Die Zuhörer waren bei Florian Schusters Orgelkonzert zugleich Zuschauer, denn das Spiel am Orgeltisch wurde per Kamera auf eine Leinwand im Altarraum übertragen.
Dass der junge Musiker eine besondere Affinität zur französischen Orgelmusik besitzt, wurde in seiner Programmgestaltung deutlich. Mit Marcel Dupré (1886 bis 1971) und Louis Vierne (1870 bis 1937) standen zwei französische Komponisten im Mittelpunkt des Konzerts, ergänzt durch zwei Choralbearbeitungen von Johann Sebastian Bach und einer Improvisation von Florian Schuster selbst.
Von Dupré, dessen Todestag sich heuer zum 50. Male jährt, kamen drei Werke aus verschiedenen Lebensphasen zur Aufführung. „Cortége et litanie“ (Prozession und Litanei) eröffnete das Konzert mit zarten Klängen, die sich über zahlreiche kurze Melodiefragmente zum vollen Orgelklang steigerten. Beim gesamten Konzert bescherte der Interpret ein abwechslungsreiches Programm, dem aber eine thematische Einheit innewohnte, wie auch die ausgehändigte Programmschrift deutlich machte. Mal waren die Klänge bei Arabesque von Louis Vierne zart und feinfühlig, dann beschwingt und wirbelnd, andere Werke wirkten getragen und schwer.
Ein besonderes musikalisches Erlebnis bot Florian Schuster bei der Improvisation zum bekannten Kirchenlied „Nun lobet Gott im hohen Thron“. Im Präludium erklangen Girlanden aus kurzen Noten, die gliedernd zwischen die einzelnen Liedabschnitte eingefügt wurden. Das angedeutete Leitthema konkretisierte sich im Choral, bei dem das Thema mit dem Register Trompete vorgestellt wurde. Schließlich traten zum Passacaglien-Thema immer mehr Stimmen hinzu und die Improvisation steigerte sich zum vollen Orgelwerk.
„Prélude et fugue“ am Schluss des Konzerts wurde von Duprés Zeitgenossen zunächst als „unspielbar“ bezeichnet. Florian Schuster wagte sich an dieses herausfordernde Orgelwerk mit einer artistischen Pedalbehandlung und einem hohen Tempo. Die Zugabe, eine Improvisation von „Der Mond ist aufgegangen“ signalisierte dem Publikum auch thematisch das Ende des Orgelkonzerts.
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