„Auf der gesamten Strecke steht nur ein Bagger rum, man könnte uns doch wenigstens früh und abends, auf 50 km/h reduziert, durchfahren lassen.“ Anrufer bei Oberpfalz-Medien kritisieren die aufgrund einer Fahrbahnerneuerung bis Ende Juli angesetzte Vollsperrung der Staatsstraße 2159 zwischen Oberviechtach (ab Grenzlandkaserne) und Gaisthal. Die weiträumige Umleitung nervt besonders die Berufspendler. Die Redaktion leitete die Beschwerden an das Staatliche Bauamt Amberg-Sulzbach weiter und bat um eine Stellungnahme. Auch beim Amt selbst, sind „verschiedenste Anregungen aus der Bevölkerung“ eingegangen. So gibt es den Vorschlag, die Linder Kreuzung offen zu lassen“, um die Verbindung nach Pirkhof/Pullenried (Staatsstraße 2160) sowie Nunzenried/B22 zu gewährleisten. Diesen Wunsch kam die Behörde schon einen Tag nach Redaktions-Anfrage nach und meldete vor den Pfingstfeiertagen die „Freigabe der Linder Kreuzung, so lange wie der Bauablauf dies zulässt“.
Die Vollsperrung der Trasse verteidigt Bauoberrat Björn Letz jedoch: „Das ist zur Gewährleistung der Arbeitssicherheit der Baufirma und der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer zwingend notwendig.“ Er nennt Arbeitsschutz-Vorschriften und auch die Tatsache, dass eine Vollsperrung den zeitlichen und finanziellen Aufwand der Maßnahme deutlich reduziere. Auch wenn bei einer Baulänge von rund 4,5 Kilometern „nicht überall gleichzeitig, sondern oftmals sehr kleinteilig“ gearbeitet werde.
Eine gewünschte Freigabe der gesperrten Strecke in den Abendstunden oder an den Wochenenden ist nicht möglich. Dazu müssten laut Letz Schilder zur Verkehrssicherung täglich umgestellt und die gesamte Baustrecke täglich abgenommen werden. „Als Straßenbaulastträger müssen wir die Verkehrssicherheit dauerhaft gewährleisten.“ Auch eine abschnittweise Umsetzung der Maßnahme hätte „keine Auswirkungen auf die ausgewiesenen Umleitungsstrecken über Pullenried und Winklarn gehabt“.
Zu wenig Substanz
Der Bauoberrat informiert auch zur Notwendigkeit der Fahrbahnerneuerung. So sei die Fahrbahndecke zwischen Oberviechtach und Gaisthal bereits über 30 Jahre alt. „In vielen Bereichen ist die Fahrbahnbefestigung zu dünn, was zu einer unzureichenden Tragfähigkeit führt.“ Er nennt ausgeprägte Spurrillen, die den Abfluss von Regenwasser und somit die Verkehrssicherheit beeinträchtigen. Oberflächliche „Feinfräsungen“ hätten für noch weniger Substanz gesorgt.
„Auch wenn die Strecke aus Sicht der Verkehrsteilnehmer optisch noch in Ordnung erscheint, fällt bei genauerer Betrachtung auf, dass die Fahrbahnbefestigung sogenannte Netzrisse, Ausmagerungen und Durchbrüche aufweist.“ So sei die obere Bitumenschicht („der Kleber“) in der Asphaltdeckschicht über die Jahre „ausgefahren“, Streusalz und Wasser dringe ein. „Die Folge wäre in den kommenden Jahren deutlich wahrnehmbarere Schadstellen.“ Außerdem leide hierunter die sogenannte „Griffigkeit“, wodurch eine erhöhte Schleudergefahr besteht. „Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist es zweckmäßig, eine durchgehende Erneuerung statt vieler kleinerer, räumlich begrenzter Sanierungen durchzuführen“, stellt Björn Letz fest. Er verweist auf die Befahrungen aller Staats- und Bundesstraßen in Bayern im Abstand von drei Jahren, „als Grundlage für die Planung unseres Erhaltungsprogramms“. Die Abstimmung erfolgte mit den Straßenmeistereien, und in Abhängigkeit der verfügbaren Haushaltsmittel. „Akute Fahrbahnschäden werden über das ganze Jahr verteilt, mit sogenannten Schadstellensanierungen behoben“, ergänzt Letz. Übrigens: Im Landkreis Schwandorf werden dieses Jahr rund 14 Kilometer Staatsstraßen und 5 Kilometer Bundesstraßen erneuert. Die Gesamtinvestitionen der Erhaltungsmaßnahmen belaufen sich 2023 auf circa zehn Millionen Euro.
50 Euro fällig
An die Vollsperrung zwischen Oberviechtach und Gaisthal halten sich derzeit nicht alle Autofahrer. Doch das kann teuer werden: Wer von den Beamten der Polizeiinspektion Oberviechtach erwischt wird, muss 50 Euro bezahlen. Ausgenommen sind angrenzende Landwirte und Anwohner. „Wir werden verstärkt kontrollieren, aber keinen Standposten einrichten“, erklärt PI-Chef Werner Linhart auf Nachfrage.
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