Oberviechtach
27.04.2023 - 09:58 Uhr

Kabarettist Josef Brustmann begeistert im Mehrgenerationentreff in Oberviechtach

Es war eine Premiere in zweierlei Hinsicht: Kabarettist Josef Brustmann tritt zum ersten Mal in Oberviechtach auf und der Mehrgenerationentreff ist zum ersten Mal als Veranstaltungsort gewählt worden.

Mit dem Programm "Das Leben ist kurz, kauf dir die roten Schuhe" und dem Kabarettisten Josef Brustmann haben die Freunde der Kunst voll ins Schwarze getroffen. Wie Gabi Ried bei der Begrüßung der zahlreichen Gäste betonte, sei dies eine Premiere in zweifacher Hinsicht. Brustmann ist das erste, und sicher nicht das letzte Mal in Oberviechtach, und der Mehrgenerationentreff wurde ebenfalls zum ersten Mal als Veranstaltungsort gewählt, und hat sich bestens bewährt.

Der sympathische Kabarettist, der von Anfang an einen Draht zum Publikum aufbaute, ging auf die vielen roten Schuhe bei den Damen im Zuschauerkreis ein und spannte den Bogen zu roten Schuhen, wie sie auch der Papst trägt: "Frauen tragen sie hochhackig, und zum Gehen sind sie kaum geeignet. Aber rote Schuhe, das ist Lebenslust." In seiner Kombination aus Musik, Zeitgeist und Politik ging er mit trockenem Humor, rotzfrech und "gradaus" auf allerlei Typen und deren Marotten ein.

Da war der 92-jährige Franz Huber, der beim unsicheren Autofahren auf die Frage, ob er Restalkohol habe, antwortete: "Ich hasse diese Bettelei." Seinen Herkunftsort Wolfratshausen beschrieb er so: "Oberbayern ist das Mausoleum der gescheiterten Kanzlerkandidaten." Überhaupt die Politik in Bayern: "S wie Söder, S wie Streibl, S wie Stoiber, S wie Strauß – so viel Glück, das hält nur Bayern aus."

Spitzzüngig, witzig und auf den Punkt brachte er Themen wie billige Erzeugerpreise ("Eine Kuh kauft sich Milch im Supermarkt, da sie diese selber gar nicht so billig produzieren kann"), Allergien und Unverträglichkeiten ("Laktosefrei, das konnte man sich früher nicht leisten"), Digitalisierung ("I kumm nimma mit") oder Zoff zwischen Mann und Frau ("Frauen hoffen, dass sich die Männer verändern, Männer hoffen, dass die Frauen so bleiben, wie sie mal waren"). In seine teils bitterböse Schärfe mischten sich auch leise, nachdenkliche Töne, als er den Krieg thematisierte mit vielen Toten, deren Namen und Familienverhältnisse man nie erfahre. Oder die Gegebenheiten in seiner Kindheit, als er mit acht Geschwistern und den Eltern auf gerade mal zwanzig Quadratmetern wohnte und das Singen und Musizieren zum Alltag gehörte.

Musik ist auch die Leidenschaft des studierten Musiklehrers, und mit teils skurrilen Instrumenten untermalte er den Abend. Ob "Der Has im Gras" oder das auf der Zither exzellent gespielte "Sound of Silence", die Kuhglocken, die er mit Susanne Setzer als Partnerin vertonte oder die selbstgebastelte Trompete aus einem Schlauch, an Kreativität mangelte es Brustmann nicht. Nach Gstanzln und einigen Zugaben endete ein Abend, der lange in Erinnerung bleiben wird.

 
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