Oberviechtach
23.11.2018 - 15:22 Uhr

Als Ochsenherden durch die Region zogen

Die Bedeutung der Oberpfalz als Verkehrsknotenpunkt seit Jahrtausenden und Transitland für den Viehtrieb rückt ein Vortrag im Museum in den Blickpunkt. Referent Alfred Wolfsteiner hat sich auf Spurensuche entlang der Altstraßen begeben.

Auch unweit von Oberviechtach sind noch Überreste von Altstraßen im Gelände auszumachen. Im Frühjahr soll eine Wanderung zu diesen Relikten aus der Vergangenheit stattfinden. Zeit und Ort werden rechtzeitig bekanntgegeben. Bild: bgl
Auch unweit von Oberviechtach sind noch Überreste von Altstraßen im Gelände auszumachen. Im Frühjahr soll eine Wanderung zu diesen Relikten aus der Vergangenheit stattfinden. Zeit und Ort werden rechtzeitig bekanntgegeben.

Der ehemalige Leiter der Stadtbibliothek Schwandorf schilderte als Mitglied im Arbeitskreis Altstraßenforschung des Historischen Verein für Oberpfalz und Regensburg den Stand der Forschung über die ehemaligen Handelswege durch die Oberpfalz. Die Region sei seit dem Mittelalter Durchgangsstation für den Transport von Salz, Fellen, Stoffen, Wachs und anderer Produkte gewesen, vor allem aber Transitland für den Ochsentrieb aus Ungarn und Polen. Mit den importierten Rindern wurden Regensburg und Nürnberg mit Fleisch versorgt, von dort aus erfolgte der Viehhandel in andere Teile Süddeutschlands.

Die Belagerung Wiens durch die Türken brachte dem Viehhandel mit Polen und Schlesien einen gewaltigen Aufschwung. Über Schönsee, Oberviechtach und Schwarzhofen trieben die Viehhändler ihre Ochsenherden der Reichsstadt Regensburg zu. Geschätzt 20 Kilometer legte eine Herde täglich zurück. Die Haupttriebzeiten lagen zwischen Mai und Oktober.

Die zentrale Lage in der Mitte Europas macht die Oberpfalz schon seit Jahrtausenden zu einem bedeutenden Durchgangsgebiet verschiedener Wege und Straßen von überregionaler Bedeutung. Alfred Wolfsteiner nannte Feuersteinstraße und Bernsteinstraße, die "Goldene Straße" und den „Romweg“. Bereits seit den 1920er Jahren sind Altstraßenforschungen unter wissenschaftlichen Aspekten dokumentiert. Auf Anregung Wolfsteiners wurde beim Historischen Verein im September 2011 der Arbeitskreis „Andiamo“ („Arbeitskreis eines Netzwerkes des Inventars der Altstraßen der mittleren Oberpfalz") ins Leben gerufen. Die Mitglieder möchten die vorhandenen Altstraßenreste dokumentieren und in Karten eintragen.

Mit regelmäßigen Führungen auf den Trassenverläufen dieser historischen Wege soll die Bevölkerung für den Schutz dieser Trassen sensibilisiert werden. Allerdings seien deren Reste in der heutigen Kulturlandschaft meist nur schwer zu erkennen und auch nur in Ausnahmefällen durch Denkmalschutzgesetze geschützt. Mittlerweile seien viele Altstraßen zugeackert worden.

Am ehesten haben sich Altstraßenreste in den Wäldern als Hohlweg erhalten. Diese entstanden dadurch, dass die schweren Wagen und Zugtiere an Steigungen und Gefällen den Untergrund lockerten, der beim nächsten Regen ausgewaschen wurde. Wenn Hohlwege zu tief wurden, legte die Verkehrsplaner anno dazumal daneben einfach eine neue Trasse an. An viel befahrenen Strecken sei so – harfenförmig ausgeweitet – ein Trassen-Nebeneinander mit oft bis zu 25 und mehr Spuren entstanden.

Mit einem Geschenk bedankte sich Museumsleiter Wilfried Neuber bei Referent Alfred Wolfsteiner. Bild: bgl
Mit einem Geschenk bedankte sich Museumsleiter Wilfried Neuber bei Referent Alfred Wolfsteiner.
 
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