(lg) Einen direkten Zugang zum Papst hat Kaplan Konrad Maria Ackermann in Rom nicht, auch wenn er ihm schon einmal die Hand geschüttelt hat. Und es steht ihm auch kein Chauffeur zur Verfügung, wie einige Gesprächspartner anlässlich seines Heimaturlaubs angenommen hatten. Der frühere Kaplan, der an der Lateranuniversität Kirchenrecht studiert, erzählte auf Einladung der Kolpingfamilie im vollbesetzten Pfarrheimsaal vom "Leben und Studieren in Rom". Kaplan ist er eigentlich nicht mehr, aber in Rom gibt es die Anrede Padre. Damit eröffnete der Vorsitzende der Kolpingfamilie, Michael Herzog, den Abend.
Recht statt Willkür
Padre Ackermann machte eingangs einige Ausführungen zum Kirchenrecht, das als juristisches Grundwerk durchaus seine Berechtigung habe. Das Gegenteil von Recht wäre Willkür, gab er zu bedenken. Eherecht (z.B. Nichtigkeitserklärung einer Ehe), Prozessrecht, Strafrecht (z.B. sexueller Missbrauch) oder Verwaltungsrecht sind Gliederungen des Kirchenrechts. Der Referent, der schon vor seinem Priesteramt ein Jurastudium absolviert hatte, setzt im Oktober mit der Doktorarbeit (über das Verhältnis von Weihegewalt und Regierungsgewalt in der Kirche) seine Studien an der Lateranuniversität fort. Den Anstoß für das Studium in Rom gab übrigens Bischof Rudolf Voderholzer anlässlich seines Pastoralbesuchs 2014 in Oberviechtach.
Padre Ackermann wohnt in Rom im Collegium "Campo Santo Teutonico", einem Ort mit weit zurückreichender geschichtlicher Bedeutung: Martyrium des Heiligen Petrus, Kolleg Karls des Großen, Friedhof für deutsche Rompilger. Heute leben in dem international ausgerichteten Priesterkolleg 25 Bewohner, deren Tagesablauf mit einer morgendlichen Gemeinschaftsmesse beginnt. Von der Dachterrasse genießt man einen herrlichen Ausblick auf den Petersdom. "Während des Tages ist dieser Museum", ließ Kaplan Ackermann seine zahlreiche Zuhörerschaft wissen, "in der Früh um 7 Uhr kann er als Kirche wahrgenommen werden". Sein Resümee zum Alltag in Rom: "Der besondere Reiz: Die ganze Stadt ist Geschichte!" Ackermann gab Einblicke zu Essen und Trinken, wobei die Hauptmahlzeit abends mit mehreren Gängen angesetzt ist: Pasta und Pizza, Fisch, Muscheln, Lamm, Porketta und ein süßer Nachtisch zählen zu den generellen Speisen, wobei zu allen Mahlzeiten Wein serviert wird.
Marode Wasserleitung
Mit dem Punkt "Kuriositäten" schloss er seinen Vortrag. So gibt es für drei Millionen Einwohner nur ein sehr bescheidenes Metro-Angebot von "zweieinhalb Linien". Bei der Wasserversorgung aus den Albaner Bergen gehen aufgrund maroder Leitungen 40 Prozent verloren. Es gibt aber in der Stadt zahlreiche Stellen, wo das Albaner Wasser kostenlos sprudelt. Die Möwen in Rom seien groß wie Hühner und störten durch aggressives Verhalten und nächtliches Schreien. Viele Bettler, die das Stadtbild prägen, gehörten zu organisierten Banden und der Straßenverkehr habe im Gegensatz zu Deutschland seine eigenen Regeln.
Der Referent beschränkte sich bewusst auf eine kompakte Präsentation, die aber gespickt war mit unmittelbaren Erfahrungen und aufschlussreichen Details. Er suchte das persönliche Gespräch mit den Zuhörern und zum Abschluss wurde der Vortrag mit Überraschungs-Häppchen der Kolpingfamilie garniert. Besonders freute sich der Geistliche, dass auch Rom-Pilger des Pullenrieder Kirchenchors anwesend waren, die ihn im Frühjahr besucht hatten.
Während des Tages ist der Petersdom Museum.
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