Zum festlichen Gottesdienst hatten sich zahlreiche Gläubige, darunter zahlreiche Fahnenabordnungen der Vereine der Pfarrei, versammelt. Das Einleitungslied erinnerte an diesem milden Novembertag an frühere Martinitage, an denen oft schon der Winter Einzug gehalten hatte.
Ins Militär eintreten
In seiner Predigt zeichnete Pfarrer Herbert Rösl ein Bild des jungen Martin von seiner Kindheit bis zur Wahl zum Bischof von Tours. „Es gibt Menschen, die besonders von Gott berührt werden, zu ihnen zählt vor allem der heilige Martin“, betonte der Seelsorger. Bereits mit zehn Jahren kam Martin mit dem christlichen Geist in Berührung, suchte aus innerem Antrieb eine Christengemeinde auf und bat um Aufnahme als Taufbewerber. Martin musste sich aber dem Zwang seines Vaters, eines römischen Offiziers, fügen und mit 15 Jahren in den Militärdienst eintreten. Heute würde man ihn als Kindersoldaten bezeichnen. Mit 18 Jahren war er Offizier, und in Amiens, nördlich von Paris, stationiert. Hier kam es zur Schlüsselerfahrung in seinem Leben: Vor dem Stadttor teilte er mit einem frierenden Bettler seinen Mantel.
Die Szene der Mantelteilung, dargestellt auch auf dem Hochaltarbild der Pfarrkirche, ist weltweit bekannt und bedarf keiner besonderen Erklärung, da sie für sich selbst spricht. Sie ist geradezu eine Herausforderung mit Bedürftigen zu teilen und ist die zentrale Botschaft des Martinstages. „Es gibt immer Menschen, die sich wie der heilige Martin durch anderes Handeln, Denken und Fühlen auszeichnen“, sagte Pfarrer Herbert Rösl und bat die Anwesenden, „dass Sie mit Ihrem Gebet vor allem junge Menschen begleiten und ihre wertvollen Veranlagungen fördern, damit daraus Großes für die Pfarrgemeinde erwächst.“
Martinsfigur fürs neue Pfarrheim
Es gibt immer Menschen, die sich wie der heilige Martin durch anderes Handeln, Denken und Fühlen auszeichnen.
Der Zeitpunkt war bestens gewählt und so fügte sich die Segnung einer Martinsfigur nahtlos in das Patroziniumsfest ein. Diese wird einen vorbereiteten Platz in der Mauernische der Fassade des entstehenden Pfarr- und Jugendheims einnehmen. Die Figur wurde mit Spenden finanziert. Zum Schluss dankte Pfarrer Herbert Rösl besonders der Chorgemeinschaft „Venite“ für die festliche Umrahmung des Gottesdienstes.
Mit dem Martinstag sind etliche Bräuche verbunden (siehe Info-Element). In Niedermurach gab es früher zum Kirchenpatrozinium auch einen Standmarkt – die „Moatini-Kirwa“ – entlang dem alten Schulhaus und dem Gasthof Pröls dorfauswärts.
Der wohl bekannteste Brauch zum Martinitag findet sich in den Umzügen der Kinder mit Laternen, meist begleitet von einem Reiter mit römischem Helm und Purpurmantel. Die oft an diesem Tag verzehrte Martinsgans beruht auf dem Zahl- und Pachttag 11. November. Sie erinnert aber auch an die Legende, wonach sich Martin in einem Gänsestall versteckte, um der Wahl zum Bischof zu entgehen. Die schnatternden Tiere aber verrieten ihn.
Sankt Martin gilt als Patron der Bettler, Schneider, Geächteten und Kriegsdienstverweigerer. Ausgerechnet mit Krieg hat aktuell sein Namenstag zu tun, aber mehr im positiven Sinn: Genau vor 100 Jahren am 11. November 1918 wurde mit einem Waffenstillstand der Erste Weltkrieg beendet. (boj)
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.