(ptr) Max Greger junior (Klavier) und Rainer Sander (Klarinette) umrahmten den Festakt unter anderem mit „Oh Lady be good“ von George Gershwin und „When you’re smiling“. Erika Odemer, die neben 19 weiteren Persönlichkeiten die Bayerische Staatsmedaille für soziale Verdienste erhielt, zauberte auch die musikalische Begleitung ein Lächeln ins Gesicht.
Tiefe Verbundenheit
Die Feierstunde fand im Max-Joseph-Saal in der Münchner Residenz statt. Die Verleihung nahm die neue Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, Kerstin Schreyer, vor. In ihrer Laudatio betonte die Ministerin, dass sich Erika Odemer in herausragender Weise als Testamentsvollstreckerin und Vorsitzende der Schwarz-Stiftung verdient gemacht habe. Aus tiefer Verbundenheit sei die Stadt von dem Ehepaar Dr. Max und Margret Schwarz testamentarisch als Alleinerbin eingesetzt worden. Über die ins Leben gerufene Stiftung erhalte die Stadt seit dem Eintritt des Erbfalls für viele wichtige soziale und kulturelle Projekte eine hohe finanzielle Förderung aus dem Stiftungsvermögen, so Schreyer.
Unter anderem würden die Kosten der Kindergärten sowie der Kinderkrippe getragen. Als enge Vertraute des Ehepaars sei Frau Odemer zur Testamentsvollstreckerin und Vorsitzende der Stiftung berufen worden. „Besonders hervorzuheben ist dabei, dass sie für ihre geleistete Arbeit stets auf die ihr zustehende Aufwandsentschädigung verzichtet hat“, betonte die Staatsministerin zum Ende ihrer Ausführungen. Erika Odemer (91) wurde von ihrer Familie (Tochter, Schwiegersohn und Enkel) zum Festakt begleitet. Von der Dr.-Max-und-Margret-Schwarz-Stiftung waren die Stiftungsräte Dr. Helmut Hörger und Reinhold Malzer anwesend, die sich ebenfalls über die Auszeichnung der Stiftungsratsvorsitzenden freuten.
Empfang im Foyer
Die Stadt Oberviechtach wurde durch Bürgermeister Heinz Weigl und Sachbearbeiter Wolfgang Ruhland vertreten. Anwesend waren der stellvertretende Landrat Arnold Kimmerl, Stimmkreisabgeordneter MdL Alexander Flierl und Stadtrat Tobias Ehrenfried. Im Anschluss an die Feierstunde fand ein Empfang im Foyer des Max-Joseph-Saals statt. Medaillenträger und Gäste nutzten die Gelegenheit für ein persönliches Gespräch und ein Foto mit der Sozialministerin.
Schwarz-Stiftung
Oberviechtach/München. Mit Schreiben vom 20. April 1993 wurde die Stadt Oberviechtach durch das Amtsgericht München, Abteilung für Nachlasssachen, davon unterrichtet, dass sie Alleinerbe des Vermögens von Dr. Max und Margret Schwarz geworden ist. Die Stadt wurde - quasi über Nacht - mit einem Jahrhundertgeschenk, mit einem Millionenvermögen bedacht, das viele Probleme plötzlich lösbar machte und Träume Wirklichkeit werden ließ.
Glücksfall für die Stadt
Um zu gewährleisten, dass das Vermögen nach den Wünschen der Erblasser verwaltet wird, ordneten die Erblasser Dauertestamentsvollstreckung an und betrauten Erika Odemer, eine sehr enge Vertraute der Familie Schwarz, mit diesem Amt. Ein weiterer Glücksfall für die Stadt, wie sich herausstellen sollte. Die Worte des damaligen Bürgermeisters Wilfried Neuber, anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Erika Odemer im Januar 2002 drücken dies am besten aus: "Wir wurden doppelt beschenkt, beschenkt mit einem Millionenvermögen, aber auch in der Person der von Dr. Max und Margret Schwarz mit der Nachlassverwaltung beauftragten Frau Erika Odemer."
