Holetschek in Oberviechtach weiter gegen Impfpflicht

Oberviechtach
22.10.2021 - 20:23 Uhr

Die richtigen Lehren aus der Pandemie zu ziehen, gehört jetzt zu den Aufgaben der Politik. Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) kann aus einem Fachgespräch in Oberviechtach viele Vorschläge mitnehmen.

Gesundheitsminister Klaus Holetschek (rechts) diskutierte bei einem Fachgespräch in Oberviechtach mit rund 30 Vertretern aus Gesundheits- und Pflegewesen sowie der Wirtschaft.

Die Bewältigung der Corona-Pandemie bietet eine einmalige Chance, das Gesundheits- und Pflegewesen zu reformieren. Das betonte der Bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) bei einem Fachgespräch am Freitag im Alten- und Pflegeheim Oberviechtach. Er kann Anregungen, wie auch (leise) Kritik aus der Runde mitnehmen, zu der Landtagsabgeordneter Alexander Flierl am Freitag rund 30 hochkarätige Vertreter des Gesundheits- und Pflegewesens der Region zusammengebracht hatte.

Der Staatsminister sprach sich gegen eine Impfpflicht aus. Beim Impfen müsse "mehr Gas gegeben werden", auch bei der Auffrischungsimpfung. Einheitliche Corona-Regeln für ganz Deutschland müssten erhalten bleiben. "Wir sind noch mitten in der Pandemie", so Holetschek. Gleichzeitig müssten Lehren gezogen werden: Strukturelle Verbesserungen hin zu mehr Flexibilität. Die Krankenhausfinanzierung will Holetschek auf neue Beine stellen. Das Gesundheitswesen dürfe nicht rein renditegetrieben sein. Die Reform sei Aufgabe der neuen Regierung. Gleiches gelte für die Pflege: Zwar sei vieles angestoßen worden, etwa was mehr Stellen anbetrifft. "Aber das kam unten nicht so an, wie wir uns das gewünscht haben."

Enge Personalschlüssel

Sandra Loew (Dr. Loew Soziale Dienstleistungen) klagte, dass die per Personalschlüssel nötigen Fachkräfte einfach nicht zu finden seien. Ebenso wenig in der ambulanten Pflege, wie ein Vertreterin der Johanniter vortrug. Oder in Krankenhäusern, wo auch Ärzte fehlen, wie Dr. Christian Glöckner (Chefarzt Asklepios Klinik Oberviechtach) monierte. Das neue Haus sei zwar schön, müsse aber "mit Menschen gefüllt werden".

Josef Irlbacher, Chef der "Blickpunkt Glas" in Schönsee, plädierte indirekt für eine Testpflicht am Arbeitsplatz – weil die freiwilligen Angebote wenig angenommen würden. "Dann sind plötzlich 20 Leute krank", sagte Irlbacher – das sei kaum zu tragen. Auch hier setzt Holetschek auf Freiwilligkeit. Für eine solche Pflicht brauche es entsprechende Grundlagen, die dann auch vor Gericht halten.

"Regulieren uns zu Tode"

Heutige Ausschreibungsverfahren, gerade auch im Gesundheitsbereich, seien nicht mehr zeitgemäß, kritisierte Michael Koller, Geschäftsführer der Münchener Medizin Mechanik. "Wir regulieren uns manchmal zu Tode", gab Holetschek zu, auch das sei eine Lehre aus Corona. Eines sei aber auch zutreffend: "Wenn die Politik in einer Pandemie schnell etwas entscheidet, dann gibt es hinterher tausend Klugscheißer, die alles besser wissen." Wenn es nach dem Minister geht, wird die Oberpfalz bald eine wichtige Rolle in der Struktur spielen. Das neue Landesamt für Pflege in Amberg sieht er als Denkfabrik, um Ideen für die neuen Strukturen zu entwickeln.

Altenheim-Geschäftsführer Karl-Heinz Stoppa hatte zu Beginn des etwa eineinhalbstündigen Gesprächs das Haus kurz vorgestellt. Er verwies auf die Bedeutung der Investitionen ins Oberviechtacher Krankenhaus. Die 20 Millionen Zuschuss dafür "geben der Versorgung Region eine Zukunft", sagte Stoppa.

Oberpfalz25.05.2022
Hintergrund:

Alten- und Pflegeheim Oberviechtach

  • Kapazität: 128 Plätze für vollstationäre Pflege, fünf Kurzzeit- und sechs Tagespflegeplätze.
  • Beschäftigte: Das Altenheim zählt 134 Mitarbeiter.
  • Rechtsform: GmbH ist Träger, Gesellschafter sind Stadt und Privatleute.
  • Geschäftsführer: Karl-Heinz Stoppa.
  • Corona: Im Oberviechtacher Altenheim wurde bislang keine einzige Corona-Infektion festgestellt.

"Wenn die Politik in einer Pandemie schnell etwas entscheidet, dann gibt es hinterher tausend Klugscheißer, die alles besser wissen."

Klaus Holetschek, Bayerischer Gesundheitsminister

Klaus Holetschek, Bayerischer Gesundheitsminister

 

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