Die Kreisvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Barbara Ruhland, begrüßte die auf dem Parkplatz Sattelross eingetroffenen Teilnehmer zur Erstbegehung des Waldumbaulehrpfades. Sie gab zu verstehen, dass die Grundfläche des Landkreises Schwandorf zu 44 Prozent mit Wald bedeckt ist. Darin integriert sind zwei Lehrpfade, einer für den Süden in Neukirchen bei Schwandorf und einer für den nördlichen Bereich am Sattelross zwischen Dieterskirchen und Oberviechtach.
Im Beisein des Bereichsleiters für Forsten und stellvertretenden Behördenleiters am Landwirtschaftsamt Schwandorf, Forstdirektor Alwin Kleber, übernahm der zuständige Revierförster Fritz Reichert die Führung entlang des eineinhalb Kilometer langen Lehrpfades. "Unserem Wald geht's zur Zeit nicht sehr gut. Der Klimawandel setzt ihm stark zu. Wir dürfen die Hände nicht auf den Schoß legen. Jetzt muss gehandelt werden": Diese Feststellung konnte man aus allen Rednerbeiträgen entnehmen. Einheitlich fiel auch die Beurteilung der Situation "Klimawandel" und die Bedeutung "Wald und Waldwirtschaft" aus.
Nicht nur Kiefer nehmen
Erhöhte Temperaturen und Niederschlagsdefizite fördern Wärme liebende forstliche Schadorganismen. Rinden- und holzbrütende Käfer (Borkenkäfer, Prachtkäfer), finden gute Schwärmbedingungen vor. Die Abwehrschwäche der Bäume bietet einen erleichterten Befall und die schnelle Brutentwicklung eine hohe Vermehrungsrate. Der Schwammspinner und der Eichenprozessionsspinner finden gute Bedingungen für den Schwärmflug, Eiablage und Entwicklung pathogener Pilze, welche den Befall durch Schwächung der Waldbäume erleichtern.
An der ersten Station des Waldumbaupfades sprach Förster Reichert die Möglichkeit der Kiefer-Naturverjüngung an. Im Landkreis Schwandorf ist die Kiefer mit 72 Prozent die häufigste Baumart. Wegen der Übernutzung der Wälder in der Vergangenheit war sie oft die einzige Alternative für die Wiederaufforstung. Sie ist ein Baum der kalt-trockenen Klimate, außerdem stellt sie nur geringe Ansprüche an die Wasserspeicherfähigkeit der Böden. Daraus kann man jedoch auf keinen Fall auf eine geringe Anfälligkeit gegenüber den wärmeren und trockeneren Klimaten, wie sie der Klimawandel bescheren, schließen. Vielmehr zählt die Waldkiefer gemeinsam mit der Europäischen Lärche und Fichte zu den künftig anfälligeren Baumarten Bayerns und Deutschlands.
Vielfalt erreichen
Die Naturverjüngung zeigt oft eine höhere Pflanzendichte, was einem Risikopuffer gegenüber Schadeinwirkungen gleichkommt. Naturverjüngte Pflanzen sind weniger durch Verbiss gefährdet als Baumschulpflanzen. Aber Mischbaumarten sind häufig nicht im Altbestand vorhanden. An dieser Stelle trifft man auf den "Wirtschaftswald" bzw. die integrative Waldbewirtschaftung sowie die steigende Bedeutung des Naturschutzes im Wirtschaftswald. Änderungen des Bayerischen Naturschutzgesetzes und des Waldgesetzes für Bayern, die sich auf den Wald und die Forstwirtschaft in Bayern auswirken, sind geplant. Im Staatswald soll als vorrangiges Ziel die biologische Vielfalt verfolgt werden. Diesem Ziel wird bei der Abwägung verschiedener Bewirtschaftungsaspekte künftig ein höheres Gewicht beigemessen werden. Der Verwaltungsvollzug soll bei den unteren Forstbehörden liegen.
Fragen noch zu klären
Am Ende der Veranstaltung konnte man erkennen, dass keinesfalls schon alle Fragen gelöst sind. Zum Beispiel: Welche Baumarten können wir in Zukunft noch sicher anbauen? Welche neuen Gastbaumarten sind möglich? Wie werden bereits heute gefährdete Arten reagieren? Können die bestehenden Schutzgebiete ihre Aufgaben noch erfüllen? Wie reagieren Forstschädlinge auf die Klimaveränderung? Wie können wir Forstschädlinge überwachen und bekämpfen? Wie lässt sich Holz verstärkt dauerhaft verwenden? Wie wirken sich Waldumbaumaßnahmen auf den Holzmarkt aus? Waldbesitzer können sich darüber unentgeltlich vom Revierförster des Amtes beraten lassen.
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