Pflege - quo vadis? Wie geht es mit der Pflege für hilfsbedürftige Menschen weiter und was sollte verbessert werden, damit in Zukunft ausreichend Pflegeplätze mit genügend Pflegekräften zur Verfügung stehen? Auf diese Fragen versuchte Egon Gottschalk, Heimleiter des Schwandorfer Elisabethenheims, bei seinem Vortrag auf Einladung des ÖDP-Kreisverbands im Lokal in der Landgraf-Ulrich-Halle Antworten zu geben. Seit Jahren sei die "Pflege" negativ in den Schlagzeilen. Der Alltag in den Heimen und der ambulanten Pflege, in denen sich Tausende Pfleger täglich vorbildlich für die Menschen einsetzen, sehe jedoch ganz anders aus. Viele Menschen hätten keinen Bezug zur Pflege, bis sie selbst Betroffene sind. Die Kosten für einen Heimpflegeplatz steigen jährlich, da sich auch die Energie- oder Lohnkosten erhöhen. Da die Leistungen aus der Pflegeversicherung nicht so stark anstiegen wie die Pflegekosten, sind mittlerweile in Schwandorf 40 Prozent der Heimbewohner auf die Sozialhilfe angewiesen. Da etwa 70 Prozent der Heimentgelte auf Lohnkosten entfallen, haben nach den Worten des Referenten inzwischen viele Träger versucht, bei den Personalkosten zu sparen. Weil viele private Träger weit unter dem Tarif ihre Mitarbeiter bezahlten, führte dies zu Personalmangel und Überlastung der Pflegekräfte, was wiederum zum schlechten Image der Pflegeberufe beitrug. Die gesetzliche Vorgabe, dass 50 Prozent der Pflegenden ausgebildete Altenpfleger sein müssen, habe mit dem Fachkräftemangel dazu beigetragen, dass etwa zehn Prozent der Heimplätze nicht mehr belegt werden dürfen, obwohl der Bedarf durch die Überalterung der Gesellschaft zunimmt", so Gottschalk.
Ein weiteres drängendes Problem seien die fehlenden Plätze für die Kurzzeitpflege, die dazu führt dass die Menschen nicht mehr wissen wo sie ihre Angehörigen kurzfristig unterbringen können. Gottschalk schlug ein Bündel an Maßnahmen vor. Um die den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten, müsse eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Freizeit und Familie erreicht werden. Vor allem müsse für die Pflegenden die Bürokratie abgebaut werden, damit diese wieder mehr Zeit für die eigentliche Pflege der Menschen haben.
Die Höhe der Pflegekosten und die Zeitdauer der Pflegebedürftigkeit sind im aktuellen System nicht kalkulierbar und stellen ein Risiko für den Einzelnen dar. Allein durch den demografischen Wandel und bereits beschlossene Verbesserungen bei Löhnen und Personalbemessung würden die Kosten in der Pflegeversicherung weiter steigen: der Beitragssatz auf 4,5 Prozent und der Eigenanteil bis zu 1 300 Euro bis 2045. Das überfordere die allermeisten Pflegebedürftigen. Mit dem geforderten Sockel-Spitze-Tausch bleibe der Eigenanteil stabil bei 470 Euro. Der Beitragssatz für die Pflegeversicherung steige bis 2045 auf 5,6 Prozent - nur um 1,1 Punkte mehr als im Referenzmodell im bestehenden System mit erheblich höherem Eigenanteil.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.