Die Historikerin Christine Paschen, die seit Jahrzehnten am Ortenburg-Gymnasium unterrichtet, lieferte in ihrer aufschlussreichen Präsentation im Kulturzentrum des Museums die Antwort, „warum die Obere Pfalz seit 400 Jahren zu Bayern gehört“.
Als Hintergrundinformation ging sie auf die Festlegung der Königswahl durch Kaiser Karl IV. in der sogenannten „Goldenen Bulle“ ein. Nach dieser Urkunde von 1356 erfolgte die Königswahl durch drei geistliche und vier weltliche Kurfürsten. Ebenso spielte beim Herrschergeschlecht der Wittelsbacher der Hausvertrag von Pavia 1329 eine Rolle, als Gebiete des ehemaligen bayerischen Nordgaus als „Obere Pfalz“ an die Rheinpfalz angegliedert wurden, deren Herrscher ursprünglich mit der Kurwürde ausgestattet waren.
Der Streit um diese Kurwürde bemühte um 1600 verschiedene Gutachter. Dabei trugen die konfessionellen Gegensätze zu einer Zuspitzung des Konfliktes bei. Als der pfälzische Kurfürst Friedrich V., ein streng reformatorischer Calvinist, von den böhmischen Ständen die Königskrone annahm, eskalierten die Auseinandersetzungen. Markantes Datum ist 1618 der Prager Fenstersturz und der Beginn des Dreißigjährigen Kriegs.
Die böhmischen Stände setzen 1619 den Habsburger Ferdinand II. ab und wählen den 18-jährigen Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz als König. Im Kampf um die Macht und die Kurwürde steht der Calvinist Friedrich V. den Katholiken Kaiser Ferdinand II. und Herzog Maximilian I. von Bayern gegenüber. Letzter erhält im geheimen Münchner Vertrag die Oberpfalz als Pfand und die Kurwürde. Bei der Schlacht am Weißen Berg bei Prag 1620 wird das böhmisch-pfälzische Heer besiegt und beim Kurfürstentag 1623 in Regensburg wird Herzog Maximilian als Person jetzt öffentlich die Kurwürde übertragen. Seine Kriegskosten werden mit der Übertragung der Oberpfalz aufgewogen. Ab 1628 gelten diese Übertragungen auch für die Erben Maximilians I.
Maria Ahlemeyer bedankte sich als Vorsitzende des Museumsvereins bei der Referentin für die Ausbreitung „eines spannenden Kapitels der bayerischen Landesgeschichte, die unmittelbar auch unser Gebiet betrifft“. Die zahlreiche Zuhörerschaft sah das ebenso.
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