Oberviechtach
15.04.2025 - 18:14 Uhr

"Jeder ist wer": Josef Brustmanns Lesung bei den "Freunden der Kunst" berührt

Er ist Musiker und Kabarettist, doch nun gibt Josef Brustmann bei einer Lesung in Oberviechtach Einblick in seine Familiengeschichte.

Josef Brustmann greift in seiner Lesung "Jeder ist wer" tief in seine Familiengeschichte und untermalt den Abend mit der Zither. Bild: wel
Josef Brustmann greift in seiner Lesung "Jeder ist wer" tief in seine Familiengeschichte und untermalt den Abend mit der Zither.

"Jeder ist wer" lautet der Titel einer biografischen Erzählung von Josef Brustmann. Dass Brustmann selbst "wer" ist, weiß man zumindest in Oberviechtach aufgrund seines ersten Auftritts bei den "Freunden der Kunst" im Jahr 2023, bei dem er das Publikum begeistert hat.

Wie Anne Gierlach bei der Begrüßung ausführte, hat die Musik das Leben Brustmanns geprägt, und mit der Zither, seinem Lieblingsinstrument, untermalte er auch die Lesung. Er studierte Musik und unterrichtete dieses Fach an einem Münchner Gymnasium. Bevor er vor 20 Jahren Solokabarettist wurde, ist er unter anderem mit der "Biermösl Blosn" aufgetreten. Als umtriebiger Musiker und Kabarettist bekannt, präsentierte er sich im Kulturzentrum bei seinem zweiten Gastspiel als Autor mit lyrischen Ambitionen, als authentischer Chronist seiner Herkunftsfamilie und als einer, der seine Erinnerungen an seine Kindheit ohne Sentimentalität, aber doch ergreifend mitteilt.

Brustmann steigt sehr tief in die Familiengeschichte ein, als er nach dem Eingangslied "Ich weiß nicht, wo ich herkomm, ich weiß nicht, wo ich hin will" die Chronik mit seinem Großvater Josef Huber beginnt. Dieser ist sehr früh Waise geworden und dem Alkohol verfallen, bis er im Vollrausch auf einer Holzbank im eiskalten Winter eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht ist. Brustmanns Mutter, die Tochter des Großvaters, flieht mit drei kleinen Kindern aus Mähren und landet in Oberbayern. Die Familie lebt auf 20 Quadratmetern ohne Strom und fließendes Wasser auf einem Einödhof.

Als achtes von neun Kindern im Jahr 1954 in dem Wolfratshauser Ortsteil Waldram geboren, setzt sich Brustmann in seinem Werk mit einer ganzen Generation auseinander, die nach dem Krieg wieder auf die Beine kommen musste. Das armselige Leben seiner kinderreichen Familie mit christlichem Glauben und festem moralischen Fundament bildete dabei den Mittelpunkt. Obwohl die wirtschaftlichen Verhältnisse eingeschränkt waren, wurde in der Familie viel gesungen, gelacht, musiziert und natürlich auch gebetet. Seine Mutter bezeichnet er als sehr fleißige Frau, die ihr Leben für die Kinder hergegeben hat. "Nur nix verkommen lassen" war ihr Lebensmotto, nach dem sie aus allem etwas machen konnte. Dies habe auch ihn geprägt. Brustmann nahm die gut 60 Besucher, die mit großer Aufmerksamkeit die Lesung verfolgten, mit auf eine eindrucksvolle Reise durch seine Familiengeschichte.

 
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