Was es mit dem neuen Fastentuch in der Oberviechtacher Stadtpfarrkirche auf sich hat, hat Kaplan Florian Frohnhöfer deutlich gemacht. Er hat in schriftlicher Form eine Meditation zum Fastentuch herausgegeben, das überdimensional im Altarraum hängt. Die Anleitung zur Betrachtung dieses Werks liegt im Gotteshaus aus, kann aber auch auf der Homepage der Pfarrei abgerufen werden.
Geschaffen haben das neue Fastentuch die Ministranten der Pfarrei unter Anleitung von Bianca Reil. Zu Beginn der Fastenzeit, als noch nicht die coronabedingten Kontaktbeschränkungen galten, waren sie kreativ tätig. Auf dem Bildertuch sind Szenen aus den Evangelien der fünf Fastensonntage dargestellt. Die Collage beinhaltet eine Einstimmung auf das Osterfest, symbolisiert durch die aufgehende Sonne und drei Kreuze am Horizont. Dorthin führt ein Weg, an dem die fünf Darstellungen aus der heiligen Schrift platziert sind.
Eröffnet wird der Reigen durch die Versuchung Jesu in der Wüste. Dabei haben die Jugendlichen den Teufel in einem Feuer dargestellt. Das zweite Bild zeigt Jesus mit den Jüngern Petrus, Jakobus und Johannes auf dem Berg Tabor. „Das Evangelium erzählt uns hier etwas Unglaubliches“, schreibt Kaplan Frohnhöfer dazu. "Jesus wurde vor den Augen der Jünger verwandelt und sie konnten eine Stimme aus dem Himmel hören, dass Jesus der Sohn Gottes ist."
Das dritte Bild zeigt Jesus mit der samaritischen Frau, die ihre ganze Energie auf das „irdische Wasser“ konzentriert, während Jesus von einem Wasser spricht, „das jeden Durst für immer stillt“. Jesu Heilung des von Geburt an Blinden am Teich Schiloach ist das vierte Bild gewidmet, während die letzte Collagendarstellung die Auferweckung des Lazarus zum Thema hat. Kaplan Frohnhöfer deutet das Bild als „die große Hoffnung von uns Christen, dass unser Leben mit dem Tod nicht zu Ende ist“. Dies verweise bereits auf das Ostermotiv von der Auferstehung Jesu, auf der Collage als aufgehende Sonne hinter den Kreuzen gestaltet.
Verhüllt mit einem Fastentuch ist in der Fastenzeit auch der rechte Seitenaltar in der Marienkirche in Pertolzhofen (Gemeinde Niedermurach). Und davor ist eine Darstellung des gegeißelten Heiland aufgestellt. Diese Leidensfigur wurde früher in Pertolzhofen auch am "Prangertag" bei der Fronleichnams- Prozession mitgetragen.
Bereits in der Inventurliste von 1808 beschreibt Kirchenpfleger Johannes Lindl diese Statue folgendermaßen: „ein hölzernes Bildnis des gegeißelten Heilandes, außerhalb der Kirche unter einem weißblechernen Dachl, in einer gemauerten Nische mit einer Opferbüchse versehen.“ Während des Jahres hat diese Figur einen festen Platz in der Taufkapelle des Gotteshauses.
Das Fastentuch (auch als Fastenvelum, Hungertuch, Palmtuch oder Passionstuch oder bezeichnet) hat den Zweck, während der Fastenzeit in katholischen Kirchenhäusern die bildlichen Darstellungen Jesu (Kruzifix) zu verhüllen. Sein Ursprung liegt vermutlich im jüdischen Tempelvorhang begründet, der im Neuen Testament im Zusammenhang mit dem Kreuzestod Jesu mehrfach erwähnt wird.
Die frühesten Erwähnungen vom Brauch, ein Fastentuch vor dem Altar aufzuhängen (es hing in der Regel im Chorbogen der Kirche vor dem Hauptaltar und verhüllte letzteren), finden sich bereits im neunten Jahrhundert.
Üblicherweise ist das Fastentuch ein schlichtes oder in Weißstickerei gefertigtes, auch mit biblischen Motiven versehenes Tuch. Die Darstellungen reichen von der Heilsgeschichte (Schöpfung bis Weltende) über Tier- und Pflanzenabbildungen bis hin zu ganz außergewöhnlichen Motiven. (Quelle: www.cms.vivat.de)
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