37 Mal ging die Auszeichnung "Naturgarten" seit 2019 an Gartenbesitzer im Landkreis Tirschenreuth. In diesem Jahr sind die Urkunde und die dazugehörige Plakette erst jetzt zum ersten Mal übergeben worden, wie Kreisfachberaterin Manuela Pappenberger informiert: an Anneliese und Stephan Andörfer in Pleußen.
Wer am Siedlungsweg in Pleußen am Anwesen der Andörfers vorbei kommt, kann nicht erahnen, welch ein Garten hinter dem Haus zu finden ist. Auf 600 Quadratmetern erstreckt sich die Anlage, in der sich auch eine sechsköpfige Hühnerschar wohlfühlt. Die Tiere laufen lebhaft umher, stets auf der Suche nach etwas zum Fressen. "Wir bekommen täglich bis zu drei frische Eier", freut sich Anneliese Andörfer (56) über den ausgeprägten Bruttrieb der englischen Rasse "Orpington".
Mit Ernte sehr zufrieden
Hühner sind jedoch keine Voraussetzung für das Zertifikat "Naturgarten", hierfür zählen unter anderem Art und Vielfalt der Pflanzen sowie das Vorgehen bei Bepflanzung und Pflege. "Die Familie Andörfer übererfüllt die Kriterien bei weitem", betont Manuela Pappenberger. Der Garten ist geprägt von verschiedensten Sträuchern und Bäumen, Flieder sticht ebenso ins Auge wie Holunder oder Haselnuss. In Beeten und einem Gewächshaus werden Salate, Kohl, Kohlrabi, Tomaten, Paprika, Birnenmelonen und Knoblauch angebaut. Mit der Ernte sei Anneliese Andörfer heuer sehr zufrieden: "Die ist wirklich toll ausgefallen."
Ein Apfelbaum sei zu Anneliese Andörfers Geburt im Garten ihres Elternhauses gepflanzt worden, wie die 56-Jährige erzählt. "Der bringt heute reichlich Frucht." Auch ein Kornelkirsch- und ein Zwetschgenbaum stehen im Garten. Ein Blickfang ist eine Weinrebe an der Pergola. "Ich bekomme bei der Ernte bis zu 40 Kilogramm Weintrauben", freut sich die dreifache Mutter, die in Mitterteich das Fachgeschäft "Natürlich Blumen" führt. "Wir haben den Naturgarten Schritt für Schritt ausgebaut", sagt Stephan Andörfer (58). "Beraten hat uns damals Kreisfachberater Harald Schlöger." Dieser leitet auch heute noch mit Manuela Pappenberger die Fachstelle am Landratsamt.
Wichtig ist den Andörfers, dass keine exotischen Pflanzen in den Garten kommen, sondern nur einheimische Gewächse. "Einen Bonsai werden Sie hier nicht finden", betont das Ehepaar. Verwendet werden auch nur regionale Materialien wie etwa Feldsteine, der Zaun ist aus heimischem Holz. Zur Wasserversorgung steht eine Zisterne zur Verfügung, die bis zu zwei Kubikmeter Regenwasser fasst.
Pflege wird geteilt
Die Pflege des Gartens teilt sich das Ehepaar. "Meine Frau hat den grünen Daumen, ich bin nur fürs Rasenmähen zuständig", erklärt Stephan Andörfer lächelnd. "Unser Naturgarten will seine Herren täglich sehen", ergänzt Andörfer und meint damit, dass schon einiges an zeitintensiver Arbeit anfalle. "Wir kompostieren den Grasschnitt oder nehmen ihn zum Mulchen", sagt Andörfer in Bezug auf das Mähen, das seiner Ansicht nach in regelmäßigen Abständen nötig sei. Für Anneliese Andörfer sei der tägliche Einsatz im Garten aber keine Bürde, vielmehr könne sie beim Werkeln und bei der Pflege dort gut entspannen. "Eigentlich haben wir einen pflegeleichten Garten, Natur halt", sagt Anneliese Andörfer.
Zum Ausruhen oder einfach nur zum Genießen der Idylle lädt eine Bank bei einem kleinen Teich ein. Dort finden sich neben vielen Insekten auch kleine Frösche und Wasserschnecken. Der Garten sei ein idealer Ort zum Entspannen, sind sich die Andörfers einig. Dorthin nimmt der Waldsassener Stadtkämmerer auch gerne mal ein kühles Zoiglbier mit, um einen anstrengenden Tag ausklingen zu lassen.
Zertifikat "Naturgarten"
- Programm „Bayern blüht – Naturgarten“ aufgelegt von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Zusammenarbeit mit dem Bezirksverband für Gartenkultur und Landespflege Niederbayern sowie dem Verband der Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege in Bayern
- Prüfung der Erfüllung erforderlicher Kriterien durch telefonische Befragung und Gartenbegehung durch zwei Juroren, danach Entscheidung über Vergabe des Titels „Naturgarten“ mit Überreichung einer Plakette
- Kernkriterien: Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und chemisch-synthetischen Dünger, Verzicht auf Torf zur Bodenverbesserung, Schaffung einer hohen ökologischen Vielfalt (etwa durch Stauden, Hecken, Gehölze, extensive Grünfläche mit "wildem Eck")
- Zertifikat im Landkreis Tirschenreuth seit 2019 insgesamt 37 Mal vergeben
- Nähere Informationen und Anmeldung bei der Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: https://www.kreis-tir.de/landratsamt/gartenkultur/kreisfachberatung-fuer...
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