„Ach, ich merk es! Wehe! Wehe! Hab ich doch das Wort vergessen!“ Gestenreich und mit einer ausdrucksstarken Mimik spielte Heiko Ruprecht beim Balladenabend der Freunde der Kunst die Tragik von Goethes „Zauberlehrling“ aus, der den Wassertransport nicht mehr stoppen kann, weil er den entsprechenden Zauberspruch vergessen hat. Auch die den anderen vorgetragenen Balladen innewohnende Dramatik vermittelte der Schauspieler in einer mitreißenden Art. Die Harfinistin Veronika Ponzer brachte nicht minder eindrucksvoll zu jedem Balladenvortrag den auf das jeweilige Thema abgestimmten musikalischen Kommentar.
Nach der coronabedingten Abstinenz der zurückliegenden Monate hatten die Freunde der Kunst die Mitglieder zum Balladenabend „Wort und Musik“ in die Aula des Ortenburg-Gymnasiums geladen, wobei auf eine penible Einhaltung der Hygiene- und Abstandsvorschriften geachtet wurde. Vorsitzende Monika Krauß stellte zum Auftakt die beiden Künstler vor, wobei Heiko Ruprecht den meisten Besuchern von der Fernsehserie „Der Bergdoktor“ bekannt war, die ihm 2019 die Goldene Kamera bescherte. Ruprecht ist aber auch auf vielen Bühnen daheim, wie beispielsweise in der Komödie im Bayerischen Hof in München. Auch Veronika Ponzer ist auf nationalen und internationalen Bühnen zu Hause und hat mit ihrer einfühlsamen Harfenmusik schon die Lesungen zahlreicher prominenter Schauspieler begleitet.
„Uns geht es besser als Bayern München, wir dürfen vor Zuschauern spielen!“, eröffnete Heiko Ruprecht mit Humor gewürzt seine Vortragsfolge und brach eine Lanze für die zeitlosen Aussagen in der Balladendichtung Goethes und Schillers. „Lasst uns hineinhorchen in das Wort der Dichtung in einer Zeit, in der es laut und hektisch zugeht!“ Ruprecht nahm die Zuhörer mit in die Tiefen von Schillers „Taucher“, in die Mystik von Goethes „Erlkönig“, zur Einhaltung des gegebenen Wortes in der „Bürgschaft“ oder zur Provokation in „Der Handschuh“.
Uns geht es besser als Bayern München, wir dürfen vor Zuschauern spielen.
Den Vortrag von Schillers „Ring des Polykrates“ quittierte Veronika Ponzer mit einem von Leichtigkeit geprägten, zarten Hafenspiel von Francois Joseph Naderman. Dagegen war die musikalische Antwort auf das verstorbene Kind im „Erlkönig“ von Schwermut und Trauer geprägt. Andere Balladen kommentierte sie dynamisch und heftig (Die Bürgschaft) oder beschwingt und graziös (Der Handschuh). „Musik gibt dem Zuhörer Raum und Zeit!“, lautete die Philosophie ihrer Interpretationen.
„Vielen herzlichen Dank für die großen Gefühle durch die gewagten Geschichten!“ Mit diesen Worten bedankte sich Monika Krauß bei den beiden Künstlern, vergaß aber auch nicht all jenen Helfern zu danken, die hinter der Bühne zum Gelingen dieses musikalischen Balladenabends beigetragen hatten.
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