Ensembleleiter Alois Meindl begann um 18 Uhr auf dem Dorfplatz seine Ansprache für die erfreulich vielen Zuschauer mit den ironischen Worten: „Seid gegrüßt bei herrlichem Sonnenschein – heut Nachmittag halt.“ Die Niederschläge hatten wohl eine noch größere Besucherzahl abgehalten zu kommen.
Ein Anger war in früheren Zeiten ein von allen Bewohnern genutzter, grasbewachsener Dorfplatz, der dem „Ûf dem Anger“, dem zweiten Teil der historischen „Carmina Burana“, seinen Namen gab. So ließ sich schon vom Örtlichen her ein Zusammenhang zwischen der heutigen Zeit und dem Mittelalter herstellen, der durch die entsprechenden Musikinstrumente sowie die historischen Gewänder der Musiker und Tänzer noch verstärkt wurde.
Die „Amici“ aus dem Raum Pirk/Weiden existieren seit 1993 in wechselnder Besetzung, präsentieren mittelalterliche Musik und brachten bereits drei CDs und eine DVD heraus. Neben Alois Meindl (Dudelsäcke, Gitarre und Gesang) wirken Jonathan Hoffmann (Dudelsack), Micaela Hoffmann (Tanz), Markus Lang und Sebastian Meindl (Dudelsäcke und Rauschpfeifen), Petra Rothmund (Fidel) sowie Dominik Höcht mit der Davul, einer großen orientalischen Rahmentrommel, mit.
Die Gruppe hatte die acht Mädchen und Burschen Barbara, Johanna, Lisa und Vorsitzende Stefanie sowie Georg, Johannes, Markus und Raphael vom Kirwaverein Pirk überzeugt, mit ihr gemeinsam zur Allerweltskirchweih die historische Veranstaltung in Tunikas als Obergewand mit alten Tänzen zu bereichern. Diese hatten Micaela, Petra und Alois mit ihnen einstudiert.
Da der Kirwabaum seit der Pirker Kirchweih im Juli noch auf dem Dorfplatz stand, bot sich die Gelegenheit, um ihn herum zur Begleitung der Spielleute zu tanzen. Mit dem bretonischen, heute noch in Frankreich aufgeführten Reigentanz „Andro Gallego“ aus dem 15. Jahrhundert mit seinen charakteristischen Armbewegungen zogen die Tänzerinnen und Tänzer auf den Dorfplatz ein und ernteten für ihre Darbietungen viel Applaus.
Danach folgten zwei Rundtänze: der „Branle Pinagay“ aus der Renaissance und der „Branle Maidre de la Maison“, dessen Tanzschritte erstmals von Thoinot Arbeau im 16. Jahrhundert aufgeschrieben wurden. Nach dem lustigen italienischen Tanz „Schiaraluza Marazula“ aus der Frührenaissance wurden einige Zuschauer spontan in die nächsten Tänze und deren Schritte und Bewegungen eingebunden. Nach Petras kurzer Erklärung meiterten sie das bravourös. „Ali ben“, dessen Tanzschritte sich Meindl selbst ausgedacht hat, und Musik und Tanz aus Ungarn mit „Der Weg des Teufels“ waren gemeinsam kein Problem.
Am Ende zogen die Tänzer und das Publikum gemeinsam vorbei an loderndem Feuer zu den Sitzgelegenheiten und Stehtischen im Hinterhof der „Genussschmiede“, die zu deftiger „Speis und Trank“ geladen hatte. In dieser „Taverne“ sorgten dann wieder die „Amici“ mit ihrem Tabernenspiel, mit mittelalterlichen Liedern und Weisen aus dem europäischen Raum, für musikalische Kurzweil.
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