Pfreimd
08.10.2023 - 09:27 Uhr

„Kapellenäcker“ bei Iffelsdorf geben archäologische Funde frei

Seit 13 Jahren laufen jeweils im September die archäologischen Grabungen auf den „Kapellenäcker“ an der Straßen von Untersteinbach nach Iffelsdorf. Noch immer sind sie eine Schatzgrube des Frühmittelalters.

Das Maisfeld am Straßenrand nahe Iffelsdorf (Stadt Pfreimd) sieht oberflächlich betrachtet recht unscheinbar aus. Nichts erinnert nur im entfernten daran, dass sich unter seiner Oberfläche ein archäologischer Schatz befindet, der seit nunmehr 13 Jahren zum "Mekka" für Archäologiebegeisterten der Universitäten von Bamberg und Wien geworden ist. In diesem Jahr sind wieder 15 Studierende unter der Leitung von Hans Losert angerückt, um unter den Maisstoppeln nach Zeugnissen der frühgeschichtlichen Besiedelung zu suchen.

Auch heuer war diese mühselige Arbeit wieder von Erfolg gekrönt. Ausgerüstet mit kleinen Kellen und Besen machten sich die Studierenden daran, das Gelände bis zu einer Tiefe von einem Meter akribisch nach Zeugen der Vergangenheit abzusuchen. Bereits zu den Anfängen der Lehrgrabungen im Jahr 2011 entdeckten die jungen Wissenschaftler Hinweise, dass es sich bei dem Flurstück "Kapellenäcker" um ein slawisches Gräberfeld handelt, dessen Entstehung in die Zeit des siebten oder achten Jahrhundert datiert werden konnte. Seither konnten an die 70 Grabstellen geortet und wissenschaftlich untersucht werden. Dabei kamen ganz bedeutende Funde zu Tage, darunter ein Gürtelriemen eines awarischen Kriegers.

Informationen vor Ort

Am "Tag der offenen Grabung", dem vorletzten Tag des Aufenthalts der Wissenschaftler in Iffelsdorf, stelle Grabungsleiter Hans Losert die "Ausbeute" dieses Jahres interessierten Besuchern vor. Darunter waren wieder Millefiorie-Perlen als Grabbeigaben für Kinder, Reste eines Messers, Bruchstücke einer Keramik und ein "frühmittelalterliches Feuerzeug" bestehend aus einem Schlageisen und dem Feuerstein. Anders als ursprünglich geplant, setzten die Studenten in diesem Jahr die Grabungen im südlichen Teil des Flurstückes fort und fanden dabei wieder einige Grabstellen. Dies wertete Losert als sicheres Zeichen, dass sich die Bestattungsstelle noch weiter als ursprünglich angenommen ausdehnt.

Ganz andere Erkenntnisse brachte eine Grabung am gegenüberliegenden Teil des Ackers zu Tages, deren Rückschlüsse bis in unsere Zeit reichen. Vor der Flurbereinigung im Jahre 1955 führte die Straße von Untersteinbach kommend in einer Kurve zur Kapelle am oberen Rand des Ackers und von dort entlang einer Flurterrasse nach Iffelsdorf. In diesem Kurvenbereich wurde von den Leuten der Umgebung Sand für den Eigengebrauch abgebaut. Schon damals stießen die Leute auf Skelettteile der Begrabenen, die sie dann an anderer Stelle fein säuberlich ablagerten. Oft blieben auch die entdeckten Gräber unberührt und der Sandabbau wurde an anderer Stelle fortgesetzt. Dies konnte Losert anhand der unterschiedlichen Bodenschichtungen nachvollziehen. "Bedauerlicherweise wurden damals die Funde nicht gemeldet, so blieb diese Bestattungsstelle lange unentdeckt", musste der Grabungsleiter im Nachhinein feststellen.

Noch offene Fragen

Seit den Anfängen werden die Ausgrabungen vom Kreisheimatpfleger für Archäologie, Kurt Engelhardt, begleitet. Bis heute ist nicht genau bekannt, wo sich genau die Siedlungen befanden, die um die Bestattungsstätte angeordnet waren. Es gibt zwar verschiedene Hinweise, doch es fehlen noch immer die schlüssigen Beweise. Für den Kreisarchäologen gibt es also noch viel zu entdecken. Am Ende der Grabungen dankte Grabungsleiter Hans Losert für das gute Miteinander und die große Unterstützung, die er und seine Mitarbeiter in den vergangenen fünf Wochen erleben durften. Sein Dank galt im Besonderen dem Grundbesitzer, der Familie Reil und dem Pächter des Grundstückes, ohne deren Einverständnis die Grabungen nicht durchgeführt werden könnten.

Finanzielle Unterstützung

Die Ausgrabungen in Iffelsdorf sind für die Studierenden mit hohem finanziellen Aufwand verbunden. Kost und Logis müssen sie aus eigener Tasche begleichen, was für einige nicht so leicht zu stemmen ist. Auch müssen die freiberuflichen Grabungstechniker bezahlt werden. Die Stadt Pfreimd steht hier von Anfang an den Studierenden unterstützend zur Seite. Wie schon die Jahre zuvor, beteiligte sich auch in diesem Jahr der Lions Club Schwandorf mit einer Spende von 2000 Euro. Clubpräsidentin Renate Ahrens übergab den Scheck an Bürgermeister Richard Tischler.

Info:

Ausgrabungen bei Iffelsdorf

  • 1954: Erste Funde bei Iffelsdorf. Drei Keamikgefäße
  • 1973: Weitere Funde des Kreisheimatpflegers Ernst Thomann.
  • 2011: Beginn der Grabungen durch Archäologiestudenten der Uni Bamberg und Wien
  • Grabungsleiter ist Hans Losert (Bamberg)
  • Grabungen finden jährlich von Anfang September bis Anfang Oktober statt.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.