Oberviechtach
20.07.2022 - 10:53 Uhr

Zum 100. denkt Wilhelm Sarnes an seinen schicksalhaften 20. Geburtstag

Zum 100. Geburtstag dachte Wilhelm Sarnes zurück an die Vergangenheit. Wäre er an seinem 20. Geburtstag im Krieg nicht verwundet worden, hätte er dieses Jubiläum vielleicht nicht erleben können.

Wie allen seinen Gratulanten zeigte Wilhelm Sarnes an seinem 100. Geburtstag stolz das Foto, als er mit 19 Jahren in die Wehrmacht eingerückt ist, auch Bürgermeister Rudolf Teplitzky (links) und einer seiner Nichten. Bild: frd
Wie allen seinen Gratulanten zeigte Wilhelm Sarnes an seinem 100. Geburtstag stolz das Foto, als er mit 19 Jahren in die Wehrmacht eingerückt ist, auch Bürgermeister Rudolf Teplitzky (links) und einer seiner Nichten.

Es ist schon recht ungewöhnlich, wenn ein Jubilar an seinem 100. Geburtstag an eine schwere Kriegsverwundung denkt, die er an seinem 20. Geburtstag erlitten hat, und die ihm möglicherweise sein Leben gerettet hat.

So war es aber am Dienstag, als Wilhelm Sarnes vom „Sandradl“ in Oberviechtach in der Hammerschänke in Lukahammer im Kreis seiner Familie seinen 100. Geburtstag feierte.

Mit 19 Jahren zur Wehrmacht

Seinen Gästen erzählte der Jubilar, dass er am 19. Juli 1922 in Beuten in Oberschlesien das Licht der Welt erblickte und nach seiner Schulzeit und Ausbildung zum Wagenbauer, Lackierer und Sattler schon mit 19 Jahren, als er gerade seine Lehrzeit abgeschlossen hatte, in den Krieg musste.

Doch schon ein Jahr später ist er, an seinem 20. Geburtstag am 19. Juli 1942, schwer verwundet worden und brauchte fast zwei Jahre, bis er wieder einigermaßen genesen war. Seiner Meinung nach verhinderte diese Verletzung, dass er sich noch weiteren Gefahren an der Front aussetzen musste und, so meinte der Jubilar, „könnte ich vielleicht heute meinen 100. Geburtstag mit euch gar nicht feiern“.

Nach sechs Jahren in russischer Kriegsgefangenschaft ging Wilhelm Sarnes nach Berlin, ist in den Dienst der Schutzpolizei eingetreten und hat dort bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1982 Polizeidienst verrichtet, wobei er auf viele schöne und auch nicht ganz so schöne Erlebnisse zurückblicken kann.

1967 hat er Irmgard Lampert geheiratet, die Ehe blieb kinderlos, doch die beiden entdeckten 1982 das schöne Bayernland für sich und bauten in Oberviechtach das erste Haus im Baugebiet Sandradl, in dem der Jubilar noch heute gut betreut wohnt. Seine Frau ist im Jahr 2015 verstorben.

Besonders freute sich der Jubilar an seinem 100. Geburtstag über den Besuch von Bürgermeister Rudolf Teplitzky, der ihm als Jugendlicher als Zeitungsausträger oft seine Heimatzeitung gebracht hat.

In Vereinen engagiert

Dem Bürgermeister erzählte der Jubilar Geschichten aus seinem bewegten Leben und zeigte ihm ein Foto, das ihn als 19-jährigen Soldaten zeigt, als er in den Krieg musste.

Wilhelm Sarnes hat sich in einigen Oberviechtacher Vereinen wie der Verkehrswacht, bei den Oldtimerfreunden Lukahammer oder dem Oberpfälzer Waldverein (OWV) engagiert und ist stolz darauf, dass er von Hand für den OWV die Schilder, die durch den „Karl-Krampol-Wanderweg“ führen, gemalt hat.

Zur Geburtstagsfeier waren Neffen, Nichten, Großneffen und Großnichten des Jubilars aus Berlin gekommen und einer der Großneffen, der seinen Onkel immer „Deutsche Eiche“ genannt hat, schenkte Sarnes zu seinem Ehrentag ein T-Shirt mit der Aufschrift „Die Deutsche Eiche wird 100“, worüber sich Geburtstagskind Wilhelm Sarnes ganz besonders freute.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.