Der ehemalige Leiter der Stadtbibliothek Schwandorf schilderte als Mitglied im Arbeitskreis Altstraßenforschung des Historischen Verein für Oberpfalz und Regensburg den Stand der Forschung über die ehemaligen Handelswege durch die Oberpfalz. Die Region sei seit dem Mittelalter Durchgangsstation für den Transport von Salz, Fellen, Stoffen, Wachs und anderer Produkte gewesen, vor allem aber Transitland für den Ochsentrieb aus Ungarn und Polen. Mit den importierten Rindern wurden Regensburg und Nürnberg mit Fleisch versorgt, von dort aus erfolgte der Viehhandel in andere Teile Süddeutschlands.
Die Belagerung Wiens durch die Türken brachte dem Viehhandel mit Polen und Schlesien einen gewaltigen Aufschwung. Über Schönsee, Oberviechtach und Schwarzhofen trieben die Viehhändler ihre Ochsenherden der Reichsstadt Regensburg zu. Geschätzt 20 Kilometer legte eine Herde täglich zurück. Die Haupttriebzeiten lagen zwischen Mai und Oktober.
Die zentrale Lage in der Mitte Europas macht die Oberpfalz schon seit Jahrtausenden zu einem bedeutenden Durchgangsgebiet verschiedener Wege und Straßen von überregionaler Bedeutung. Alfred Wolfsteiner nannte Feuersteinstraße und Bernsteinstraße, die "Goldene Straße" und den „Romweg“. Bereits seit den 1920er Jahren sind Altstraßenforschungen unter wissenschaftlichen Aspekten dokumentiert. Auf Anregung Wolfsteiners wurde beim Historischen Verein im September 2011 der Arbeitskreis „Andiamo“ („Arbeitskreis eines Netzwerkes des Inventars der Altstraßen der mittleren Oberpfalz") ins Leben gerufen. Die Mitglieder möchten die vorhandenen Altstraßenreste dokumentieren und in Karten eintragen.
Mit regelmäßigen Führungen auf den Trassenverläufen dieser historischen Wege soll die Bevölkerung für den Schutz dieser Trassen sensibilisiert werden. Allerdings seien deren Reste in der heutigen Kulturlandschaft meist nur schwer zu erkennen und auch nur in Ausnahmefällen durch Denkmalschutzgesetze geschützt. Mittlerweile seien viele Altstraßen zugeackert worden.
Am ehesten haben sich Altstraßenreste in den Wäldern als Hohlweg erhalten. Diese entstanden dadurch, dass die schweren Wagen und Zugtiere an Steigungen und Gefällen den Untergrund lockerten, der beim nächsten Regen ausgewaschen wurde. Wenn Hohlwege zu tief wurden, legte die Verkehrsplaner anno dazumal daneben einfach eine neue Trasse an. An viel befahrenen Strecken sei so – harfenförmig ausgeweitet – ein Trassen-Nebeneinander mit oft bis zu 25 und mehr Spuren entstanden.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.