Der nun schon elfmonatige Angriffskrieg in der Ukraine, der auch den Weltfrieden gefährdet, steht bei der Lesung der "Vier Unverdorbenen" in Oberviechtach im Mittelpunkt.
Wie Anne Gierlach bei der Begrüßung der zahlreichen Gäste – unter ihnen stellvertretender Bürgermeister Egbert Völkl und Museumsleiterin Maria Ahlemeyer – betonte, "ist Krieg keine Lösung", die Konflikte würden nur größer. "Wir wollen Solidarität mit unserer Partnerstadt Rivne in der Ukraine zeigen und die Spenden des Abends dorthin überweisen", so ihr Anliegen im Namen der Freunde der Kunst.
Mit dem Lied "Singt für den Frieden ein Lied" stimmten die "Vier Unverdorbenen" (Jürgen Zach, Klaus Götze, Franz Schöberl und Steffi Heelein) aus Neunburg auf den Abend ein. Jörg Maderer unterstützte mit Gesang und Ukulele. Den literarischen Teil eröffnete Rezitator Karl Stumpfi mit dem Zitat von Martin Luther King: "Wir haben gelernt, wie die Vögel zu fliegen und wie die Fische zu schwimmen, aber das Einfachste haben wir nicht gelernt, wie Brüder zu leben." Dazu passte das Gedicht "Abel, steh auf", in dem es um den Bruderzwist zwischen Kain und Abel geht. Brennende Dörfer und Städte, aber auch Kriegsgewinner und Spekulanten bestimmten die Akte aus "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus. Authentisch und mit vollem Einsatz verkörperte Karl Stumpfi die unterschiedlichen Personen und erweckte sie durch den Wiener Dialekt und die wechselnden Stimmlagen zum Leben.
Eine Stecknadel hätte man fallen hören, so ergriffen war das Publikum beim 21. Kapitel aus dem Roman "Radetzkymarsch" von Joseph Roth. Es beginnt mit den ersten Kriegstagen im September 1914 und beschreibt die steifen Knie und Rücken der Soldaten, deren geschwollene Füße in durchweichten Stiefeln steckten. "Leichen hingen an den Bäumen und baumelten im Wind", so Stumpfi, der weiter ausführte: "Joseph von Trotta schlug die Toten mit seinem Säbel ab und vergrub sie." Schließlich wurde Freiherr von Trotta von einer Kugel getroffen, als er Wasser für seine Soldaten holen wollte.
Die Musiker untermalten mit "Peace Train" von Cat Stevens, "Bella Ciao", "Frieden" von Reinhard Fendrich und der Cover-Version der Europahymne kongenial die vorgetragenen Texte. Heinrich Böll, Hermann Hesse, das Gebet der Vereinten Nationen und das Zitat von John Lennon, "Frieden ist nicht irgendetwas, das man sich wünscht, sondern etwas, das man tut, das man ist und das man weitergibt", stimmten mit ihren Textinhalten die Zuhörer nachdenklich. Am Ende stand John Lennons Cover-Version von "Imagine" und die Aussagen von zwei 70-jährigen Frauen: "So grausam sind Kriege", und "da sieht man erst, in welch schöner Zeit wir jahrzehntelang gelebt haben".














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