Eine Gebietsveranstaltung der Geschäftsstelle des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) rückte die Vielzahl der Anforderungen an die Landwirtschaft in den Fokus. Verknüpft wurde die Thematik mit der Fragestellung nach der künftigen Entwicklung des Berufsstandes. Von "bewegten Zeiten für die Landwirtschaft" sprach BBV-Kreisobmann Josef Irlbacher, als er die Versammlung im Krämerhof in Kulz eröffnete. Er appellierte an seine Kollegen, sich nicht beirren zu lassen und empfahl "Imagepflege": Den Mitbürgern müsse der hohe Stellenwert der Landwirtschaft, gerade beim Thema Natur- und Umweltschutz, immer wieder deutlich gemacht werden.
"Aktuelles aus dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten" hatte Leitender Landwirtschaftsdirektor Georg Mayer parat. Er beleuchtete unter anderem die neuen Ausgleichszulagen der EU und informierte über die Fördermöglichkeiten bei unterschiedlichen Gebietsarten. Er beleuchtete auch den Umsetzungsstand des Volksbegehrens "Rettet die Bienen". Eine Zielsetzung dabei sei unter anderem, dass bis 2030 mindestens 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen als Gebiete für Ökolandbau ausgewiesen sein sollen. Eine anwesende Bäuerin stellte die Frage nach dem Nutzen des Öko-Anbaus, wenn doch der Verbraucher die teureren Produkte daraus in den Ladenregalen liegenlassen. Unmut drückten einige Vertreter des Bauernstandes auch bei Mayers Ausführungen über die Grünland-Regelungen aus. Da passe "eines nicht zum anderen" war zu hören.
Das Wort "Enteignung" fiel ein paar Mal, als es im weiteren Verlauf um die Gewässerrandstreifen ging. Auf Basis des Volksbegehrens ist im Abstand von fünf Metern an "natürlichen und naturnahen Gewässern" nur noch Grünlandnutzung und kein Ackerbau mehr erlaubt. Aus der Versammlung wurde Unverständnis darüber geäußert, dass die Politik jeglichen Forderungen der "Umweltschützer" folge. Jegliche Schuld an den Umweltveränderungen werde auf die Landwirte abgewälzt, dem müsse durch offensive Aufklärung begegnet werden.
BBV-Geschäftsführer Josef Wittmann sah eine "große Verunsicherung" unter den Landwirten durch sämtliche neuen Herausforderungen, Vorgaben und Gesetzesregelungen. Dies hänge auch damit zusammen, dass neue Vorgaben häufig nicht rechtzeitig bekanntgemacht würden. In der Diskussion beklagten die Landwirte, dass die Politik immer mehr den Forderungen der Gesellschaft nachgebe und sich den Auswirkungen und Folgekosten, gerade auch für die Landwirtschaft, gar nicht bewusst sei. Es wurde der Wunsch geäußert, dass der BBV die Belange und Sorgen der Landwirte gegenüber der Politik noch offensiver vertreten solle. Die vielen positiven Dinge, welche der Berufsstand in Sachen Umwelt- und Naturschutz bereits vorweisen könne, müssten noch besser publik gemacht werden.
Folgen des Klimawandels prägten auch die Ausführungen von Josef Rahm (BBV-Service), der über neue Versicherungsprodukte informierte. Er empfahl, sich gründlich über individuelle Lösungen zu informieren, um in Sachen landwirtschaftliche Gebäude- und Inhaltsversicherung, Kraftfahrzeugversicherung, Ernteversicherung sowie Wald- und Hausratversicherung gerüstet zu sein. Es gelte, den vermehrt auftretenden Stürmen, Starkregenfällen, Hagelschlägen und Trockenheit Rechnung zu tragen. Jeder Landwirt müsse für sich selbst entscheiden, welche Risikoabsicherung er sich leisten könne und wolle. Amtschef Georg Mayer empfahl noch, sich gegen einen kompletten Stromausfall auf dem Hof mit einem einsatzbereiten Notstromaggregat zu wappnen.
Durch die neuen Vorgaben und Gesetzesregelungen herrscht eine große Verunsicherung unter den Landwirten.
Leitender Landwirtschaftsdirektor Georg Mayer stellte bei der Gebietsveranstaltung die Situation im Schul- und Ausbildungsbereich für Landwirte in der Region dar. An der Berufsschule in Neunburg vorm Wald befänden sich aktuell 25 Schüler im Berufsgrundschuljahr zur landwirtschaftlichen Ausbildung. Lediglich vier davon seien aus dem Landkreis Schwandorf. Im zweiten Ausbildungsjahr seien 32 Schüler vermerkt, 42 Landwirt-Azubis absolvierten das dritte Ausbildungsjahr. An der Landwirtschaftsschule in Nabburg befänden sich 19 Studierende im dritten Semester. (frd)
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