Netzbetreiber Tennet hat nun auch seinen finalen Vorschlag für die Trasse des Süd-Ost-Links durch den Norden des Landkreises Schwandorf (Abschnitt C2) vorgelegt. Betroffen sind die Gebiete von Wernberg-Köblitz, Trausnitz und Pfreimd. Umstritten war zunächst vor allem der Verlauf in der Stadt Pfreimd: Nahe Weihern liegt das Einzugsgebiet für die "Brunnenstuben." Aus der Quelle dort gewinnt die Stadt etwa ein Drittel ihres Trinkwassers.
"Unsere Gutachter haben bestätigt, dass die gefundene Trasse das Einzugsgebiet der Quelle nicht gefährdet", sagt Bürgermeister Richard Tischler auf Nachfrage der Oberpfalz-Medien. Die Stadt hatte eine Expertise in Auftrag gegeben, um gegenüber dem Netzbetreiber Alternativen aufzeigen zu können. Der Netzbetreiber hat die Alternativen überprüft und schließlich einem Vorschlag der Stadt zugestimmt, der etwas weiter südlich am Brunnen und dem Einzugsgebiet vorbeiführt. In Gesprächen habe die Stadt klargestellt, dass während des Baus des Süd-Ost-Links auf der nun vorgesehenen Trasse ein enges Monitoring nötig sei, um Beeinträchtigungen zu vermeiden. Tischler zeigte sich mit dem Verlauf der Gespräche und dem Ergebnis zufrieden. "Wir haben das Maximale rausgeholt", so Tischler.
Torsten Grampp, Pressesprecher der Tennet, nannte gegenüber Oberpfalz-Medien die Gespräche mit der Stadt "konstruktiv". Nach entsprechenden Bewertungen durch Fachleute habe sich ergeben, dass der nun gefundene Trassenvorschlag keine archäologischen Relevanzflächen kreuze, die Erdkabelstrecke weniger durch starke Hangneigungen verlaufe und vor allem zusätzlicher Waldeinschlag von über 10.000 Quadratmetern vermieden werden könne. Deshalb habe der Netzbetreiber seinen ursprünglichen Vorschlag verworfen. Es sei dargelegt worden, dass die Trasse der Erdkabelleitung während des Betriebs keine Auswirkungen für das Wassereinzugsgebiet haben werde. "Die Stadt Pfreimd hat uns zudem mitgegeben, während der Bauphase der Leitung geschulte Fachfirmen und umweltschonende Betriebsstoffe für die Maschinen in diesem Bereich zu verwenden. Diese Forderungen der Stadt Pfreimd werden wir in jedem Fall ernst nehmen und ein besonderes Augenmerk auf den Bauablauf in der Region Pfreimd legen", so Grampp gegenüber Oberpfalz-Medien.
Etwas weiter weg von Losau: Das wäre der Wunsch des Marktes Wernberg-Köblitz und von Bürgermeister Konrad Kiener gewesen. Dass das kaum gelingen werde, sei aber schon nach der Festlegung des Trassenkorridors klar gewesen, sagte der Bürgermeister auf Nachfrage. Die Trasse des SOL läuft östlich am Ortsteil vorbei, immer nahe an der Gemeindegrenze nach Trausnitz und Leuchtenberg (Kreis Neustadt-Waldnaab). Auch die Querung der Autobahn A6 östlich von Deindorf liegt noch knapp auf Wernberger Gebiet. Dass die betroffenen Eigentümer nicht begeistert von dem Eingriff sind, sei klar, sagte Kiener. Die Notwendigkeit des SOL sei unbestritten, so Kiener.
Nur rund 300 Meter verläuft der SOL auf Gebiet der Gemeinde Trausnitz, nahe des Ortsteils Söllitz. Ein möglichst großer Abstand zum Ortsteil Söllitz sei auch hier Ziel gewesen, sagte Bürgermeister Martin Schwandner gegenüber Oberpfalz-Medien. Zwar sei das einmal vorgesehene Baugebiet hier aktuell zurückgestellt. Dennoch bleiben nun laut Schwandner noch "Luft für Erweiterungen". Die Absichten der Nachbarn Wernberg-Köblitz und Trausnitz wären gleichzeitig kaum erfüllbar: Der SOL verläuft zwischen Söllitz und Losau.
Nächster Schritt seien nun persönliche Gespräche mit den Grundstückseigentümern, kündigte Grampp an. Die Entscheidung über den endgültigen Verlauf der Erdkabel fällt die Bundesnetzagentur in einem Planfeststellungsverfahren, zu dem auch eine erneute Öffentlichkeitsbeteiligung gehört. Der genaue Verlauf und der Stand der Planungen können im Netz bei Tennet und bei der Bundesnetzagentur abgerufen werden.
Der Süd-Ost-Link ist eine Gleichstrom-Hochspannungsleitung und wird als Erdkabel verlegt. Der SOL soll erneuerbaren Strom aus Norddeutschland nach Bayern bringen. Im Freistaat sind rund 270 Kilometer der Leitung geplant. Startpunkte der beiden Leitungen sind Klein Rogahn (bei Schwerin) und Wolmirstedt (bei Magdeburg). Ziel sind die stillgelegten "Isar"-Atomkraftwerke bei Landshut.
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