So vertritt sie die Interessen der Stadt bei diversen Sitzungen und kümmert sich persönlich - mit beträchtlichem Arbeitseinsatz - um die Betreuung der Liegenschaften in München. Bei den immer wieder anfallenden Sanierungen ist es dabei von großem Vorteil, dass sie viele Jahre in führender Position für das Mineralfarben-Unternehmen Keim tätig war und somit auch auf das notwendige Fachwissen und ihre "Baustellenerfahrung" bei kurzfristig notwendigen Entscheidungen bzw. Planungen zurückgreifen kann.
Versierte Bauherrin
Auch beim Neubau der beiden Stiftungsimmobilien in Oberviechtach ("Marktplatz 18" und "Haus der Schwarz-Stiftung") brachte sie sich durch ihre konstruktive und fachbezogene Mitarbeit im Bauherrengremium ein und trug so wesentlich dazu bei, dass die beiden Häuser in der jetzigen Form entstehen konnten. Darüber hinaus erinnerte sie auch an die 100. Geburtstage der unvergesslichen Stifter Dr. Max Schwarz (1998) und Margret Schwarz (2010) mit einmaligen Sonderausstellungen in Oberviechtach. Hervorzuheben sind aber auch ihr Engagement als Vorsitzende des Stiftungsrates der Dr.-Max-und-Margret-Schwarz Stiftung und ihre Verbundenheit zur Stadt Oberviechtach. So verzichtet Erika Odemer nicht nur seit Jahrzehnten auf eine ihr jährlich zustehende Aufwandsentschädigung in beträchtlicher Höhe. Ohne sie würde es auch den Dr.-Schwarz-Brunnen als neues Wahrzeichen der Stadt nicht geben. Für diesen Brunnen sind der Stadt letztlich keine Kosten entstanden. Gleiches gilt für die Skulptur "Vertikale Entwicklung 45°" beim Haus der Schwarz-Stiftung.
Sie verzichtet aber nicht nur auf die ihr zustehende Vergütung, sondern bringt sich darüber hinaus selbst noch durch den Einsatz eigener Gelder zum Wohle der Stadt ein. Dem Doktor-Eisenbarth- und Stadtmuseum ist sie besonders zugetan. Auf ihre Kosten richtete sie dort das "Schwarz-Zimmer" ein, unterstützte großzügig den Bau des "Goldstollens" und sorgte für eine angemessene Beschattung der Ausstellungsräume des Museums sowie für eine museumstaugliche Beleuchtung der Exponate. Darüber hinaus finanzierte sie über mehrere Jahre die Arbeit von zwei jungen Wissenschaftlern im Museum. Auch das museumspädagogische Kinderprogramm wird - wie selbstverständlich - alljährlich von ihrem Konto bezahlt. Das Ortenburg-Gymnasium konnte sich über eine ansehnliche Spende für den Ankauf eines Konzertflügels sowie einer Bassklarinette freuen und auch für die Anschaffung der neuen Orgel für die Stadtpfarrkirche steuerte sie einen beachtlichen Betrag bei.
Erfolgreiche Künstlerin
Erika Odemer war in Oberviechtach als aktive, engagierte und großherzige Nachlassverwalterin bekannt. Von ihrer künstlerischen Seite wusste man jedoch lange nichts, obwohl sie mit ihrer "Quilt-Technik" an zahlreichen Ausstellungen in Deutschland, Europa, Amerika und Japan teilnahm und ihre Werke beachtliche Auszeichnungen erfahren haben. Als großartige Künstlerin durften die Oberviechtacher ihre Ehrenbürgerin erst im Jahr 2010 kennenlernen. Ihrer Ausstellung "Erika Odemer - Textilkunst", die im September und Oktober 2010 im Doktor-Eisenbarth- und Stadtmuseum zu sehen war, war ein einmaliger Erfolg beschieden und für das Museum eine großartige Bereicherung.
Aus Pflichtgefühl - so sagte sie einmal in einer ihrer Reden - sei sie 1993 hierher gekommen und jetzt spricht man in ihrer Familie nur noch von "ihrem Oberviechtach". Der Wille der Eheleute Schwarz, "nicht der Stadt, den Menschen soll es zugutekommen", lebt in der Person von Erika Odemer weiter. Stadt und Bürgern bleibt es nur, ihr für alles zu danken, verbunden mit den besten Glückwünschen zu ihrem Geburtstag. Ad multos annos.
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