Auf offene Ohren war Josef Niederalt, Vorsitzender der Liedertafel, bei Stadtarchivarin Christa Zapf gestoßen, als er wegen einer Aufbewahrungsmöglichkeit für die vielschichtigen Vereinsunterlagen nachgefragt hatte. Niederalt nahm dies mit Überraschung zur Kenntnis, schließlich lagerte das regelrechte "Arsenal" an Protokollen, Noten und Liedtexten ungeordnet auf dem Speicher des "Eisenbarth-Stüberl", dem Vereinslokal der Sänger.
Bis ins Jahr 1894 reichen diese umfangreichen Dokumente zurück. Nach einer Durchsicht der Papiere und nachdem "die Spreu vom Weizen getrennt" war, konnte die Übertragung dieses Teils der Vereinsgeschichte ins Archiv über die Bühne gehen. Beim jüngsten Treffen des Liederkranzes bedankte sich Christa Zapf bei den Mitgliedern, dass sie ihr diese Unterlagen als "wertvolles Kulturgut anvertraut und für das Stadtarchiv überlassen haben". Diese stellten ein bedeutendes Stück Heimatgeschichte dar, das bald auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden solle.
Die Archivarin blendete zurück auf den mit Hans Roßmann erledigten Transport der Kartons ins Rathaus sowie das Sichten der Unterlagen mit dem Vorsitzenden Niederalt. Mittlerweile seien die Archivalien in drei Kartons mit Musiknoten, einer Archivbox mit Vereinsunterlagen/Protokollen sowie einer Box mit Urkunden und Ähnlichem untergebracht. "Sie sind nach den Vorgaben des Archivgesetzes aufbewahrt und registriert", so Zapf. Momentan befänden sie sich noch im Rathaus, werden laut Zapf aber bald ihren endgültigen, würdigen Platz im neuen Stadtarchiv erhalten, das voraussichtlich Mitte November eingeweiht werden soll.
Auch wenn ein großer Teil der Unterlagen nun in Archiv gelandet ist, an Notenmaterial wird es den Sängern auch weiterhin nicht fehlen: Im Vereinslokal findet sich in fünf Leitz-Ordnern und zahlreichen Liederbüchern ein großes Repertoire. Allerdings sind die Sängerstimmen aktuell wegen der Corona-Pandemie zum Schweigen verurteilt.
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Beim Treffen des Liederkranzes rückte auch ein Jubiläum ins Blickfeld: Seit 50 Jahren ist das Eisenbarth-Stüberl die "Heimat" des Liederkranzes. "Wir sind in das Eisenbarth-Stüberl als Vereinslokal umgezogen." Diesen Satz aus der Vereinschronik vom 22. April 1970 zitierte Vorsitzender Josef Niederalt zu Beginn seiner Rückschau. Allerdings musste dieses Jubiläum wegen Corona verspätet nachgeholt und konnte auch nur mit einem reduzierten Kreis an Gästen gefeiert werden.
Niederalt erinnerte an den verstorbenen Fritz Roßmann, der zunächst Eigentümer des Lokals war. Dieser sei "ein Gastgeber, ein Gastwirt im wahrsten Sinne des Wortes gewesen". Die Sänger hätten sich bei ihm wie Familienmitglieder aufgenommen gefühlt. Dieser Geist von Fritz Roßmann für den Liederkranz habe sich auch bei seinen Nachfolgern, Heidi und Hans Roßmann, erhalten. Das erfülle die Sänger mit großer Freude, Genugtuung und Dankbarkeit.
Josef Niederalt zählte die Vorzüge auf, die den Mitgliedern über all die Jahre hinweg, in ihrem Stammlokal zu Gute kamen. Angefangen von der ausschließlichen Verfügbarkeit des Lokals an den Montagabenden, über die heizungs-, strom- und reinigungskostenfreie Nutzung, bis hin zur Aufbewahrung des umfangreichen Notenmaterials und weiterem Inventar im Gastraum. "Wir wissen es zu schätzen, bei euch so gut untergekommen zu sein", bedankte sich Niederalt bei den Roßmanns. Er überreichte Blumen, eine Urkunde und einen Präsentkorb als Zeichen des Dankes. Auch Archivarin Christa Zapf brachte ihren Dank für Heidi und Hans Roßmann zum Ausdruck. Sie hätten den Sängern 50 Jahre Heimstatt gewährt und während dieser langen Zeit auch Unterlagen und Musiknoten aufbewahrt.
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