Der Name des Kirchleins hängt mit der Örtlichkeit zusammen. Denn früher war es der Bleichanger, auf dem die Bürger ihre Wäsche bleichten, damit sie diese strahlend weiß in den Schrank räumen konnten. In den 50er-Jahren, als die Holzkapelle einem Steinbau gewichen war, standen mehrere Scheunen in der Nachbarschaft. Doch als 20 Jahre später das Baugebiet "Am Sandradl" ausgewiesen wurde, und auch in Richtung Galgenberg immer mehr Häuser aus dem Boden wuchsen, befand sich die Kapelle plötzlich mitten in der Stadt.
Sgraffito an Fassade
Nach dem Zweiten Weltkrieg stand das Gebäude derart ruinös da, dass an eine Restaurierung nicht zu denken war. Ein Neubau wurde geschultert. Der Rokoko-Altar wurde ausgebessert und der Innenraum mit schönen Stuckarbeiten ausgestattet. Kunstmaler Vierling aus Weiden schuf ein beeindruckendes Deckengemälde von der Krönung Mariens. Am Frontgiebel zieht das Sgraffito ("Schutzmantel-Madonna") von Kunstmaler Schmitt aus Nabburg die Blicke auf sich. Die kirchliche Weihe fand am 8. Dezember 1954 statt. Laut Pfarreiunterlagen beliefen sich die Baukosten auf 30 000 Mark, wobei durch die große Spendenfreudigkeit nur 600 Mark Schulden blieben.
In den Kirchenbänken finden etwa 40 Personen Platz. Bis 1969/70 fand jeden Samstag ein Gottesdienst statt. Heute ist dies nur noch an den Montagen in den Sommermonaten der Fall. Aber Maiandachten, Oktoberrosenkränze, ein Bittgang und natürlich der Patroziniumsgottesdienst an Maria Himmelfahrt (15. August) sind als feste Termine gesetzt. Letzterer fiel allerdings heuer aus.
Blumenschmuck
Josef Niederalt, seit den 80er-Jahren Kapellen-Nachbar, kümmerte sich zusammen mit seiner im Vorjahr verstorbenen Gattin Erna um die kleine Kirche. Egal ob Reinigung, Pflege der Außenanlagen, Blumenschmuck oder als Vorbeter. Dies hat nun Resi Heinrich übernommen. "Es war fast wie unsere Hauskapelle", sagt Niederalt und erinnert sich: "Einmal hab ich an Karfreitag vergessen, die Glocke abzustellen." Nicht vergessen wird der Senior die schönen Messfeiern, umrahmt vom herrlichen Gesang der Vöichtacher Sängerinnen. Auch bei der Innenrenovierung im Jahr 2016 packte das Ehepaar mit an. Er weist auf die Tafel mit der Entstehungsgeschichte in Versform hin und besonders auf den letzten Satz: "Sorgt aber auch für die Kapelle, an dieser hochgeweihten Stelle. Auf dass das Bauwerk nicht verfällt, in Zeiten glaubensschwacher Welt." Und noch eines merkt Niederalt an: Das "Frauenbrünnl", das vorm Eingang in einem kleinen Brunnen gefasst wurde, wird nicht mehr von der ursprünglichen Heilquelle gespeist.
Der Ursprung der Wallfahrt zu "Unserer Lieben Frau am Bleichanger" geht auf eine Legende zurück: Beim Spielen, draußen am Anger vor dem Markt, fanden Kinder ein Marienbild von Anmut und Liebreiz. Aber so oft man es in die Pfarrkirche brachte, kehrte das Bild jedes Mal wieder zurück. Um 1700 entstand auf diesem Platz eine Feldkapelle. 1727 wurde für das Wallfahrtsbild - eine Nachbildung der Gnadenmutter von Altötting - eine prachtvolle Kapelle in Holzbauweise errichtet. Ab 1785 durften heilige Messen gefeiert werden.
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