Oberviechtach
20.11.2024 - 15:29 Uhr

Talk mit Andrea Nahles zum Auftakt der Abiturmesse in Oberviechtach

Die Abiturmesse „Academicus Live“ hilft Jugendlichen bei der Berufswahl. Prominenter Gast bei der Podiumsdiskussion ist Arbeitsagenturchefin Andreas Nahles.

„Hören Sie in sich hinein, wenn es das ist, was Sie gut können, dann machen Sie das!“, riet Andrea Nahles den Jugendlichen am Eröffnungsabend von „Academicus Live“ 2024.

In der Sporthalle des Ortenburg-Gymnasiums waren 650 Teilnehmer gespannt auf die Ausführungen der Vorsitzenden der Bundesagentur für Arbeit, als sie mit ihrem Vortrag Wege ins Berufsleben aufzeigte und hierbei auch ihre eigenen Erfahrungen bei der Berufsfindung einbrachte.

Hochkarätig besetzte Runde

„Es geht – viel – auf vielen Wegen“, lautete ihr selbst gewähltes Thema beim Impulsvortrag, auf den dann eine teils konträr geführte Podiumsdiskussion folgte. „So eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit wie in Schwandorf habe ich nicht überall in Deutschland, Herr Landrat“, wandte sich die Chefin der Bundesanstalt für Arbeit eingangs anerkennend an Thomas Ebeling, der mit Philipp Horsch (Hauptgeschäftsführer der Horsch Maschinen GmbH) und Diplom-Physiker Harald Hofmann (Leiter des Galileo Kompetenzzentrums, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) auf der Bühne stand, wo der Bayern-1-Moderator Jürgen Kaul die Gesprächsregie führte.

Rund 4200 Personen begleiten in ganz Deutschland die Jugendlichen auf ihrem Weg ins Berufsleben, ließ die Agenturchefin wissen. Hierbei seien sich „selbstbewusste Schüler ihrer Marktmacht bewusst“. Die Entscheidung nach dem Abitur präge nicht ein ganzes Leben lang, brachte Andrea Nahles Verständnis für den beruflichen „Pfadwechsel“ auf, der heute leichter geworden sei. Eine hohe Quote von Studienabbrechern gebe es bei den MINT-Berufen, aber selbst beim Studienfach Germanistik, das sie einst selbst mit dem Berufsziel Journalistin studiert habe, sei dies der Fall.

Formate der Berufsfindung

Andrea Nahles zeigte Formate der Berufsfindung bei der Arbeitsagentur auf wie „Check you“ oder den „Futuromaten“, schrieb aber andererseits auch den Eltern eine wichtige Rolle bei der Berufsfindung ihrer Kinder zu. „Nutzen Sie die Möglichkeiten, die moderne Arbeitswelt kennenzulernen“, ermunterte sie auch die Eltern.

„Die Eltern leben noch im zurückliegenden Jahrtausend“, widersprach Philipp Horsch und lenkte das Augenmerk auf die KI, die in steigendem Maße das Berufsleben revolutioniere. Als Beispiel nannte der Unternehmer die Finanzabteilung seines Betriebes, wo die Beschäftigtenzahl von 45 auf künftig fünf reduziert werden könne. Ähnlich sei die Situation bei Übersetzungen, z.B. von Bedienungsanleitungen. Auch Computerarbeitsplätze nähmen künftig ab.

Der Diplom-Physiker Harald Hofmann sieht bei der KI noch ein Entwicklungspotential. Seinen Wissenschaftsberuf steuerte er bereits beim Physikunterricht in der 9. Jahrgangsstufe an.

Studium in Industrie überbewertet

„Wir haben Gesellen, die mehr verdienen als Ingenieure“, brach Philipp Horsch eine Lanze für Ausbildungsberufe und kritisierte die hohe Quote von Studienabbrechern auch im Hinblick auf die Effizienz. „Das Studium ist vor allem in der Industrie dramatisch überbewertet.“ Demgegenüber betonte Nahles, dass Ingenieure und auch Mediziner weiterhin gefragt seien. „Aber brauchen wir so viele Mediengestalter?“

Anders als in der Industrie zeigten sich Ausbildung und Aufstiegsmöglichkeiten bei den Behörden. Da waren sich Andrea Nahles und der Landrat einig. In Anbetracht des beruflichen Ausscheidens der Babyboomer erwartet die Chefin der Arbeitsagentur künftig einen hohen Bedarf an jungen Kräften.

Hintergrund:

Academicus Live

  • Eine Messe von Schülern für Schüler
  • Präsentation von Unternehmen, Hochschulen, Behörden
  • Zum Auftakt Berufserfahrungen von Persönlichkeiten
  • Workshops, Vorträge, Berufs- und Studienberatung
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.