Oberbernrieth bei Waldthurn
12.02.2021 - 09:09 Uhr

Vom Dorfschulmeister zum distanzunterrichtenden Pädagogen

Die Schulzeit bleibt jedem in Erinnerung. Wer hätte noch vor einem Jahr gedacht, dass die meisten Pädagogen ihren Unterricht über den PC organisieren müssen. Ein Rückblick auf vergangene Zeiten mit Georg Schmidbauer zeigt die Entwicklung.

Seminarrektor a.D. Georg Schmidbauer erinnert sich auch heute noch gerne an die alten Schulzeiten mit Leber- und Blutwurst. Bild: fvo
Seminarrektor a.D. Georg Schmidbauer erinnert sich auch heute noch gerne an die alten Schulzeiten mit Leber- und Blutwurst.

Distanz- oder Präsenzunterricht, Teams, Inzidenzwert sind Begriffe, die vor März 2020 auch bei den Lehrern in der Region nicht sehr gängig waren. Heute sind diese Wörter aber in aller Munde. Konnte man sich früher auf einen ganzjährigen Stundenplan verlassen, so ist nun ein Höchstmaß an Flexibilität besonders bei der Vermittlung der Lerninhalte und auch der Überbrückung von räumlicher Distanz gefragt.

Der Beruf des Lehrers war in früheren Zeiten mit viel Strenge gegenüber den Schülern, aber mit wenig Verdienst für den Pädagogen verbunden. Nicht nur die finanzielle Situation, sondern auch das gesellschaftliche Ansehen der Lehrer war lange Zeit bescheiden. Viele mussten neben ihrem Schuldienst anderweitig arbeiten, um sich ihren Lebensunterhalt zu sichern. Die Lage verbesserte sich erst im 20. Jahrhundert.

Vor der Gemeindereform 1971 waren oft Kleingemeinden wie die Gemeinde Spielberg (heute Markt Waldthurn) darauf angewiesen, dass der Lehrer auch die schriftlichen Gemeindearbeiten erledigte. Wohl dem Verein, der in seinen Reihen einen Lehrer hatte, der den Posten als Schriftführers perfekt erledigte und dabei auch noch die Vereinschronik führte. Der Dorfschulmeister fungierte oft auch als Organist.

Respektsperson

Auch in den 70er und 80er Jahren galten Lehrer in der Marktgemeinde Waldthurn als Respektspersonen. Trotzdem kam es immer wieder vor, dass flegelhafte Schüler in den Dorfwirtshäusern heimlich Spottgesänge auf die Pädagogen anstimmten. Im damaligen „alten Wirtshaus“ beim Wirtsheiner in Spielberg wurde gerne gesungen. Das alte Lied vom „Armen Dorfschulmeisterlein“ erklang meist in feuchtfröhlicher Runde.

Der Oberbernriether Seminarrektor a.D. Georg Schmidbauer, ein überaus beliebter Pädagoge, stammt aus Bergham bei Nittenau. Der sympathische Ex-Pädagoge ist in der Region mit seinen 78 Jahren als Heimatforscher, Organist, Vorsitzender des Heimatkundlichen Arbeitskreises und Kulturpreisträger beliebt und weit über die Grenzen des Fahrenberger Landes bekannt. Nach dem Studium war der Verdienst als Lehrer laut Schmidbauer schwach. Anfang September 1966 kam der Junglehrer nach Bernrieth, bezog seine einfach ausgestattete Wohnung im Oberbernriether Schulhaus. Die Bernriether hatten Möbel zusammengetragen. So stand ein altes Kanapee mit herausgesprungenen Sitzfedern, ein Bett, ein Tisch und ein uralter Ölofen, der entsprechend Ruß produzierte, in der Dorfschulmeisterwohnung.

Geschenke und Einladungen

Oft wurden dem damals bedürftigen 23-jährigen Dorfschullehrer kleine Geschenke übergeben. 25 Kinder von den Klassen 1 bis 8 folgten dem Unterricht. Zur Freude des hungrigen, jungen Mannes kamen schnell „Schlacht-Einladungen“ aus der gesamten Gemeinde. So wurden Blut- und Leberwürste verzehrt. Nachdem nichts mehr in den hungrigen Lehrermagen ging, lagen die Karten bereit und der Lehrer klopfte mit der Familie des Schlachtherrn in dessen Küche einen zünftigen Schafkopf. Schon nach einem Jahr schulischen Daseins wurde die Bernriether Schule 1967 aufgelöst. Schmidbauer fungierte nun in Waldthurn als Lehrer. Schon mit 17 Jahren erlernte der junge Mann im Knabenseminar Obermünster das Orgelspiel. Er lässt seit vielen Jahren die Orgelpfeifen zur Freude der Kirchenbesucher am und um den Fahrenberg ertönen.

Nach den Schulen in Oberbernrieth und Waldthurn war Schmidbauer anschließend 32 Jahre als Seminarrektor für die Ausbildung junger Nachwuchslehrer verantwortlich. Seit 2005 ist der beliebte Pädagoge nach fast 40 Jahren pädagogischen Schaffens im Ruhestand. „Der Distanzunterricht mit den technischen Anforderungen wäre für mich heute wahrscheinlich etwas problematisch“, gesteht er unumwunden ein. Für ihn steht aber fest: Die Lehrer meisterten und meistern hinsichtlich der jeweiligen schulischen Rahmenbedingungen damals wie heute die Herausforderungen ihrer Zeit.

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Windischeschenbach01.02.2021

"Der Distanzunterricht mit den technischen Anforderungen wäre für mich heute wahrscheinlich etwas problematisch."

Seminarrektor a.D. Georg Schmidbauer

Student Georg Schmidbauer. Repro: fvo
Student Georg Schmidbauer.
 
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