Corona hat die Menschen vieles gelehrt, und vieles mussten die Menschen schmerzlich vermissen. Am häufigsten wurde das Fehlen von Gemeinschaft beklagt: niemanden treffen können, später allenfalls mit dem nötigen Abstand. Gemeinschaft bedeutet Heimat, Geborgenheit und auch die Sicherheit, sich auf Freunde und Bekannte verlassen zu können, wenn gerade Bedarf besteht. Das alles wird auch Bewohnern von Oberölbühl bewusst geworden sein, als sie vor nunmehr 25 Jahren daran gingen, sich zusammenzutun und eine Ortsgemeinschaft zu gründen.
Oberölbühl hatte sich zu einer stolzen Ortschaft entwickelt, selbstverständlich kannte man sich gut untereinander. Es sollte aber noch mehr werden: Eine offiziell bestehende und festgeschriebene Gemeinschaft bedeutete Aufwertung - auch, das Potenzial des ohnehin gut funktionierenden Zusammenlebens optimal nutzen zu können. Das zeigte sich bereits beim Bau eines Bolzplatzes 1996: das Ereignis, das als Impuls für die Gründung gelten kann. Den von der Gemeinde genehmigten Bolzplatz bauten die „Ölbühler“ zum Großteil in Eigenleistung; auch der damalige Bürgermeister Karl Söllner hatte dafür öfter die blaue Latzhose angezogen und half mit. Nun aber musste nach Wunsch der Gemeinde ein Bolzplatzsprecher gefunden werden, Horst Ulbrich übernahm dieses Amt. Eine solche Aktion mit bis zu 15 Helfern an manchen Tagen schweißt zusammen und deshalb war schnell klar, dass die so entstandene Gemeinschaft nicht mehr zerbrechen durfte.
Bei einer gut besuchten Versammlung in der „Waldeslust“ wurden Nägel mit Köpfen gemacht und im November 1996 entstand die „Ortsgemeinschaft Oberölbühl“ mit ihrem Vorsitzenden Reinhold Fechtel, der das Amt von Horst Ulbrich übernommen hatte. Aller Anfang ist schwer und das galt auch für den neu ins Leben gerufenen Verein, der sich erst einmal richtig formieren musste. Welche Aufgabe soll der Verein denn haben? Er soll ganz sicher die Interessen aller Bürger vertreten. Das bedarf vor allem eines harmonisch zusammenarbeitenden Vorstands. Der neu gebildete Zusammenschluss stand in den Kinderschuhen und musste nun beginnen, zu wachsen. Das tat er, weil sich die Mitglieder für die kommende Zeit viele gemeinschaftsfördernde Aktionen vorgenommen hatten: Maibaum, Straßenfest und vieles mehr; vor allem kündete der sieben Meter hohe Christbaum vom Anbruch einer neuen Zeit in Oberölbühl. Endlich sollte auch die witterungsbedingt verschobene Einweihung des Bolzplatzes stattfinden.
Anschluss an Siedlerbund
Noch aber war der Verein nicht offiziell gegründet. Der feste Vorsatz war aber da, ein Treffen kam am 15. März im Gasthaus „Waldeslust“ zustande. Der damalige Vorsitzende des Siedlerbundes Otto Benner war anwesend, weil die Frage im Raum stand, ob sich die neue Gemeinschaft dem Verband anschließen sollte. Für einen Anschluss plädierte auch Bürgermeister Karl Söllner. Ölbühl müsse sich entwickeln. Und je besser die Ortsgemeinschaft organisiert sei, desto schneller geschehe das. Das überzeugte die meisten, und so erfolgte der Anschluss.
24 Leute hatten sich an diesem Abend bereits dem neuen Verein in der Gemeinde Brand angeschlossen. Am 18. April wurde gewählt. Die Versammlung entschied sich für Berthold Kutsch als Ersten Vorsitzenden, Stellvertreter wurde Horst Ulbrich. Der neue Vorstand machte sich sofort an die Arbeit und schon zwei Wochen später gab es eine Premiere: Unter großer Beteiligung und zur Freude aller Bewohner wurde der erste Maibaum aufgestellt.
Nun herrschte in Oberölbühl eine gewisse gemeinschaftsfördernde Regelmäßigkeit: der jährliche Maibaum, Straßenfest, gemeinsame Fahrten und Ausflüge, die jährliche Kirwa-Wanderung, Christbaum, vor allem waren die Nikolausfeiern äußerst beliebt. Auch zahlreiche Brander begaben sich immer dorthin, um Sankt Nikolaus bei Bratwurst-Duft und Lebkuchen zu begrüßen. Witterungsbedingt kam er immer anders: Pferdegespann mit Schlitten oder Kutsche, auch Hundeschlitten. Und immer hatte Nikolaus für die Kleinen ein Geschenk dabei.
Noch eine große Errungenschaft kennzeichnete das Jahr 1998. Alle halfen zusammen, um am Waldrand einen Geräteschuppen zu errichten, ein Vertikutierer wurde angeschafft. Grillabende und Weißwurst-Frühstück wurden angeboten. Viele halfen schon bei den Vorbereitungen zusammen. 2001 sah man die Neuerung in Ölbühl von weitem und in den Berichten bei der Jahreshauptversammlung tauchte dann auch die Anschaffung einer Weihnachtsbeleuchtung als Highlight des abgelaufenen Jahres auf. Je besser die Angebote angenommen wurden, desto mehr entstand das Gefühl von Zusammenhalt und desto mehr war der Wert einer gut funktionierenden Ortsgemeinschaft erkennbar.
Doch da ist auch Kreativität und Vielfalt gefragt, um die Mitglieder bei der Stange zu halten. Ein Oldie-Abend etwa zog nicht nur Gäste aus Oberölbühl an. Das Schwelgen in Nostalgie, in alten Rhythmen und Schlagern bedeutete nicht weniger als ein wenig Sehnsucht nach der sogenannten guten alten Zeit.
Mitwirken bei Sommerlounge
2017 erfolgte ein Wechsel: Nach neunjähriger Tätigkeit als Vorsitzender trat Michael Müller nicht mehr an, ihm folgte Christian Kutsch, der weiterhin die Beibehaltung der etablierten Veranstaltungen pflegte. Nach drei Jahren dankten ihm die Mitglieder für seine erfolgreiche Arbeit an der Spitze durch Wiederwahl. Stets sind zu den Jahreshauptversammlungen die jeweils amtierenden Bürgermeister eingeladen. Ausnahmslos bestätigten sie der Ortsgemeinschaft wertvolles Engagement, auch für die Gemeinde. In diesem Jahr gilt dies für die Mitarbeit bei der Sommerlounge. Die Feierlichkeiten zum Jubiläum können in diesem von Pandemie und Krieg in Osteuropa geprägten Jahr nur auf Sparflamme abgehalten werden.
Die Ortsgemeinschaft Oberölbühl
- 1996: Bau eines Bolzplatzes
- November 1996:: „Ortsgemeinschaft Oberölbühl“ entsteht; Vorsitzender Reinhold Fechtel
- 15. März 1997: Anschluss an Siedlergemeinschaft
- 18. April 1997: Wahlen, Berthold Kutsch wird Vorsitzender, sein Stellvertreter Horst Ulbrich
- Feste: Maibaum, Straßenfest, Fahrten und Ausflüge, Kirwa-Wanderung, Christbaum, Nikolausfeiern
- 1998: Bau eines Geräteschuppens
- 2001: Anschaffung Weihnachtsbeleuchtung
- seit 2017: neuer Vorsitzender Christian Kutsch
















Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.