Oberviechtach
23.06.2019 - 10:49 Uhr

Blick zurück in bewegte Zeiten

Der Küchenjäger des Pflegamts Murach erschießt im 18. Jahrhundert den streunenden Jagdhund des Oberviechtacher Pfarrers. Die Folge ist ein Aufruhr, der sich in Art eines "Haberfeldtreibens" weiter steigert. Davon erzählt ein neues Buch.

Die geladenen Gäste bei der Buchvorstellung (von links) Josef Lohrer, Willibald Wirnshofer, Rainer Reisinger, Hubert Teplitzki, Dritter Bürgermeister Peter Forster, Zweite Bürgermeisterin Christa Zapf, Jakob Kiener, Max und Ellen Zinnbauer, Bürgermeister Heinz Weigl, Margret Landgraf, Stadtpfarrer Alfons Kaufmann, Hedwig Pamler und Lang Georg. Bild: bgl
Die geladenen Gäste bei der Buchvorstellung (von links) Josef Lohrer, Willibald Wirnshofer, Rainer Reisinger, Hubert Teplitzki, Dritter Bürgermeister Peter Forster, Zweite Bürgermeisterin Christa Zapf, Jakob Kiener, Max und Ellen Zinnbauer, Bürgermeister Heinz Weigl, Margret Landgraf, Stadtpfarrer Alfons Kaufmann, Hedwig Pamler und Lang Georg.
Deckengemälde in der Pfarrkirche St. Johannes (Ausschnitt): Die biblischen Gestalten der Szene „Die Enthauptung des Johannes“ stehen mit authentischen Personen des früheren Pflegamtes in Verbindung. Bild: bgl
Deckengemälde in der Pfarrkirche St. Johannes (Ausschnitt): Die biblischen Gestalten der Szene „Die Enthauptung des Johannes“ stehen mit authentischen Personen des früheren Pflegamtes in Verbindung.

Zwei Besucher aus Germering bei München, Max und Ellen Zinnbauer, trafen mit einer Kiste Bücher zum Thema "Amtsinhaber im Pflegamt Murach" im Oberviechtacher Rathaus ein. Gleichzeitig versammelte sich eine Reihe von geladenen Gästen zur Buchvorstellung. Bürgermeister Heinz Weigl bedankte sich für die zwei neuen Bände der "Blauen Reihe", die sich noch einmal schwerpunktmäßig um die Pfleger, Pflegverwalter, Amtsrichter, Gerichtsschreiber und Ungelter im Pflegamt Murach drehte. "Man kann nicht abschätzen, welcher Wert der Geschichtsschreibung der Stadt Oberviechtach dadurch erwächst", betonte das Stadtoberhaupt.

Band neun der Reihe

Max Zinnbauer begann seine Ausführungen mit Band neun und dem Dauerkonflikt des Marktes Oberviechtach mit dem Pflegamt Murach, der sich weiter entzündete, nachdem der Küchenjäger des Pflegamts Murach den streunenden Jagdhund des Oberviechtacher Pfarrers Sigmund Friedrich Nepomuk von Stedingk erschossen hatte. Die Folge war Aufruhr, der sich in Art eines "Haberfeldtreibens" weiter steigerte. Diese Streitereien entwickelten sich zu einem Rechtsstreit über den Geheimen Rat in München, der sich mit 62 Klagepunkten gegen den Pflegeverwalter über 20 Jahre durch sämtliche Instanzen hinzog und ohne eine Entscheidung endete, wer die Prozesskosten bezahlen soll.

Bei der Bearbeitung der Hofkammerakten aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München ergab sich die Interpretation, dass die biblischen Gestalten in der Kirche St. Johannes in Oberviechtach im Deckengemälde "Die Enthauptung des Johannes" mit authentischen Personen des Pflegamtes in Verbindung stehen. Der Plan zur Veröffentlichung dieses umfangreichen Aktenmaterials entstand bereits vor über 30 Jahren, berichtete Zinnbauer.

