Oberviechtach
26.09.2024 - 09:32 Uhr

Heimatkundlicher Arbeitskreis Oberviechtach erforscht regionale Baukultur

Mit einer neuen Veranstaltungsreihe widmet sich der Heimatkundliche Arbeitskreis Oberviechtach dem regionalen Bauen. Oberpfälzische Baukultur und historische Gebäude der Stadt stehen im Fokus.

Seit seiner Gründung im Jahr 1987 ist eines der Satzungsziele des Heimatkundlichen Arbeitskreises die Erforschung, Erfassung und Bewahrung der historischen Bausubstanz der Stadtgemeinde Oberviechtach. Vor rund einem Jahr wurde dieser Bereich aus gegebenem Anlass zu einem der Schwerpunkte der Vereinsarbeit gemacht. In diesem Zusammenhang wurde eine neue Veranstaltungsreihe zum Thema „Regionales Bauen aus historischer Sicht“ initiiert.

Den Auftakt dazu bildete im Kulturzentrum des Doktor-Eisenbarth- und Stadtmuseums der Vortrag. „Oberpfälzische Baukultur am Beispiel denkmalgeschützter Gebäude in der Stadt Oberviechtach“. Dabei gingen die beiden Referenten Siegfried Bräuer und Julius Schönberger der Frage nach, wie sich eine regionale, beziehungsweise oberpfälzische Baukultur, nicht zuletzt auch im Sinne einer Oberpfälzer Identität, definiert und wie sie sich in ausgewählten Häusern der Stadt Oberviechtach in Bezug auf Baustile, Baustoffe und Bautechniken widerspiegelt.

Im Zuge verstärkter Maßnahmen im Zusammenhang mit Leerstandsoffensive und Leerstandsmanagement gewinnt dieser Aspekt immer mehr an Relevanz. Auch in Oberviechtach hat die Zahl nicht genutzter Häuser in der Innenstadt in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen, so dass sich im Sinne der Belebung der Ortsmitte und der Ortsbildgestaltung ein immer größerer Handlungsbedarf ergibt.

In jüngster Zeit wurde diesem Umstand von der Stadt mit einem Gestaltungshandbuch Rechnung getragen. Zudem wird sich eine Gruppe von Studenten der OTH Regensburg demnächst vor Ort Gedanken über ein entsprechendes Gesamtkonzept machen.

Für Siegfried Bräuer sollten dabei Nachhaltigkeit und der Rückgriff auf den Erfahrungsschatz vergangener Generationen in Sachen Baukultur eine entscheidende Rolle spielen. Deshalb verstand er den Vortrag des HKA als ersten Schritt in diese Richtung.

Ziel sei es, über die reine Beschreibung regionaltypischer Eigenheiten eines oberpfälzischen Baustils hinauszugehen und eine Art „Kleine Oberpfälzer Baukunde“ zu propagieren, „die die vorgestellten Elemente in einen Kontext stellt, der von der Verfügbarkeit des Materials und dessen technischer Bearbeitung, der Zweckdienlichkeit der Bauten bzw. Einbauten und deren Lebensdauer, sprich Wirtschaftlichkeit bestimmt wird“.

Julius Schönberger oblag es dann mit einem umfangreichen Bildmaterial, Grundzüge eines Oberpfälzer Baustils zu veranschaulichen und unter anderem mit Beispielen der 16 denkmalgeschützten Gebäude von Oberviechtach zu belegen. Er tat dies unter den Kriterien „Baukörper und Dach“ sowie „Fassade, Fenster, Türen und Tore“.

Die Quintessenz der Ausführungen der beiden Referenten mündete in die Definition von zwei Begriffen, die gleichsam ihr Credo darstellen: Vernakuläres Bauen und Zeitgemäßes Bauen.

Hintergrund:

Vernakuläres und zeitgemäßes Bauen

  • Vernakuläres Bauen bezeichnet die Formen des Bauens, die sich über Versuch und Irrtum im Lauf vieler Jahrhunderte regional herausgebildet haben. In einer Anpassung an vorhandene Ressourcen – wie Baumaterialen, Transportmöglichkeiten, Technologien und Fertigkeiten – sowie aufgrund kultureller Lebenswelten hat das vernakuläre Bauen ein differenziertes Repertoire an optimierten Haus- und Siedlungsformen hervorgebracht.
  • Zeitgemäßes Bauen bedeutet: sich am regional bewährten Baustil orientieren; einen funktionellen und schlichten Baustil bevorzugen; nur andauernde, sprich echte Bedürfnisse in die Planung einbeziehen; soweit möglich Materialien verwenden, die vor Ort vorkommen, sowie sparsam (wirtschaftlich) mit ihnen umgehen; bewährte Handwerkstechniken anwenden; reparieren, statt voreilig wegwerfen.
  • (Quelle: http://www.alphouse.de)
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.