Oberviechtach
23.11.2018 - 15:34 Uhr

Als Bundeswehrsoldat unvergessen

Klaus Zirkelbach kämpft dafür, dass Soldaten, die bei Bundeswehr-Einsätzen ihr Leben lassen müssen, im militärischen Gedächtnis bleiben. Mit Erfolg: 2018 wird im Kosovo ein Ehrenmal errichtet. Darauf steht auch der Name seines Sohnes.

Nachdenklich betrachtet Oberstleutnant a. D. Klaus Zirkelbach das Bild seines beim Kosovo- Einsatz 2003 ums Leben gekommenen Sohnes Michael. Bild: frd
Nachdenklich betrachtet Oberstleutnant a. D. Klaus Zirkelbach das Bild seines beim Kosovo- Einsatz 2003 ums Leben gekommenen Sohnes Michael.

Seit dem 3. Oktober 2003 ist für die Oberviechtacher Familie Zirkelbach nichts mehr so, wie es früher einmal war. Denn an diesem Tag ist ihr Sohn und Bruder, Oberfeldwebel Michael Zirkelbach, im Kosovo ums Leben gekommen. Das alleine war schon schlimm genug. Doch die Familie musste in den Jahren danach erkennen, dass Soldaten, die bei Bundeswehr-Einsätzen sterben, nicht die Anerkennung finden, die sie verdienen. Das war für Oberstleutnant a. D. Klaus Zirkelbach eine Herausforderung, welcher er sich stellte. Zusammen mit seinen Mitstreitern hat er vieles erreicht und war in Anerkennung seiner unermüdlichen Arbeit auch beim früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck eingeladen.

Im Balkankrieg

Die Kosovo Force (KFOR) wurde wegen des blutigen Balkankrieges 1999 eingesetzt. Als erste Aufgabe sollte sie den Abzug der jugoslawischen Truppen und die Entmilitarisierung des Kosovo überwachen. Die KFOR setzte sich aus Truppen von über 40 Staaten zusammen und wies zu Beginn eine Stärke von über 50 000 Soldaten auf. Die Mission hat auch heute noch den Auftrag, ein sicheres Umfeld im Kosovo aufzubauen und zu erhalten.

Das KFOR-Memorial im Kosovo ist auch für den Oberviechtacher Oberfeldwebel Michael Zirkelbach errichtet worden, der dort im Oktober 2003 sein Leben lassen musste. Es wurde am 12. Juni 2018 auf dem Platz "Mutter Theresa" im Stadtzentrum der Hauptstadt Pristina eingeweiht und soll an die 157 Soldaten erinnern, die bei ihrem Einsatz ums Leben gekommen sind. Die dreisprachige Botschaft lautet: "In Erinnerung an die Männer und Frauen, die mit ihren Kameraden in der KFOR dienten und dabei ihr Leben opferten. Wir ehren und erinnern uns ihres Opfers."

Zu diesem Anlass war im Juni auch eine 15-köpfige Delegation der Bundeswehr eingeladen, geführt von Generalleutnant Erhard Bühler. Mit dabei Klaus-Dieter Zirkelbach aus Oberviechtach und zwei weitere Hinterbliebene. Ihm ist noch gut in Erinnerung, dass sich der kosovarische Premierminister Ramush Haradinaj in seiner Rede bei der Nato für die Befreiung des Kosovo und die Friedenssicherung bedankt hat. Weitere Grußworte erinnerten schmerzlich an die verlorenen Familienmitglieder. "Wir nahmen in Dankbarkeit wahr, dass sie nicht nur in unserem Herzen, sondern jetzt auch durch dieses Memorial in der Militärgeschichte unvergessen bleiben werden", betont Zirkelbach. An diesen, mit über 30 Grad sehr heißen Tag, wird er noch lange denken. Denn er fühlte sich dort mit seinem Sohn Michael, den er vor 15 Jahren hergeben musste, sehr nahe. Mit Genugtuung habe er zur Kenntnis genommen, dass sich der Einsatz der Hinterbliebenen dahingehend gelohnt hat, dass der Tod der Angehörigen nun zumindest eine symbolische Würdigung findet.

