte Pfarrer Herbert Rösl in seinem Rückblick. Schon bald stand fest, dass in einen modernen Neubau auch ein zeitgemäßes Kreuz gehört. Schließlich fand man in Dominik Schleicher den Künstler, dem man die Gestaltung und Ausführung dieser Kreuzesdarstellung anvertraute. In diesem Zusammenhang richtete Pfarrer Rösl seinen besonderen Dank an die Theatergruppe von KLB, KLJB und Murachtaler Schützen, die mit einer Spende von 5000 Euro aus den Einnahmen der Theateraufführungen die Finanzierung des Kunstwerks übernahmen.
Steinbildhauermeister Dominik Schleicher aus Wolfring, der künstlerische Arbeiten auch in Bronze verwirklicht, beschrieb die Bedeutung der Christusdarstellung aus seiner Sicht. Sein ursprünglicher Gedanke zum Saalkreuz beruhte auf dem Bibeltext von Kohelet, "Alles hat seine Zeit". Die Christusfigur stehe hier als positives Zeichen vor der in sich drehenden Zeit. Sie teilt den Kreis symbolisch in eine alte und eine neue Zeit. "Es kommt aber vor, dass eine Figur eine neue Deutung an seinem jeweiligen Aufstellungsort hinzugewinnt", erklärte der Künstler und dies sei im neuen Pfarrsaal der Fall. Er interpretierte die Darstellung in für die Menschen schwere Zeiten, in der sie von Christus und der Pfarrgemeinde getragen werden, und in glücklichen Zeiten, wo sie dann Stütze für die Schwachen sein sollen. Dominik Schleicher deutete die Christusdarstellung als starkes Symbol für Hoffnung und Unterstützung, Glück und göttlichen Segen, das aber auch eine sich gegenseitig tragende Gemeinschaft in der Pfarrgemeinde fordere. Der schlanke, symbolische Längsbalken des Kreuzes bis zum Boden steht für die Verbindung zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und den Menschen. Schleicher bedankte sich, dass seine Arbeit hier einen so schönen Platz gefunden habe.
Neue Zeiten, neue Formen
Mit einfühlsam vorgetragenen Liedern zwischen den Wortbeiträgen bereicherte die Gruppe "Cousinentöne" die meditative Andacht. Domvikar Werner Schrüfer, Künstlerseelsorger und Ansprechpartner für Künstler und christliche Kunst bei der Diözese Regensburg, sprach anschließend kurzweilig zum Thema "Kunst und Kirche". Er machte klar, dass die heutige Zeit auch neue Gedanken und neue Formen mit sich bringe und man eben nicht mehr in der Barockzeit lebe. "Es ist notwendig, sich mit der neuen sakralen Kunst auseinanderzusetzen", forderte Schrüfer und ließ keinen Zweifel, dass sowohl der Glaube als auch die Kunst in der Kirche Fortschritte machen müssten. Er sah in dem neuen Saalkreuz ein schönes Beispiel angewandter zeitgemäßer Sakralkunst und lobte den Mut der Verantwortlichen zu dieser Entscheidung. Im Grunde könne jeder das Saalkreuz auf seine Weise interpretieren, so Schrüfer. Anhand einiger Bilder brachte er den Besuchern zeitgenössische Kunst näher und meinte, dass Kunst eben Zeit zum Betrachten brauche.
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