Landrat, Verwaltungsgemeinschaft Niedermurach und Denkmalschutzbehörde: Sie alle sind Adressaten eines offenen Briefs von Heiko Herrmann und seiner Frau Rosemarie, den auch verschiedene Medien als Kopie erhalten haben. Darin prangert der Künstler mit Wohnsitz in Pertolzhofen und München die "Gigantomanie eines ,Holzschuppens'" an, der gleich neben dem denkmalgeschützten Zehentstadel entsteht. 17 Meter Länge, 8 Meter Breite und 7 Meter Höhe, so sind laut Herrmann die Maße der Maschinenhalle mit Holzschuppen, die Bauherr Fritz Landgraf dort errichtet. Er will Fahrzeuge Geräte und Holz lagern, die er für die Waldarbeit braucht.
"Leben wir nicht in einer Zeit, wo es um Flächenfraß unseres schönen Bayernlandes geht?", fragt nun der Künstler. "Dieses Monstrum steht auf einer durchgehenden Betonplatte von mindestens 40 Zentimeter Dicke." Und das ausgerechnet neben einem Denkmal. Denn Herrmann hat zusammen mit seiner Frau 1991 eben jenen denkmalgeschützten Zehentstadel erworben und saniert. "Damals wurde uns versichert, dass das benachbarte Grundstück, auf dem nun dieser ominöse Holzschuppen entsteht, nicht bebaut werden darf", erklärt Herrmann. Der Grund dafür: die ortsnahe Wiese sollte den Blick auf Dorf mit Kirche und damit die Silhouette freihalten. "Dies wurde im Rahmen der damaligen Flurbereinigung und Dorferneuerung festgeschrieben", argumentiert Herrmann in dem offenen Brief. Angesichts von Initiativen wie "Unser Dorf soll schöner werden – unser Dorf hat Zukunft" kann er nicht verstehen, wie es für den "äußerst überdimensionieren Holzschuppen" eine Baugenehmigung geben konnte. Unterschrieben ist der Brief mit "Heiko und Rosemarie Herrmann, die sich seit 30 Jahren in Pertolzhofen um Kunst und Schönheit, wozu auch das Bild eines Dorfes gehört, bemühen".
"Klar, die Sichtverhältnisse treffen den Nachbarn schon, die Halle ist durchaus imposant", räumt Bürgermeister Martin Prey ein. "Aber wir als Gemeinde haben keinen triftigen Grund, um das abzulehnen." Ähnlich sah man dies auch am Landratsamt, und es spielte auch keine Rolle, ob hier ein Landwirt mit einem im Außenbereich privilegierten Vorhaben punkten konnte. "Die Frage, ob das Vorhaben privilegiert ist, ob es also einem land- oder forstwirtschaftlichen Betrieb dient, war aufgrund der Innenbereichslage nicht zu prüfen", versichert Hans Prechtl, Pressesprecher am Schwandorfer Landratsamt auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien. Korrekt sei die Genehmigung auch in Sachen Denkmalschutz. Eine Genehmigung könne man lediglich dann versagen, "wenn ein Denkmal in seinem Erscheinungsbild erheblich beeinträchtigt wird". Und der Zehentstadel sei immerhin über 40 Meter weit weg von dem Neubau. Was die Versprechungen von 1991 betrifft, stellt Prechtl klar, dass weder Dorfwiese noch Silhouette unter speziellem Schutz stehen. "Wir haben rechtlich keine Möglichkeit, die Erlaubnis zu versagen", macht er deutlich und verweist darauf, dass hier ja auch eine typische Bauweise mit Satteldach und Holzverschalung gewählt wurde.
Verwundert zeigt sich Prechtl nun über den Zeitpunkt des Protests. Die Halle sei bereits am 23. November genehmigt worden, auch Herrmann habe als Nachbar eine entsprechende Mitteilung bekommen. Erst vier Monate später habe sich der Künstler deshalb an die Behörde gewandt, über ein halbes Jahr später nun dieser Brief. "Er hätte die Möglichkeit gehabt, rechtlich gegen den Bau vorzugehen", argumentiert der Pressesprecher, "aber jetzt ist die Rechtsbehelfsfrist längst abgelaufen".
"Es ist halt so, wenn irgendwo ein neues Baugebiet hinkommt, müssen die Nachbarn das auch akzeptieren", sagt der Bauherr des in der Kritik stehenden Objekts und verweist auf seine Bemühungen, das Gebäude in üblicher Holzbauweise und mit Dachziegel zu errichten. "Anders wär's billiger", gibt Fritz Landgraf zu bedenken. Er hofft, das sich die Aufregung spätestens dann legt, wenn die Silhouette sich erneut verändert: durch einen von der Dorfgemeinschaft geplanten Vereinsstodl-Anbau und ein mehrstöckiges Vereinsheim. "Wir haben dem Heiko Herrmann wirklich viel zu verdanken, wer weiß, was sonst aus dem Zehentstadel geworden wäre", sagt Bürgermeister Prey und setzt ebenfalls auf die Zeit: "Ich denke, man wird sich irgendwann an den neuen Anblick gewöhnen."
Leben wir nicht in einer Zeit, wo es um Flächenfraß unseres schönen Bayernlandes geht?
Eine Genehmigung kann man hier lediglich dann versagen, wenn ein Denkmal in seinem Erscheinungsbild erheblich beeinträchtigt wird.


















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