Marco Schmid und seine Handvoll kreativer Köpfe, kurz: Schmid+Kreative, haben als Werbeagentur angefangen und sich ganz bewusst wieder davon verabschiedet. Und das keineswegs schmerzfrei. Ganz im Gegenteil. Die Oberviechtacher Agentur macht aus ihren Kunden eine Marke und betreibt während des Prozesses, aus einem Namen eine Marke zu machen, nichts weniger als handfeste Unternehmensberatung. Diese allerdings nicht im klassischen Sinn, nicht mit Blick auf Statistiken und Auftragsbücher, sondern aus dem gänzlich unverstellten Blickwinkel desjenigen, der Neues im Sinn hat, der erschafft statt anzuschaffen. So entstehen Entscheidungsgrundlagen für Unternehmen auf einer Basis, an die oftmals schlicht noch niemand gedacht hatte.
So gesehen ist die kleine Oberviechtacher Agentur ein Gegenmodell zu herkömmlichen Werbeagenturen - und als ein solches sind Schmid+Kreative auch keine Agentur für jeden.
Ja, Oberviechtach
Oberviechtach? Ja, richtig gelesen. Schmid+Kreative haben ihr Büro in der Nunzenrieder Straße in Oberviechtach, nicht in München, nicht in Hamburg, nicht in Köln. Oberviechtach am Eingang des Bayerischen Waldes als Zuhause einer Markenagentur? Wer braucht in dieser Gegend eine Markenagentur, fragt man sich. Aber Marco Schmid, der junge, ebenso eloquente wie reflektierte Gründer und Chef der Agentur, rückt das Bild zurecht: Schmid+Kreative sind seinen Worten zufolge nicht trotz Oberviechtach so gut im Geschäft, sondern wegen Oberviechtach. Das schreit nun wirklich nach einer Erklärung.
Für Marco Schmid liegen die Vorteile seiner Heimat klar auf der Hand: Ruhe, mehr Freiheit, gute Luft, kurze Wege. Er würde jederzeit wieder in der Provinz gründen, sagt er. Und viele Kunden kommen tatsächlich aus der Region, dazu gehören neben anderen die Frey Mode- und Einrichtungshäuser, die Michael Dankerl Bau GmbH, die Stadt Neunburg vorm Wald, aber seine Agentur betreut auch Kunden in München oder Berlin.
Die 2008 gegründete Agentur Schmid+Kreative besteht aus nur sechs Mitarbeitern, dazu kommen drei Freiberufler, das ist vorerst alles. Diese kleine Mannschaft stemmt den Worten Schmids zufolge aber jederzeit das Volumen eines mehr als doppelt so großen Teams. Wie das? Schmid kontert mit einem geradezu unerhört altmodischen Begriff: Fleiß. Eine Tugend, die der noch nicht einmal 35-jährige Firmenchef nicht müde wird, wieder und wieder zu betonen. Einerseits fühlt man sich in dieser Agentur ein wenig ins kalifornische Silicon Valley versetzt mit dessen Unternehmenskultur. Man darf jederzeit zum Nachdenken in den Park gehen, man geht gemeinsam essen, hat als Mitarbeiter alle nur erdenklichen Freiheiten und Arbeitsmodelle, es gibt sogar eine Feel-Good-Managerin im Betrieb, aber Schmid verlangt von seinen Mitarbeitern nichts weniger als Höchstleistung. Diese kann auch um Mitternacht erbracht werden, wenn der Mitarbeiter so gepolt ist, aber sie muss erbracht werden. In dem Punkt ist Schmid unerbittlich, und es sind auch schon einige wieder gegangen, denen es bei Schmid+Kreative schlicht zu anstrengend war. Denn bei Schmid+Kreative gibt es zwar keine in Stein gemeißelten Arbeitszeiten, aber wehe es wirft einer die Kelle aus der Hand, wenn ein Projekt Nachtschichten erfordert.
Kein Everybody's Darling
Marco Schmid, ein gebürtiger Freisinger, der in Oberviechtach aufgewachsen ist, ist eine extrem vielschichtige Persönlichkeit. Ein Mensch mit Ecken und Kanten, kein Everybody´s Darling, das würde er sich regelrecht verbitten. Ein Original hätte man früher gesagt, heute: eine Marke. Und er zelebriert auch selbst, was er seinen Kunden verkaufen möchte. Am eigenen Leib wie am eigenen Unternehmen. Er selbst trägt ausschließlich schwarze Hemden und er verlangt auch von seinen Mitarbeitern bei offiziellen Terminen dieses Markenzeichen von Schmid+Kreative: schwarze Klamotten. Immer. Für die Mitarbeiter kein Problem; das hochspezialisierte Team ist so eingeschworen, der eine oder andere hat sich gar schon das S+K-Logo tätowieren lassen.
Schmid+Kreative, allen voran der Gründer selbst, versuchen genau das vorzumachen, was sie als Königsweg für eine erfolgreiche Marke erkannt zu haben glauben. Nämlich grundsätzlich und „wirklich immer“ (Schmid) die Mitarbeiter aktiv in Veränderungsprozesse einzubinden, noch besser: sie diese mitentwickeln zu lassen.















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