Der ehemalige Lehrer und Schulleiter Siegfried Bräuer begrüßte seinen früheren Kollegen, den Studienrat und Ehrenbürger der Stadt Neunburg, Leiter des Schwarzachtaler Heimatmuseums, Initiator des "Hussenkrieg"-Festspiels und langjährigen Festspielvereins-Vorsitzenden im Doktor-Eisenbarth- und Stadt-Museum. Als Gastgeschenk überreichte Männer einen alten Blech-Wegweiser nach Oberviechtach an den örtlichen Museumsleiter, Altbürgermeister Wilfried Neuber.
Einfall auf Haus Murach
"Sie zogen gen Murach vor das Haus, man schoss und wurf zu ihnen heraus mit Büchsen und mit Pfeilen, sodass die bösen Husseren von dannen mussten eilen." Mit diesem Auszug aus einer historischen Volksballade des späten Mittelalters begann Theo Männer seinen Vortrag "Als wir den Hussiten trotzten". Er schilderte den Einfall der Hussiten in die Gegend um Oberviechtach bzw. auf Haus Murach. Von hier aus rückten die böhmischen Kämpfer weiter in die Oberpfalz vor; im sogenannten "täglichen Krieg" wurden Bauernhöfe beraubt und niedergebrannt, die Bevölkerung drangsaliert. Einer der großen Verteidiger der Oberpfalz und furchtlose Kämpfer war der zuständige Landesherr der Nordoberpfalz, Pfalzgraf Johann.
1428 haben die Hussiten einen "kleinen Zug" gestartet gegen das Amt Murach und die Burg belagert. "Diese war aber ganz schön befestigt", so der Referent, darum konnte der Angriff auch abgewehrt werden. 1431 wurde Schönsee niedergebrannt und 1432 wurde auch Oberviechtach direkt als hussitisches Angriffsziel auserkoren. Oberviechtach war zu diesem Zeitpunkt schwer befestigt mit Wall und Türmen seit 1406, der Markt wurde aber trotzdem erobert, geplündert und niedergebrannt und musste nachher wieder aufgebaut werden. Dazu brauchte man Geld, und der damals zuständige Landesherr Pfalzgraf Ludwig gewährte sechs Jahre Steuerfreiheit.
Im weiteren Verlauf seines Vortrags erklärte Theo Männer auch die Missstände innerhalb der Kirche und die Auswirkungen des Konzils in Basel von 1431. Im Mittelpunkt stand die Forderung von Jan Hus, der 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Hus musste sterben, weil er aus damaliger Sicht der Kirche ein Ketzer war. König Sigismund hatte veranlasst, dass Jan Hus zum Konzil nach Konstanz kommt, damit er sich dort rechtfertigen kann. Das Konstanzer Konzil wollte die Probleme der Kirche lösen, die notwendigen Reformen blieben aber offen. König Sigismund hatte Hus freies Geleit versprochen, wurde aber wortbrüchig und opferte den böhmischen Reformator und Kirchenkritiker für den Erfolg des Konzils. Der Bruder von Pfalzgraf Johann musste das Urteil durch den Stadtvogt vollstrecken lassen. Unter Historikern sei das bis heute ein umstrittenes Thema.
Freies Geleit umstritten
Gilt das freie Geleit auch für den Rückweg, auch für einen provokanten Ketzer, wie Hus bezeichnet wurde? Mit diesen und ähnlichen Fragen setzte sich Theo Männer im Verlauf seines Vortrags ausgiebig auseinander. Auch auf die Bedeutung des Jan Hus in der deutschen Geschichte ging er ein, denn schon zu seinen Lebzeiten und während der Hussitenkriege gab es auch deutsche Hussiten, auf die Historiker aber erst im 20. Jahrhundert stießen. Ausgiebig setzte sich Theo Männer auch mit der großen Schlacht bei Hiltersried auseinander.
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