Das Interesse am Erlernen der tschechischen Sprache war schon mal größer, da sind sich die meisten Anbieter von Kursen relativ einig. Gleichzeitig gibt es inzwischen aber Kursteilnehmer, die seit Jahren bei der Stange bleiben und inzwischen im elften Semester Fortschritte im Tschechischen gemacht haben. "Man will ja auch ein bisserl was verstehen und lesen können, wenn man ins nahe Nachbarland fährt", erzählt eine 56-Jährige, die in Oberviechtach nach einem ersten Anlauf unmittelbar nach der Grenzöffnung seit über fünf Jahren dran bleibt an der sperrigen Grammatik der Nachbarn. "Sieben Fälle, keine Artikel und jeweils andere Endungen", fasst sie die Schwierigkeiten in dieser Fremdsprache zusammen.
Gruppe motiviert
"Ohne die netten Kollegen im Oberviechtacher Kurs hätte ich das nicht durchgehalten", gesteht sie und lobt die lockere Art von Kursleiterin Jitka Walterová, die jeden Mittwoch extra aus Pilsen kommt. Sie hat Deutsch und Tschechisch studiert und arbeitet als Lektorin. Die Muttersprachlerin steuert Landeskunde bei, setzt Musik und Rollenspiele ein und tanzt mit den Teilnehmern auch mal Mazurka. "Wenn das nur trockener Unterricht wäre, würde ich da nicht hingehen", so das Fazit der Sprachschülerin. "Der Kurs macht mir viel Spaß, den die Motivation in der Gruppe ist einfach spitze", schwärmt umgekehrt auch die Lehrerin über den Kurs "Tschechisch für Ausländer".
Während es in Oberviechtach auch noch einen Kurs für schon etwas kundige Anfänger gibt, fehlt es in Nabburg nun an einem entsprechenden Dozenten. "Tschechisch war schon mal gefragter", berichtet VHS-Geschäftsführerin Martina Grim. Einen Kurs habe man mangels Anmeldungen absagen müssen, aktuell gebe es auch keinen Dozenten. Fehlanzeige meldet auch Michaela Graml von der VHS Nittenau/Bruck. Trotz tschechischer Partnerstadt gebe es derzeit kein Interesse an einem Tschechisch-Sprachkurs. Und Neunburg verweist schon seit einigen Jahren Interessenten auf die Kurse in der Nachbarstädten Oberviechtach und Schönsee, wo Tschechisch "der Renner" ist.
"Die Zahlen bei den Anfängern gehen allerdings zurück", beobachtet VHS-Vorsitzender Wilhelm Narnhammer, "das Tschechische könnte da etwas Auftrieb vertragen". Aber auch der Anspruch an einen Sprachkurs habe sich über die Jahre geändert. "Ganz einfach nur einen Kurs halten, das läuft nicht mehr so."
Ähnlich denkt auch Veronika Hofinger, Geschäftsführerin im Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) in Schönsee. "Es gab da sicher eine Nach-Wende-Euphorie, in der verstärkt Tschechisch gelernt wurde", so ihre Beobachtung. Sechs Kurse, die sich auf zwei Tage beschränken, soll es heuer in Schönsee im Rahmen des Projekts Kultur ohne Grenzen geben. Im Aufbau-Kurs am 26./27. Januar ist noch ein Platz frei. "Der Fokus geht von einer reinen Liebhaberei hin zu einer stärkeren Professionalisierung", meint Hofinger und verweist auf das Angebot an mehreren Schulen, darunter auch die Neunburger Mittelschule. Auch Firmen wie Irlbacher Blickpunkt Glas mit vielen tschechischen Mitarbeitern würden inzwischen Tschechisch-Kurse anbieten, was ja auch dem Betriebsklima bekömmlich sei. Im CeBB sei man dabei, vermehrt das Fortgeschrittenen-Niveau anzupeilen, man setze auf thematische Vertiefung und Landeskunde.
Selbst in der Großen Kreisstadt Schwandorf haben sich zuletzt nur sieben Neulinge fürs Erlernen des Tschechischen begeistert. Die anderen Kurse laufen seit drei, neun und elf Semestern. "Ich kann mich noch sehr gut an den Boom vor 30 Jahren erinnern, als wir große Not hatten, Dozenten zu finden", sagt VHS-Geschäftsführerin Barbara Genzken. Sechs Anfängerkurse mit je 20 Personen habe es damals gegeben. "Die harte Grammatik hat viele bald abgeschreckt", so ihre Erfahrung. Das Häuflein, das übrig blieb, sei aber "äußerst motiviert" - wobei das natürlich auch an den gemeinsamen Ausflügen der Gruppe ins Nachbarland auf privater Basis liegen könne.
Eine, die sich nicht abschrecken ließ, ist CeBB-Geschäftsführerin Veronika Hofinger: Schon während des Studiums hat sie ein Jahr in Tschechien verbracht, später noch einmal vier Jahre. "Als Erwachsener lernt man das nicht mehr 100-prozentig", bedauert sie und erzieht ihre Tochter zusammen mit ihrem Partner aus dem Nachbarland deshalb zweisprachig. "Vor 20 Jahren hätte ich es mir nicht vorstellen können, dass doch so viele Deutsche Tschechisch lernen", meint sie angesichts der Sprachbarriere, die das größte Hindernis beim Kontakt zu den Nachbarn sei. "Viele könnten die Angebote auf der anderen Seite der Grenze dann noch besser nutzen", so ihre Überlegungen angesichts einer Stadt wie Pilsen, die wirklich viel zu bieten habe.
Mit Sprache in der Mitte
Aber lohnt sich das Tschechisch-Lernen, wenn die Deutsch-Kenntnisse dort so viel besser sind? Das gelte vielleicht für die Gastronomie und die Tourismusbranche, gibt Hofinger zu bedenken, bei der Jugend in Tschechien stehe längst Englisch an erster Stelle. "Aus meiner eigenen Geschichte heraus habe ich gelernt, dass sich durch eine Sprache Türen öffnen", hat sie festgestellt. Und noch etwas: "Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich am Rand Europas lebe, sondern in der Mitte."
Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich am Rand Europas lebe, sondern in der Mitte.
Der Kurs macht mir viel Spaß, den die Motivation in der Gruppe ist einfach spitze.
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