Während der Feldarbeit gerät ein Mähdrescher plötzlich in Brand. Der Landwirt kann sein Fahrzeug noch rechtzeitig vom Getreidefeld herunterfahren und auf der Straße in Sicherheit bringen. Doch das Feld hat währenddessen auch Feuer gefangen und ein Feuersaum beginnt, angefacht durch den Wind, schnell Richtung Wald voranzufressen. Glücklicherweise ist es nur eine Übung der Oberlinder Feuerwehr.
Die Feuerwehr musste vor allem versuchen, ein Übergreifen auf den Wald zu verhindern, da der Brand dann nur noch mit großem Aufwand und viel schwieriger bekämpft werden kann. Das größte Problem bei solchen Einsätzen ist allerdings eine ausreichende Wasserversorgung.
Die Vegetationsbrandbekämpfung wird auch in Lehrgängen der Feuerwehrleute nur sehr gering behandelt und führt ein Schattendasein, informierte Kommandant Markus Kindl, der diese Übung eingefädelt hatte. Nur wenige Feuerwehren führen organisierte Zusatzausbildungen zum Thema Waldbrand durch. Da Boden- und Flächenbrände wegen der trockenen Sommer aber immer mehr Thema im Bereich der Brandbekämpfung zu werden scheinen, wurde diese Thematik in den regelmäßigen Übungsplan der Feuerwehr Oberlind aufgenommen.
Viele Flächenbrände sehen oft zu Beginn recht harmlos aus. "Durch Wind- und Wetteränderungen kann sich die Lage aber innerhalb von Minuten drastisch zuspitzen und die Flammen schließen vorgehende Einsatzkräfte ein." Vor allem der Wind bestimmt die Richtung des Feuers.
"Die hohen Temperaturen und die großen körperlichen Anstrengungen müssen unbedingt mit viel Flüssigkeit ausgeglichen werden. Darum ist es auch wichtig, die arbeitenden Kräfte ausreichend mit Getränken an der Einsatzstelle zu versorgen", weiß Kindl. Im Gegensatz zu Gebäudebränden besteht bei Flächenbränden immer die Gefahr einer schnellen Ausbreitung über weite Entfernungen. An bestimmten Punkten kann sich zum Beispiel bei einem Getreidefeldbrand die Einsatztaktik plötzlich ändern, wenn das Feuer auf Grund der Wetterverhältnisse, Windgeschwindigkeit oder Höhe der Flammen eine andere Richtung einschlägt. Überdies breitet sich Feuer hangaufwärts schneller aus als hangabwärts.
Auch für die Vegetationsbrandbekämpfung hat man für die Feuerwehrleute eine Merkregel entwickelt - die sogenannte Wald-Regel. "Wo bin ich sicher und wie komme ich dahin? Einrichten einer Sicherheitszone auf verbrannten Flächen, Straßen oder in einem Flussbett." Es muss auch immer eine Person, ein Melder abgestellt werden, die das Feuer von einem erhöhten etwas abseits gelegenen Punkt wie einem Jägersitz, einer Böschung oder Erhebung am Feldrand beobachten und somit auch die Sicherheit der Kameraden mit im Blick behält. Verändert sich die Windrichtung? Gibt es Funkenflug? Hat jede Einsatzgruppe jederzeit Kontakt zum Gruppenführer über Funk? "Wenn Teile der eingesetzten Mannschaft Lageveränderungen nicht mitbekommen, könne dies schlimme Folgen für die Feuerwehrleute haben", macht Kindl die prekäre Situation deutlich. "Eine gründliche Erkundung der Lage in der Anfangsphase muss stets bei einem Vegetationsbrand durchgeführt und auch mit der Mannschaft eindeutig kommuniziert werden. So können die Hauptausbreitungsrichtung und damit auch die Einsatzschwerpunkte festgelegt werden", versicherte der Kommandant.
Ebenso müsse die richtige Aufstellung des Löschfahrzeugs genau erwogen werden, um im Notfall eine Fluchtmöglichkeit zu haben. Die sicherste Vorgehensweise ist, mit dem Wind über den bereits abgelöschten Bereich geschlossen vorzugehen. Die Nachlöscharbeiten sind genauso wichtig wie das Löschen selbst. Der Wind kann bei Flächenbränden vorhandene Glutnester immer wieder anfachen und neue Brände entstehen lassen.
Um bei einem solchen Horrorszenario in Zukunft besser gewappnet zu sein, hat der Kommandant mit den Bauern der Ortschaft reagiert und über mögliche Wasserlieferungen mit Güllefässern zum Brandherd beraten. Alle Landwirte in Oberlind, Unterlind, Obernankau und Kaltenbaum haben sich ohne Zögern sofort bereiterklärt, im Ernstfall zu helfen. "Im günstigsten Falle, wenn alle Landwirte erreichbar sind, würden hier fast 90 000 Liter zusätzliches Wasser für die alarmierten Feuerwehren bereit stehen", macht Kindl deutlich. Solange die Flammen nicht höher als rund einen Meter sind, können sie im gemeinsamen Vorgehen meist mit einfachen Mitteln gut bekämpft werden. Vor allem der Löschrucksack, CAFS-Löscher, D-Rohr-Feuerpatschen und Schaufeln leisten hier wertvolle Dienste. Mit solchen mobilen Löschgeräten könne deutlich mehr Wirkung erzielt werden als mit den großen, aber unbeweglicheren Schläuchen. Durch gezielten Sand- oder Erdwurf mit Schaufeln können Flammen sehr einfach und effektiv gelöscht werden. Bevor die Aktiven zu dieser Einsatzübung ausrückten, wurden im Unterrichtsraum nochmals die möglichen Vorgehensweisen bei Flächenbränden durchgesprochen. Konrad Zitzmann überließ bereitwillig sein Feld zur Übung.
























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