Der kosovarische Premierminister hatte beim Festakt den persönlichen Kontakt gesucht und sprach seine persönliche Anteilnahme und seinen Dank für die Teilnahme an der Zeremonie aus. General Salvatore Cuoci lud die Delegation in das Hauptlager der KFOR in Pristina ein. Danach ging es in die Residenz des Deutschen Botschafters. Soldaten der Feldjäger-Eskorte zeigten Zirkelbach aktuelle Fotos von einer Gedenkstätte, die in den Höhen nahe Suva Reka errichtet wurde. Seit 2003 treffen sich hier die Feldjäger-Abordnungen zu einer Andacht. Abends ging es dann per Flugzeug zurück nach Berlin.

Wenn Klaus-Dieter Zirkelbach heute vor dem Bild seines Sohnes sitzt, dann denkt er auch an diesen Tag zurück. Übrigens: Das Grab der Familie Zirkelbach auf dem Oberviechtacher Friedhof hat - als einziges in der Oberpfalz - einen kleinen Gedenkstein mit der Aufschrift "Ehrengrab der Bundeswehr" stehen.

Das Grab auf dem Oberviechtacher Friedhof weist einen kleinen Gedenkstein der Bundeswehr (links) auf. Es ist das einzige "Ehrengrab der Bundeswehr" in der Oberpfalz. Bild: frd
Das Grab auf dem Oberviechtacher Friedhof weist einen kleinen Gedenkstein der Bundeswehr (links) auf. Es ist das einzige "Ehrengrab der Bundeswehr" in der Oberpfalz.
Diese drei Angehörigen von Familienmitgliedern, die bei einem Kosovo-Einsatz ums Leben gekommen sind., waren bei der deutschen Delegation beim Memorial-Festakt in Pristina dabei, darunter Klaus-Dieter Zirkelbach (Zweiter von rechts). Bild: exb
Diese drei Angehörigen von Familienmitgliedern, die bei einem Kosovo-Einsatz ums Leben gekommen sind., waren bei der deutschen Delegation beim Memorial-Festakt in Pristina dabei, darunter Klaus-Dieter Zirkelbach (Zweiter von rechts).
Dieses Kreuz steht an der Stelle im Kosovo, an der Michael Zirkelbach, zusammen mit einem Kameraden, bei seinem Einsatz 2003 tödlich verunglückt ist. Bild: exb
Dieses Kreuz steht an der Stelle im Kosovo, an der Michael Zirkelbach, zusammen mit einem Kameraden, bei seinem Einsatz 2003 tödlich verunglückt ist.
Hintergrund:

Klaus-Dieter Zirkelbach wurde 1940 in Fürth geboren und ist 1960 als Wehrpflichtiger in die Bundeswehr einberufen worden. Zehn Jahre später wurde er Berufssoldat und im Marz 1980 wurde er als S-4-Offizier an den Standort Oberviechtach versetzt. Die Garnisonsstadt wurde für ihn und seine Familie zur Heimat. 1994 wurde Zirkelbach in den Ruhestand versetzt. Seither hat er Zeit, sich in Vereinen aktiv einzubringen. Im Besonderen ist er in der evangelischen Kirchengemeinde aktiv und ist dort seit seiner Ausbildung im Jahr 2007 als Prädikant tätig. Seit 2008 engagiert er sich auch über das Evangelische Kirchenamt bei der Hinterbliebenen-Betreuung der Bundeswehr in Berlin. Zwei Jahre später startete er seine ehrenamtliche Arbeit im „Netzwerk Hilfe“ des Bundesverteidigungsministeriums in Berlin. Hierfür ist der Oberviechtacher schon mehrfach ausgezeichnet worden. (frd)

Auf dieser Gedenktafel ist auch der Oberviechtacher aufgeführt. Bild: exb
Auf dieser Gedenktafel ist auch der Oberviechtacher aufgeführt.
 
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