Oberviechtach
22.11.2018 - 12:00 Uhr

Erinnern mit grotesken Bildern

Wenn sich ein Mann mit Milch die Haare wäscht, bleiben manche Sachen besser im Gedächtnis: „Merk-würdige“ Wege zum nachhaltigen Lernen zeigt Gedächtnistrainer Markus Hofmann in der Dreifachturnhalle des Ortenburg-Gymnasiums auf.

Das Publikum in der vollbesetzten Turnhalle war vom engagierten Vortrag des Lern- und Gedächtnistrainers Markus Hofmann begeistert. Der Rotary-Club Oberpfälzer Wald und das Ortenburg-Gymnasium hatten den Auftritt gemeinsam koordiniert und veranstaltet. Bild: weu
Das Publikum in der vollbesetzten Turnhalle war vom engagierten Vortrag des Lern- und Gedächtnistrainers Markus Hofmann begeistert. Der Rotary-Club Oberpfälzer Wald und das Ortenburg-Gymnasium hatten den Auftritt gemeinsam koordiniert und veranstaltet.

Mit dem rechten Nasenloch wird Nutella nach oben gezogen und aus dem linken Nasenloch läuft es heraus. Ein Mann schüttet Milch über den Kopf und wäscht sich damit die Haare. Es sind keine alltäglichen Bilder, die Markus Hofmann seinen Zuhörern in der Dreifachturnhalle in den Kopf pflanzte. Sie sind eklig, grotesk, überzeichnet – und gerade deshalb „merk-würdig“. „Je abnormer Bilder sind, umso leichter können wir sie im Gehirn speichern“, ist sich der Gedächtnistrainer sicher.

Ein Riesenansturm herrschte beim Abend, zu dem der Rotary-Club Oberpfälzer Wald/Oberviechtach und das Ortenburg-Gymnasium eingeladen hatten. In der vollbesetzten Halle begrüßte der amtierende Rotary-Präsident Christian Schneider die Gäste. Mit einem Augenzwinkern erinnerte er an die erste Veranstaltung mit Markus Hoffmann vor elf Jahren - "damals verbesserte sich der Notendurchschnitt um eine Stufe.“ Mit dem gebürtigen Nabburger Markus Hofmann sei es gelungen, einen Hochkaräter nach Oberviechtach zu holen, der demnächst in der Köln-Arena vor 15 000 Menschen sein Wissen weitergeben wird. Sein Dank galt stellvertretend für das ganze Ortenburg-Gymnasium Schulleiter Ludwig Pfeiffer.

Bereits am Vormittag fand eine Veranstaltung mit 450 Schülern der Mittelschulen Oberviechtach und Neunburg sowie der Realschule Neunburg und den Jahrgangsstufen acht mit zehn des Ortenburg-Gymnasiums statt. Hier erfuhren sie, wie Schulwissen abgespeichert werden kann und dadurch die Grundlage für Lernerfolg bildet. Jubel erzielte der motivierende Referent mit der Ankündigung: „Ab heute dürft ihr Spickzettel schreiben“, schränkte aber sofort ein: „In die Prüfung dürft ihr sie aber nicht mitnehmen.“

Einen solchen „Spickzettel im Kopf“ demonstrierte Hofmann mithilfe der festgelegten neuen Weltwunder und zehn Briefkästen oder „Körperschubladen“. Vom Fuß bis zum Kopf stellte der Gedächtnisexperte, der früher als Bankkaufmann tätig war, zehn Körperteile vor, an die er die Schlüsselwörter ablegte: Zehen, Knie, Oberschenkel, Pobacken, Hüfte, Brust Schulter, Hals, Gesicht und Haare. Da stand dann die Christusstatue aus Rio de Janeiro schwer auf den Zehen und die Chinesische Mauer wurde durch die Pobacken getrennt.

„Verblüffen Sie Ihre Gesprächspartner, indem Sie Ihr Wissen im richtigen Moment anwenden“, forderte Hofmann die Zuhörer auf und ließ – „für die Akustik-Lerner“ diese Liste mehrmals laut wiederholen. Hier zeigte sich, dass es Hofmann als leidenschaftlicher Redner verstand, erstaunliches Wissen in Infotainment zu verpacken und sein Publikum mit einer erfrischenden Mischung aus Interaktion, Praxisbezug und Erfolgserlebnissen zu begeistern. Nach dem Motto „Geist ist geil“ lautete sein Versprechen ans Publikum, mentale Fitness durch Training und Motivation herzustellen.

Neben der vorgestellten Mnemotechnik, benannt nach der griechischen Muse der Erinnerung, ging der in großen Zeitungen als einer der besten „Speaker“ bezeichnete Referent auf die von Cicero entwickelte Loci-Technik ein. Danach durchschritt er die Mehrzweckhalle und „heftete“ die Namen der Bundespräsidenten an die Gerätschaften in der Halle an. Da entstanden dann Bilder, wie ein „Scheel“ durch das Ballnetz schielt oder wie man die Technik-Bühne „her zog“ (Bundespräsident Herzog).

Bei umfangreichen Stoffen riet Hofmann, die wichtigsten Schlüsselwörter im großen Stil aufzubauen und sie in Briefkästen im Klassenraum, dem Pausenhof oder dem Biologiesaal abzulegen. Nach drei Stunden unterhaltsamer Anleitung zur Gedächtnisschulung wurde Hofmann unter großem Applaus verabschiedet.

Markus Hofmann begeisterte seine Zuhörer mit einer erfrischenden Mischung aus Interaktion, Praxisbezug und Erfolgserlebnissen. Bild: weu
Markus Hofmann begeisterte seine Zuhörer mit einer erfrischenden Mischung aus Interaktion, Praxisbezug und Erfolgserlebnissen.
Merken mit Eselsbrücken:

„Wenn wir unser Gehirn in Hochform bringen wollen, müssen wir Eselsbrücken bauen, Beziehungen herstellen und Begriffe mit Bildern verknüpfen“, ist die Devise von Markus Hofmann. Zum Lernen von langen Zahlenfolgen pflanzte er den Zuhörern die Zahlenfolge 1415041912 mit einer Bilderkombination ins Gedächtnis und benutzte dazu als Schlüssel ein Bildersystem: 0: Schwimmring, 1: Einhorn; 2: Steckdose (zwei Kontakte); 3: Dreirad; 4: Tisch (vier Beine); 5: eine Hand, 6: Lotto-Schein (6 Richtige); 7: die sieben Zwerge; 8: eine Achterbahn); 9: Schwein mit Schwänzchen. Aus diesen „Schlüsseln“ denkt man sich bei langen Zahlenfolgen eine Geschichte aus. (weu)

 
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