Das Sport- und Freizeitzentrum Reichenstein in Stadlern, das heute in einem desolaten Dornröschenschlaf versunken ist, war vor 32 Jahren die Geburtsstätte für den Kulturverein „Freunde der Kunst“. Das damals blühende Gastronomieunternehmen am Fuße des Reichenstein, das unter der Leitung von Michael Koller stand, war in der Folgezeit auch Veranstaltungsort mit profilierten Künstlern. Reiner Kunze, die Ikone des literarischen DDR-Widerstands, die damals sowohl im Kulturbetrieb als auch in der Politik in aller Munde war, kam zu den Freunden der Kunst auf das Reichenstein-Zentrum.
Vor mehr als 30 Jahren im März 1991 hatte dieser Kulturverein bereits Günter Grünwald engagiert, der seinerzeit erst in den kabarettistischen Startlöchern stand. Sigi Zimmerschied und Georg Ringsgwandl sind andere Kabarettgrößen, die auf Einladung der Kunstfreunde den Weg nach Oberviechtach fanden. Die „Altneihauser Feierwehrkapelln“ und die „Biermösl Blosn“ waren ebenfalls hier.
Gagen von mehreren 1000 Mark
„Prominente Künstler in die Provinz bringen“, war das Ziel der Vereinsgründer, allen voran des evangelischen Pfarrers Lothar Karl Joppien, der bereits 1983 einen ersten Anlauf für diese Initiative unternommen hatte. Als er mit dem heutigen Ehrenvorsitzenden Günther Robl und weiteren Gleichgesinnten Mitstreiter fand, war zum Jahresende 1989 die Vereinsgründung in trockenen Tüchern. Damals gab es noch keine Kulturvereine in der Region, die Gagen von mehreren tausend Mark aufbringen konnten. „Wenn wir 100 Mitglieder mit einem Jahresbeitrag von 100 Mark haben, dann stehen uns 10 000 Mark zur Verfügung!“ Diese Rechnung des ersten Vorsitzenden Lothar Karl Joppien ging auf. Mit dem Jahresbeitrag war für die Mitglieder der Eintritt zu den Veranstaltungen abgegolten. Natürlich konnten damals wie auch heute Nichtmitglieder das Vereinsangebot wahrnehmen.
„Uns ist ein weit gefasster Kulturbegriff wichtig“ erklärt Monika Krauß, die 1. Vorsitzende des Vereins, die erst vor kurzem wieder zusammen mit einer agilen Vorstandschaft im Leitungsamt bestätigt wurde. Konzerte von Klassik bis Moderne, Kabarett, Lesungen, Kunstausstellungen, Theaterveranstaltungen, Reisepräsentationen und Filmabende bestimmen das breit gefächerte Angebot. Ein Renner in Vereinsprogramm ist seit Jahrzehnten die „Bundesauswahl junger Künstler“. „Für deren Konzerte erhalten wir immer wieder ganz positive Rückmeldungen“, registriert die Vorsitzende.
Die Zusammenarbeit mit anderen kulturtragenden Vereinen der Stadt wie zum Beispiel Museumsverein, Heimatkundlicher Arbeitskreis oder Festspielverein ergibt einen Synergieeffekt. Ein Prinzip seit der Gründungszeit sind wechselnde Veranstaltungsorte: Emil-Kemmer-Haus, Museum, CeBB Schönsee, Neunburger Schlosssaal, Thammerhaus Winklarn sowie Kirchen und Schulen. Einmal im Jahr erfolgt auch eine Fahrt zu einer auswärtigen Kulturveranstaltung, zuletzt ins Stadttheater Amberg oder zum Konzerthaus in Blaibach.
Kindermalaktion ein Hit
Seit über 10 Jahren ist die Kindermalaktion mit der Kunstmalerin Katharina Gierlach zu einer festen Institution geworden. Ehrenbürgerin Erika Odemer unterstützt uneigennützig diese Ferienaktion, bei der bis zu 40 Kinder das Atelier am Bauhof bevölkern. In den zurückliegenden beiden Jahren wurde auch bei den Kunstfreunden der Kulturbetrieb durch die Corona-Pandemie beeinträchtigt. Ganz zum Erliegen kam aber das Veranstaltungsangebot nicht. Allerdings waren Auftritte mit großem Aufwand für die Vorstandschaft verbunden.
Rosina Ederer, die 2018 nach ihrer Pensionierung als Rektorin aus Neu-Ulm in ihre alte Heimat zurückkehrte, weiß das Angebot der Kunstfreunde zu schätzen. „Man kann das ganze Jahr über super organisierte kulturelle Veranstaltungen besuchen – und das ohne eigene Vorplanungen und ohne weite Strecken zurücklegen zu müssen“, lobt sie das Vereinsengagement. Am 24. September erfolgt der Einstieg in das Herbstprogramm mit einer Künstlerin, die bereits vor vielen Jahren hier engagiert war. Die Chansonsängerin Gabriele Banko gastiert mit „Illusion d´amour – Lieder für eine abgrundtiefe Stimme“ im Schlosssaal in Neunburg vorm Wald.
Freunde der Kunst Oberviechtach
- Offizielle Gründungsversammlung: 10. Januar 1990 im Pfarrheim Oberviechtach
- Jahresbeitrag: berechtigt zum Eintritt bei allen Veranstaltungen (einst 100 Mark, heute 60 Euro)
- Heutiger Mitgliederstand: 155
- Zielsetzung: Breit gefasster Kulturbegriff
- Tätigkeiten: Neben Veranstaltungen vor Ort auch einzelne Kulturfahrten (lg)
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