Sonderband als Abschluss

Der zweite Band, hier als Sonderband und voraussichtlich letzter aus der Blauen Serie bezeichnet, resultierte aus einem Lichtbildervortrag im Rathaus über das "achte Deckengemälde" in der katholischen Pfarrkirche eines Amberger Künstlers, der nicht namentlich bekannt ist. In Verbindung mit Bibelzitaten und Bibelbeschreibungen wurde das Leben und Wirken des Kirchenpatrons, des Heiligen Johannes des Täufers, ausführlich vorgetragen. Das große Deckengemälde im Chor der Pfarrkirche zeigt die Heilige Sippe als Beschützerin der Pfarrei.

In der Mitte des Bildes thront die Gottesmutter Maria, sie reicht dem heiligen Joseph den Jesusknaben. Zu dessen Füßen spielt der kleine Johannes, bekleidet mit einem Kamelfell. Rechts von Maria sitzt ihre Mutter Anna, die sich Johannes zuwendet, links vom heiligen Joseph steht der Vater Mariens, der Heilige Joachim. In seiner rechten Hand hält er eine weiße Taube und mit seiner linken weist er nach oben. Im rechten Bildrand erscheinen die Anherren des Messias: König David mit der Harfe und sein Vater Jesse, der als Hirte und Bauer in seinen Händen ein junges Schaf hält.

Die Sonderschrift schließt mit den von der Stadtarchivarin Christa Zapf transkribierten drei Heften von Baurechnungen aus dem großen Marktbrand des Jahres 1773, die vom Pflegkommissar Johann Georg Klement Ehrnlechner von Lehenburg ab dem Jahr 1774 bis 1783 erstellt wurden.

Max Zinnbauer bedankte sich beim Schirmherrn dieser Oberviechtacher Schriftenreihe, dem emeritierten Professor für die Bayerische Landesgeschichte an der Uni Regensburg Peter Schmid, für seine jahrelangen und zeitaufwendigen Korrekturen der Transkriptionstexte, dem Rechtshistoriker der Ludwig-Maximilians-Uni München, Professor Hans-Georg Hermann und Jörg Müller, einem wissenschaftlichen Mitarbeiter der LMU München vom juristischen Lehrstuhl.

Weitere Dankesworte richtete Zinnbauer an die zweite Bürgermeisterin Christa Zapf für die Korrekturen in der Gegenwartsprache, den Mitarbeitern im Bayerischen Hauptstaatsarchiv für die Genehmigung, die Handschriften als Faksimiles veröffentlichen zu dürfen. Herzliche Dankesworte äußerte er auch gegenüber dem Bürgermeister der Stadt Oberviechtach, Heinz Weigl, sowie den Stadträten und der Stadtverwaltung, ebenso Willibald Wirnshofer für Druck und Digitalisierung.

Zum Abschluss dieser Buchvorstellung bedankte sich Zinnbauer bei allen Mitarbeitern, die das Projekt so ausdauernd (teilweise über zwei Jahrzehnte hinweg) ehrenamtlich begleitet haben, unter ihnen Wolfgang Klein, Siegfried Bräuer, Paul Wallinger, Wolfgang Ruhland sowie Emma Mages. Die größte Bürde des Projekts hatte seiner Ansicht nach seine Frau Ellen zu tragen, der er verdanke, dass er seit 1989 dieser Freizeitbeschäftigung überhaupt nachgehen könne.

Unentbehrliche Helfer

Mit großem Interesse und beispielhaftem Engagement habe sich der Verwaltungsrat der Stadt Oberviechtach Wolfgang Ruhland, für die Archivalienedition eingesetzt. Seine Unterstützung des Projekts war für ihn, den Verfasser Max Zinnbauer, unentbehrlich. Gleichermaßen bedankte sich der Buchautor bei seinem langjährigen treuen Freund und Teammitarbeiter Willibald Wirnshofer für über 30 Jahre gute Zusammenarbeit und die hervorragenden Farbaufnahmen der Deckengemälde in der Pfarrkirche St. Johannes. Beiden widmete Zinnbauer als Dank je einen Band der Blauen Serie.

 
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