Es ist Festspielzeit in Oberviechtach und viele Bürger feiern auf dem Marktplatz mit, als am Samstagabend der Unternehmer Siegfried Rossmann von Doktor Eisenbarth (Andreas Fleischer) höchstpersönlich um die Übernahme der Schirmherrschaft für "Eisenbarth erleben" gebeten wird. Landrat Thomas Ebeling, der bisher dieses Ehrenamt innehatte, übergibt das kunstvoll gestaltete Zepter an seinen Nachfolger. "So mögen nun die Festspiele zu Oberviechtach gut beschirmt in voller Pracht ihren Anfang nehmen!", lautet Eisenbarths Aufruf an die Festversammlung, nachdem sich der Schirmherr in das Goldene Buch der Stadt eingetragen hatte.
In seiner Schirmherrnrede ordnet Siegfried Rossmann den großen Sohn der Stadt in die Zeit des Frühbarocks ein und unternimmt eine Zeitreise in diese Epoche. Als geschichts- und traditionsbewusster Mensch freue er sich zusammen mit seiner Familie über dieses Amt. An den Bürgermeister und die Festspielleitung überreicht er einen Scheck über 1663 Euro, wobei das Stadtoberhaupt hinsichtlich des ungeraden Betrags den Test zu Eisenbarths Geburtsjahr besteht.
Das berühmte Spottlied
Bürgermeister Rudolf J. Teplitzky hat vor dem Zug zum Marktplatz am Rathaus Ehrengäste des Abends begrüßt, dabei die Bundestagsabgeordnete Tina Winklmann und Regierungsvizepräsident Florian Luderschmid. Bis zum Beginn der Festspielpremiere um 20 Uhr hält sich die Versammlung in der Spielarena vor der Stadtpfarrkirche auf, wo mit dem Auftritt der angeheiterten Göttinger Studenten das Spiel seinen Auftakt nimmt. Sie animieren das gespannte Publikum zum Mitsingen "jenes unsäglichen Spottlieds, das mich freilich berühmt gemacht hat", wie Eisenbarth in seiner Rede selbst bekennt.
Familie Eisenbarth
Geschichtlich authentisch wird es nach dem Auftritt des Kinderchors mit dem Erscheinen des Taufpfarrers Johann Spengher, den der Regisseur Stefan Eiser selbst verkörpert, und den honorablen Taufpaten Wilhelm von Satzenhofen (Micheel Urlaß-Müller), Richter Schwertführer (Hans Fleischer) und Andreas Schnabel (Roland Hübner). Florian und Regina Schwindler spielen zusammen mit ihren Kindern die Familie Eisenbarth, die zum Abschluss der Auftaktszene von einer zwielichtigen Wahrsagerin (Rita Heindl) verunsichert wird.
Ganz im Sinne der Wanderinszenierung verlagert sich dann das Geschehen auf die Bühnen am Rathaus-Platz, wo die drei scharlatanhaften Medici Abramo (Florian Waldherr), Olearius (Martin Ebenhöch) und Casco (Christoph Ahlemeyer) ihr pseudomedizinisches Unwesen treiben. Getrockneter Pfauenkot und Aderlass als Allheilmittel sind beispielhafte Behandlungsmethoden, mit denen das Publikum staunend die Auswüchse einer abstrusen Medizin erlebt. Für Erheiterung sorgt das Opfer des Steinschneiders Casco, das vor der Entfernung der Blasensteine in Panik reißaus nimmt.
Junger Heiler, armer Schlucker
Die am Grauen Star erkrankte Ratsherrenwitwe Rothenbach (Sandra Ferschl) und ihre Tochter Franziska (Hannah Elsner) sind da schon klüger, als sie sich auf Raten von Eisenbarths Gehilfin Carla (Rita Heindl) dem jungen Heiler anvertrauen, der seit einiger Zeit durch die Lande zieht. Dieser darf freilich ohne das damals übliche Privileg des Landesherrn nicht medizinisch aktiv werden. Das Publikum erlebt Eisenbarth nach einem Spaziergang um den Marktweiher als armen Schlucker, der sich mühsam über Wasser hält. Gegen die Regel befreit er die Witwe Rothenbach vom Grauen Star, wird aber dann von den missgünstigen Scharlatanen und ihren Schergen brutal vor die Residenz (Bleichanger-Kapelle) des übelgelaunten Landgrafen Karl von Hessen-Kassel (Michael Trapp) geschleppt, der vom vorher verabreichten Pfauenkottrank an einer fürchterlichen Magenverstimmung leidet. Erst das Einschreiten der Landgräfin (Kerstin Manner) und ein helfender Trunk Eisenbarths wenden die Entwicklung zum Guten.
Eisenbarth erhält das begehrte Privileg und darf dann in einer ausladenden Szene unter dem Titel "Feldlager" am Spielort Museum den landgräflichen Hauptmann heilen. Ob dieses Erfolgs zieht der Wanderdoktor dann unter musikalischer Begleitung des Spielmannszugs auf dem Marktplatz ein. Dort hat sich Carla zwischenzeitlich mit einer zwielichtigen Gruppe eingelassen, die sich schließlich als werbewirksame Gaukler-Truppe erweist. Dahinter stehen die Akrobaten des Ortenburg-Gymnasiums, die eine faszinierende Abschluss-Show mit Pyramidenbau, Jongleuren und Feuerspuckern bieten.
Die Mitwirkenden
- 36 Schauspieler und Schauspielerinnen
- 20 Helfer hinter den Kulissen: Bühnenbau, Licht und Ton, Kostüm, Maske, Requisite
- 15 Kinderchor Pusteblume (Leitung Maria Ahlemeyer)
- 20 Kolping-Spielmannszug (Leitung Reinhard Lößl)
- 25 Gaukler des Ortenburg-Gymnasiums (Leitung Johannes Balletshofer)
- Regie: Stefan Eiser
- Festspielleitung: Bianca Reil
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