Der KAB-Ortsverband Pechbrunn hatte gemeinsam mit der Katholischen Erwachsenenbildung Tirschenreuth zum Infoabend ins Pfarrheim eingeladen. KEB-Beauftragte Monika Schmiedel hieß dazu zahlreiche Zuhörer willkommen und richtete Dankesworte an Pfarrer Robert Ploß und den Referenten des Abends, Dr. Tobias Schindler, Leitender Oberarzt für Anästhesie und Intensivmedizin am Klinikum Fichtelgebirge.
Gleich zu Beginn wies Dr. Schindler darauf hin, dass der Vortrag keinen Erste-Hilfe-Kurs ersetzen solle und könne. Ziel sei es, Symptome häufiger Notfallsituationen aufzuzeigen, so dass mögliche Helfer Situationen richtig einschätzen und rechtzeitig und korrekt handeln können. "Angst vor Notfällen hat jeder, selbst ein erfahrener Notarzt", betonte Dr. Schindler. Insbesondere befalle Laien oft die Angst, Fehler zu machen. Hinzu kämen Zweifel, ob die Situation wirklich so "schlimm" ist, und Bedenken, dass man sich lächerlich machen könnte. In der Tat sei es oft schwierig, zwischen Notfall und Bagatelle zu unterscheiden. "Dennoch gilt: Lieber ein Notruf zu viel abgesetzt als ein Leben riskiert", so Schindler. "Wichtig ist vor allem, sich zu zwingen, Ruhe zu bewahren und dadurch dem Patienten dessen Angst zunehmen." Auch wenn man bei Notfällen häufig "Gait scho" höre, sei ganz entscheidend, rechtzeitig Hilfe zu holen. "Behandlungschancen sind im Frühstadium fast immer besser."
Bei der Wahl der europaweiten Notrufnummer 112 (ohne Vorwahl) meldet sich die zuständige Integrierte Leitstelle (ILS). Nach dem Beantworten der fünf "W"-Fragen (wer, wo, was, wie, wie viele?) sei es wichtig, nicht zu schnell aufzulegen, um Rückfragen beantworten zu können.
Dr. Schindler zeigte die Symptome häufig auftretender Notfälle auf und ging unter anderem ein auf Schlaganfall, epileptischen Anfall, Zuckerentgleisung bei Diabetikern, Atemwegs- und Lungenentzündungen, allergischen Schock, Kreislauferkrankungen, Magen-Darm-Blutungen und Brüche. Beim Hinzukommen zu einem Unfall gehe Eigensicherung vor, denn leider passiere es immer häufiger, dass der Ersthelfer zum Verunglückten werde.
Sehr viele Emotionen kämen ins Spiel, wenn Kinder in Not seien. Fieberkrämpfe, starke Atembeschwerden bei Infekten oder andere Probleme beim Kind könnten für die Eltern ein traumatisches Ereignis sein. "Da gilt in allen Fällen, Ruhe bewahren, Notruf absetzen und dem Kind die Angst nehmen", betonte Schindler.
Schließlich ging Dr. Schindler auch noch auf den akuten plötzlichen Herzinfarkt ein. Ursache für den plötzlichen Herztod sind in 80 Prozent der Fälle Rhythmusstörungen (Kammerflimmern). Sollte bei einem bewusstlosen Opfer keine Atmung mehr festgestellt werden, müsse sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen werden. Rippenbrüche bei der Druckmassage könnten in Kauf genommen werden, denn Rippen wüchsen wieder zusammen - eine nicht durchgeführte Druckmassage führe aber unweigerlich zum Tod. "In Deutschland wird nur bei jedem 10. Patienten, der außerhalb der Klinik einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet, von Ersthelfern eine Wiederbelebung begonnen", so Dr. Schindler.
Die effektivste Behandlung bei Kammerflimmern sei die Defibrillation, deren Erfolgswahrscheinlichkeit sinke aber mit der Zeit. Pro Minute reduziere sich die Überlebenswahrscheinlichkeit um 10 Prozent. Zur Funktion des Defibrillators erklärte der Referent, dass dieser selbsterklärend die einzelnen Schritte vorgebe und man diese genau befolgen sollte. Die Herzdruckmassage sollte nicht unterbrochen und so lange fortgesetzt werden, bis das Rettungsteam eintrifft oder der Patient selbstständig atmet und ansprechbar ist.
"Ich hoffe mein Vortrag hat dazu beigetragen, Ihnen ein wenig die Angst vor einem Notfall zu nehmen, und sie dazu ermutigt, nicht wegzuschauen sondern zu handeln", sagte Dr. Schindler. "Jeder kann zum Lebensretter werden."
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